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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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satt, welches ihnen die gute Frau Manz ge¬
währte, und blieben wieder, wo es ihnen woh¬
ler war und sie über die wunderliche Wirth¬
schaft lachen konnten; nur dann und wann er¬
schien ein Einzelner, der ein Glas trank und die
Wände angähnte, oder es kam ausnahmsweise
eine ganze Bande, die armen Leute mit einem
vorübergehenden Trubel und Lärm zu täuschen.
Es ward ihnen angst und bange in dem engen
Mauerwinkel, wo sie kaum die Sonne sahen,
und Manz, welcher sonst gewohnt war, Tage
lang in der Stadt zu liegen, fand es jetzt un¬
erträglich zwischen diesen Mauern. Wenn er an
die freie Weite der Felder dachte, so stierte er
finster brütend an die Decke oder auf den Bo¬
den, lief unter die enge Hausthüre und wieder
zurück, da die Nachbaren den bösen Wirth, wie sie
ihn schon nannten, angafften. Nun dauerte es
aber nicht mehr lange und sie verarmten gänz¬
lich und hatten gar nichts mehr in der Hand;
sie mußten, um etwas zu essen, warten bis Ei¬
ner kam und für wenig Geld etwas von dem
noch vorhandenen Wein verzehrte, und wenn er
eine Wurst oder dergleichen begehrte, so hatten

ſatt, welches ihnen die gute Frau Manz ge¬
währte, und blieben wieder, wo es ihnen woh¬
ler war und ſie über die wunderliche Wirth¬
ſchaft lachen konnten; nur dann und wann er¬
ſchien ein Einzelner, der ein Glas trank und die
Wände angähnte, oder es kam ausnahmsweiſe
eine ganze Bande, die armen Leute mit einem
vorübergehenden Trubel und Lärm zu täuſchen.
Es ward ihnen angſt und bange in dem engen
Mauerwinkel, wo ſie kaum die Sonne ſahen,
und Manz, welcher ſonſt gewohnt war, Tage
lang in der Stadt zu liegen, fand es jetzt un¬
erträglich zwiſchen dieſen Mauern. Wenn er an
die freie Weite der Felder dachte, ſo ſtierte er
finſter brütend an die Decke oder auf den Bo¬
den, lief unter die enge Hausthüre und wieder
zurück, da die Nachbaren den böſen Wirth, wie ſie
ihn ſchon nannten, angafften. Nun dauerte es
aber nicht mehr lange und ſie verarmten gänz¬
lich und hatten gar nichts mehr in der Hand;
ſie mußten, um etwas zu eſſen, warten bis Ei¬
ner kam und für wenig Geld etwas von dem
noch vorhandenen Wein verzehrte, und wenn er
eine Wurſt oder dergleichen begehrte, ſo hatten

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[250/0262] ſatt, welches ihnen die gute Frau Manz ge¬ währte, und blieben wieder, wo es ihnen woh¬ ler war und ſie über die wunderliche Wirth¬ ſchaft lachen konnten; nur dann und wann er¬ ſchien ein Einzelner, der ein Glas trank und die Wände angähnte, oder es kam ausnahmsweiſe eine ganze Bande, die armen Leute mit einem vorübergehenden Trubel und Lärm zu täuſchen. Es ward ihnen angſt und bange in dem engen Mauerwinkel, wo ſie kaum die Sonne ſahen, und Manz, welcher ſonſt gewohnt war, Tage lang in der Stadt zu liegen, fand es jetzt un¬ erträglich zwiſchen dieſen Mauern. Wenn er an die freie Weite der Felder dachte, ſo ſtierte er finſter brütend an die Decke oder auf den Bo¬ den, lief unter die enge Hausthüre und wieder zurück, da die Nachbaren den böſen Wirth, wie ſie ihn ſchon nannten, angafften. Nun dauerte es aber nicht mehr lange und ſie verarmten gänz¬ lich und hatten gar nichts mehr in der Hand; ſie mußten, um etwas zu eſſen, warten bis Ei¬ ner kam und für wenig Geld etwas von dem noch vorhandenen Wein verzehrte, und wenn er eine Wurſt oder dergleichen begehrte, ſo hatten

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/262>, abgerufen am 25.11.2024.