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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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ben, wenn es nicht abermals rückwärts gehen
soll. Wenn es Euch Lust macht hie und da ein
wenig mitzuhelfen und Euch die Sache anzusehen,
so ist es zu Eurem Zeitvertreib hinreichend, daß
Ihr es thut. Wenn Ihr aber nicht nur mein
Vater, sondern sogar ein Engel vom Himmel
wäret, so würde ich Euch nicht zum förmlichen
Antheilhaber annehmen, weil Ihr das Werk
nicht gelernt habt und, verzeiht mir meine Un¬
höflichkeit, nicht versteht!" Der Alte wurde
durch diese Rede höchst verstimmt und verlegen,
wußte aber nichts darauf zu erwiedern, da sie
mit großer Bestimmtheit gesprochen war, und er
sah, daß sein Sohn wußte was er wollte. Er
packte seine Reichthümer zusammen und ging aus,
sich in der Stadt umzusehen. Er ging in ver¬
schiedene Wirthshäuser, allein er fand da ein
neues Geschlecht an der Tagesordnung und seine
alten Genossen waren alle längst in die Dunkel¬
heit zurückgetreten. Zudem hatte er in Amerika
doch etwas andere Manieren bekommen. Er
hatte sich gewöhnen müssen, sein Gläschen ste¬
hend zu trinken, um unverweilt dem Drange

ben, wenn es nicht abermals rückwärts gehen
ſoll. Wenn es Euch Luſt macht hie und da ein
wenig mitzuhelfen und Euch die Sache anzuſehen,
ſo iſt es zu Eurem Zeitvertreib hinreichend, daß
Ihr es thut. Wenn Ihr aber nicht nur mein
Vater, ſondern ſogar ein Engel vom Himmel
wäret, ſo würde ich Euch nicht zum förmlichen
Antheilhaber annehmen, weil Ihr das Werk
nicht gelernt habt und, verzeiht mir meine Un¬
höflichkeit, nicht verſteht!« Der Alte wurde
durch dieſe Rede höchſt verſtimmt und verlegen,
wußte aber nichts darauf zu erwiedern, da ſie
mit großer Beſtimmtheit geſprochen war, und er
ſah, daß ſein Sohn wußte was er wollte. Er
packte ſeine Reichthümer zuſammen und ging aus,
ſich in der Stadt umzuſehen. Er ging in ver¬
ſchiedene Wirthshäuſer, allein er fand da ein
neues Geſchlecht an der Tagesordnung und ſeine
alten Genoſſen waren alle längſt in die Dunkel¬
heit zurückgetreten. Zudem hatte er in Amerika
doch etwas andere Manieren bekommen. Er
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[205/0217] ben, wenn es nicht abermals rückwärts gehen ſoll. Wenn es Euch Luſt macht hie und da ein wenig mitzuhelfen und Euch die Sache anzuſehen, ſo iſt es zu Eurem Zeitvertreib hinreichend, daß Ihr es thut. Wenn Ihr aber nicht nur mein Vater, ſondern ſogar ein Engel vom Himmel wäret, ſo würde ich Euch nicht zum förmlichen Antheilhaber annehmen, weil Ihr das Werk nicht gelernt habt und, verzeiht mir meine Un¬ höflichkeit, nicht verſteht!« Der Alte wurde durch dieſe Rede höchſt verſtimmt und verlegen, wußte aber nichts darauf zu erwiedern, da ſie mit großer Beſtimmtheit geſprochen war, und er ſah, daß ſein Sohn wußte was er wollte. Er packte ſeine Reichthümer zuſammen und ging aus, ſich in der Stadt umzuſehen. Er ging in ver¬ ſchiedene Wirthshäuſer, allein er fand da ein neues Geſchlecht an der Tagesordnung und ſeine alten Genoſſen waren alle längſt in die Dunkel¬ heit zurückgetreten. Zudem hatte er in Amerika doch etwas andere Manieren bekommen. Er hatte ſich gewöhnen müſſen, ſein Gläschen ſte¬ hend zu trinken, um unverweilt dem Drange

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/217>, abgerufen am 22.11.2024.