Gold angefüllten Gurt, was er alles auf den Tisch warf, und es waren allerdings einige tau¬ send Gulden oder Thaler. Allein er hatte sie nicht nach und nach erworben und verschwieg weislich, daß er diese Habe auf einmal durch irgend einen Glücksfall erwischt, nachdem er sich lange genug ärmlich herumgetrieben in allen nordamerikanischen Staaten. "Dies wollen wir, sagte er, nun sogleich in das Geschäft stecken und mit vereinten Kräften weiter schaffen; denn ich habe eine ordentliche Lust, hier, da es nun geht, wieder an's Zeug zu gehen und den Hun¬ den etwas vorzuspielen, die mich damals fortge¬ trieben." Sein Sohn schenkte ihm aber ruhig ein anderes Glas Wein ein und sagte: Vater, ich wollte Euch rathen, daß Ihr vor der Hand Euch ausruhet und es Euch wohl sein lasset. Eure Schulden sind längst bezahlt und so könnet Ihr Euer Geldchen gebrauchen wie es Euch gut dünkt und ohne dies soll es Euch an nichts bei uns fehlen! Was aber das Geschäft betrifft, so habe ich selbiges von Jugend auf gelernt und weiß nun, woran es lag, daß es Euch damals mißlang. Ich muß aber freie Hand darin ha¬
Gold angefüllten Gurt, was er alles auf den Tiſch warf, und es waren allerdings einige tau¬ ſend Gulden oder Thaler. Allein er hatte ſie nicht nach und nach erworben und verſchwieg weislich, daß er dieſe Habe auf einmal durch irgend einen Glücksfall erwiſcht, nachdem er ſich lange genug ärmlich herumgetrieben in allen nordamerikaniſchen Staaten. »Dies wollen wir, ſagte er, nun ſogleich in das Geſchäft ſtecken und mit vereinten Kräften weiter ſchaffen; denn ich habe eine ordentliche Luſt, hier, da es nun geht, wieder an's Zeug zu gehen und den Hun¬ den etwas vorzuſpielen, die mich damals fortge¬ trieben.« Sein Sohn ſchenkte ihm aber ruhig ein anderes Glas Wein ein und ſagte: Vater, ich wollte Euch rathen, daß Ihr vor der Hand Euch ausruhet und es Euch wohl ſein laſſet. Eure Schulden ſind längſt bezahlt und ſo könnet Ihr Euer Geldchen gebrauchen wie es Euch gut dünkt und ohne dies ſoll es Euch an nichts bei uns fehlen! Was aber das Geſchäft betrifft, ſo habe ich ſelbiges von Jugend auf gelernt und weiß nun, woran es lag, daß es Euch damals mißlang. Ich muß aber freie Hand darin ha¬
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0216"n="204"/>
Gold angefüllten Gurt, was er alles auf den<lb/>
Tiſch warf, und es waren allerdings einige tau¬<lb/>ſend Gulden oder Thaler. Allein er hatte ſie<lb/>
nicht nach und nach erworben und verſchwieg<lb/>
weislich, daß er dieſe Habe auf einmal durch<lb/>
irgend einen Glücksfall erwiſcht, nachdem er ſich<lb/>
lange genug ärmlich herumgetrieben in allen<lb/>
nordamerikaniſchen Staaten. »Dies wollen wir,<lb/>ſagte er, nun ſogleich in das Geſchäft ſtecken<lb/>
und mit vereinten Kräften weiter ſchaffen; denn<lb/>
ich habe eine ordentliche Luſt, hier, da es nun<lb/>
geht, wieder an's Zeug zu gehen und den Hun¬<lb/>
den etwas vorzuſpielen, die mich damals fortge¬<lb/>
trieben.« Sein Sohn ſchenkte ihm aber ruhig<lb/>
ein anderes Glas Wein ein und ſagte: Vater,<lb/>
ich wollte Euch rathen, daß Ihr vor der Hand<lb/>
Euch ausruhet und es Euch wohl ſein laſſet.<lb/>
Eure Schulden ſind längſt bezahlt und ſo könnet<lb/>
Ihr Euer Geldchen gebrauchen wie es Euch gut<lb/>
dünkt und ohne dies ſoll es Euch an nichts bei<lb/>
uns fehlen! Was aber das Geſchäft betrifft,<lb/>ſo habe ich ſelbiges von Jugend auf gelernt und<lb/>
weiß nun, woran es lag, daß es Euch damals<lb/>
mißlang. Ich muß aber freie Hand darin ha¬<lb/></p></div></body></text></TEI>
[204/0216]
Gold angefüllten Gurt, was er alles auf den
Tiſch warf, und es waren allerdings einige tau¬
ſend Gulden oder Thaler. Allein er hatte ſie
nicht nach und nach erworben und verſchwieg
weislich, daß er dieſe Habe auf einmal durch
irgend einen Glücksfall erwiſcht, nachdem er ſich
lange genug ärmlich herumgetrieben in allen
nordamerikaniſchen Staaten. »Dies wollen wir,
ſagte er, nun ſogleich in das Geſchäft ſtecken
und mit vereinten Kräften weiter ſchaffen; denn
ich habe eine ordentliche Luſt, hier, da es nun
geht, wieder an's Zeug zu gehen und den Hun¬
den etwas vorzuſpielen, die mich damals fortge¬
trieben.« Sein Sohn ſchenkte ihm aber ruhig
ein anderes Glas Wein ein und ſagte: Vater,
ich wollte Euch rathen, daß Ihr vor der Hand
Euch ausruhet und es Euch wohl ſein laſſet.
Eure Schulden ſind längſt bezahlt und ſo könnet
Ihr Euer Geldchen gebrauchen wie es Euch gut
dünkt und ohne dies ſoll es Euch an nichts bei
uns fehlen! Was aber das Geſchäft betrifft,
ſo habe ich ſelbiges von Jugend auf gelernt und
weiß nun, woran es lag, daß es Euch damals
mißlang. Ich muß aber freie Hand darin ha¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/216>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.