liche Bäuerin für den fleißigen Meister mitge¬ sandt, und außerdem waren da noch verpackt allerlei seltsam gestaltete angebissene Äpfel und Birnen, welche die Kinder am Wege aufgelesen, und eine völlig nackte Puppe mit nur einem Bein und einem verschmierten Gesicht, welche wie ein Fräulein zwischen den Broden saß und sich behaglich fahren ließ. Dies Fuhrwerk hielt nach manchem Anstoß und Aufenthalt endlich auf der Höhe im Schatten eines jungen Lindenge¬ büsches, welches da am Rande des Feldes stand, und nun konnte man die beiden Fuhrleute näher betrachten. Es war ein Junge von sieben Jah¬ ren und ein Dirnchen von fünfen, beide gesund und munter und weiter war nichts Auffälliges an ihnen, als daß beide sehr hübsche Augen hatten und das Mädchen dazu noch eine bräun¬ liche Gesichtsfarbe und ganz krause dunkle Haare, welche ihm ein feuriges und treuherziges Anse¬ hen gaben. Die Pflüger waren jetzt auch wie¬ der oben angekommen, steckten den Pferden et¬ was Klee vor und ließen die Pflüge in der halb vollendeten Furche stehen, während sie als gute Nachbaren sich zu dem gemeinschaftlichen Imbiß
liche Bäuerin für den fleißigen Meiſter mitge¬ ſandt, und außerdem waren da noch verpackt allerlei ſeltſam geſtaltete angebiſſene Äpfel und Birnen, welche die Kinder am Wege aufgeleſen, und eine völlig nackte Puppe mit nur einem Bein und einem verſchmierten Geſicht, welche wie ein Fräulein zwiſchen den Broden ſaß und ſich behaglich fahren ließ. Dies Fuhrwerk hielt nach manchem Anſtoß und Aufenthalt endlich auf der Höhe im Schatten eines jungen Lindenge¬ büſches, welches da am Rande des Feldes ſtand, und nun konnte man die beiden Fuhrleute näher betrachten. Es war ein Junge von ſieben Jah¬ ren und ein Dirnchen von fünfen, beide geſund und munter und weiter war nichts Auffälliges an ihnen, als daß beide ſehr hübſche Augen hatten und das Mädchen dazu noch eine bräun¬ liche Geſichtsfarbe und ganz krauſe dunkle Haare, welche ihm ein feuriges und treuherziges Anſe¬ hen gaben. Die Pflüger waren jetzt auch wie¬ der oben angekommen, ſteckten den Pferden et¬ was Klee vor und ließen die Pflüge in der halb vollendeten Furche ſtehen, während ſie als gute Nachbaren ſich zu dem gemeinſchaftlichen Imbiß
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0225"n="213"/>
liche Bäuerin für den fleißigen Meiſter mitge¬<lb/>ſandt, und außerdem waren da noch verpackt<lb/>
allerlei ſeltſam geſtaltete angebiſſene Äpfel und<lb/>
Birnen, welche die Kinder am Wege aufgeleſen,<lb/>
und eine völlig nackte Puppe mit nur einem<lb/>
Bein und einem verſchmierten Geſicht, welche<lb/>
wie ein Fräulein zwiſchen den Broden ſaß und<lb/>ſich behaglich fahren ließ. Dies Fuhrwerk hielt<lb/>
nach manchem Anſtoß und Aufenthalt endlich auf<lb/>
der Höhe im Schatten eines jungen Lindenge¬<lb/>
büſches, welches da am Rande des Feldes ſtand,<lb/>
und nun konnte man die beiden Fuhrleute näher<lb/>
betrachten. Es war ein Junge von ſieben Jah¬<lb/>
ren und ein Dirnchen von fünfen, beide geſund<lb/>
und munter und weiter war nichts Auffälliges<lb/>
an ihnen, als daß beide ſehr hübſche Augen<lb/>
hatten und das Mädchen dazu noch eine bräun¬<lb/>
liche Geſichtsfarbe und ganz krauſe dunkle Haare,<lb/>
welche ihm ein feuriges und treuherziges Anſe¬<lb/>
hen gaben. Die Pflüger waren jetzt auch wie¬<lb/>
der oben angekommen, ſteckten den Pferden et¬<lb/>
was Klee vor und ließen die Pflüge in der halb<lb/>
vollendeten Furche ſtehen, während ſie als gute<lb/>
Nachbaren ſich zu dem gemeinſchaftlichen Imbiß<lb/></p></div></body></text></TEI>
[213/0225]
liche Bäuerin für den fleißigen Meiſter mitge¬
ſandt, und außerdem waren da noch verpackt
allerlei ſeltſam geſtaltete angebiſſene Äpfel und
Birnen, welche die Kinder am Wege aufgeleſen,
und eine völlig nackte Puppe mit nur einem
Bein und einem verſchmierten Geſicht, welche
wie ein Fräulein zwiſchen den Broden ſaß und
ſich behaglich fahren ließ. Dies Fuhrwerk hielt
nach manchem Anſtoß und Aufenthalt endlich auf
der Höhe im Schatten eines jungen Lindenge¬
büſches, welches da am Rande des Feldes ſtand,
und nun konnte man die beiden Fuhrleute näher
betrachten. Es war ein Junge von ſieben Jah¬
ren und ein Dirnchen von fünfen, beide geſund
und munter und weiter war nichts Auffälliges
an ihnen, als daß beide ſehr hübſche Augen
hatten und das Mädchen dazu noch eine bräun¬
liche Geſichtsfarbe und ganz krauſe dunkle Haare,
welche ihm ein feuriges und treuherziges Anſe¬
hen gaben. Die Pflüger waren jetzt auch wie¬
der oben angekommen, ſteckten den Pferden et¬
was Klee vor und ließen die Pflüge in der halb
vollendeten Furche ſtehen, während ſie als gute
Nachbaren ſich zu dem gemeinſchaftlichen Imbiß
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/225>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.