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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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war so kindlich einfach, daß auch nicht ein Laut
dagegen ertönen konnte, in keiner Weise; nicht
die leiseste Diskussion ließ sich eröffnen. Je
unerhörter und unverhoffter das Ereigniß war,
um so begreiflicher und natürlicher erschien es
jetzt, und je begreiflicher es erschien, um so zor¬
niger und empörter waren die paar Seldwyler
grade über diese Begreiflichkeit, über sich selbst,
über den jungen Amrain, über die heimtückische
Trivialität der Welt, welche das unscheinbarste
und naheliegendste ergreift, um Große zu stür¬
zen und die Verhältnisse umzukehren. Der Herr
Präsident Usurpator sagte nach einer minutenlan¬
gen Verblüffung, nach welcher er wieder so klug
wie zu Anfang war, gar nichts, als: Wenn --
wenn man gegen meine Person Einwendungen --
allerdings, ich werde mich nicht aufdringen, so
ersuche ich die geehrte Versammlung, zu einer
neuen Wahl des Präsidenten zu schreiten und
die Stimmenzähler, die betreffenden Stimmzettel
auszutheilen. --

"Ihr habt überhaupt weder etwas vorzu¬
schlagen hier, noch den Stimmenzählern etwas
aufzutragen!" rief Fritz Amrain, und dem großen

war ſo kindlich einfach, daß auch nicht ein Laut
dagegen ertönen konnte, in keiner Weiſe; nicht
die leiſeſte Diskuſſion ließ ſich eröffnen. Je
unerhörter und unverhoffter das Ereigniß war,
um ſo begreiflicher und natürlicher erſchien es
jetzt, und je begreiflicher es erſchien, um ſo zor¬
niger und empörter waren die paar Seldwyler
grade über dieſe Begreiflichkeit, über ſich ſelbſt,
über den jungen Amrain, über die heimtückiſche
Trivialität der Welt, welche das unſcheinbarſte
und naheliegendſte ergreift, um Große zu ſtür¬
zen und die Verhältniſſe umzukehren. Der Herr
Präſident Uſurpator ſagte nach einer minutenlan¬
gen Verblüffung, nach welcher er wieder ſo klug
wie zu Anfang war, gar nichts, als: Wenn —
wenn man gegen meine Perſon Einwendungen —
allerdings, ich werde mich nicht aufdringen, ſo
erſuche ich die geehrte Verſammlung, zu einer
neuen Wahl des Präſidenten zu ſchreiten und
die Stimmenzähler, die betreffenden Stimmzettel
auszutheilen. —

»Ihr habt überhaupt weder etwas vorzu¬
ſchlagen hier, noch den Stimmenzählern etwas
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[197/0209] war ſo kindlich einfach, daß auch nicht ein Laut dagegen ertönen konnte, in keiner Weiſe; nicht die leiſeſte Diskuſſion ließ ſich eröffnen. Je unerhörter und unverhoffter das Ereigniß war, um ſo begreiflicher und natürlicher erſchien es jetzt, und je begreiflicher es erſchien, um ſo zor¬ niger und empörter waren die paar Seldwyler grade über dieſe Begreiflichkeit, über ſich ſelbſt, über den jungen Amrain, über die heimtückiſche Trivialität der Welt, welche das unſcheinbarſte und naheliegendſte ergreift, um Große zu ſtür¬ zen und die Verhältniſſe umzukehren. Der Herr Präſident Uſurpator ſagte nach einer minutenlan¬ gen Verblüffung, nach welcher er wieder ſo klug wie zu Anfang war, gar nichts, als: Wenn — wenn man gegen meine Perſon Einwendungen — allerdings, ich werde mich nicht aufdringen, ſo erſuche ich die geehrte Verſammlung, zu einer neuen Wahl des Präſidenten zu ſchreiten und die Stimmenzähler, die betreffenden Stimmzettel auszutheilen. — »Ihr habt überhaupt weder etwas vorzu¬ ſchlagen hier, noch den Stimmenzählern etwas aufzutragen!« rief Fritz Amrain, und dem großen

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/209>, abgerufen am 28.11.2024.