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Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856.

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ler aus Indien nach Afrika ging zu den Fran¬
zosen, um dort den Burnußträgern die lächerlichen
thurmartigen Strohhüte herunter zu schlagen und
ihnen die Köpfe zu zerbläuen, was ich auch mit
so grimmigem Eifer that, daß ich auch bei den
Franzosen avancirte und Oberst ward, was ich
geblieben bin bis jetzt."

"Ich war wieder so einsilbig und trübselig
als je und kannte nur zwei Arten, mich zu ver¬
gnügen: die Erfüllung meiner Pflicht als Soldat
und die Löwenjagd. Letztere betrieb ich ganz
allein, indem ich mit nichts als mit einer guten
Büchse bewaffnet zu Fuß ausging und das Thier
aufsuchte, worauf es dann darauf ankam, das¬
selbe sicher zu treffen, sonst war ich verloren.
Die stete Wiederholung dieser einen großen Ge¬
fahr und das mögliche Eintreffen eines endlichen
Fehlschusses sagte meinem Wesen zu und nie
war ich behaglicher, als wenn ich so seelenallein
auf den heißen Höhen herumstreifte und einem
starken wilden Burschen auf der Spur war, der
mich gar wohl bemerkte und ein ähnliches schmol¬
lendes Spiel trieb mit mir, wie ich mit ihm.
So war vor jetzt ungefähr vier Monaten ein

ler aus Indien nach Afrika ging zu den Fran¬
zoſen, um dort den Burnußträgern die lächerlichen
thurmartigen Strohhüte herunter zu ſchlagen und
ihnen die Köpfe zu zerbläuen, was ich auch mit
ſo grimmigem Eifer that, daß ich auch bei den
Franzoſen avancirte und Oberſt ward, was ich
geblieben bin bis jetzt.«

»Ich war wieder ſo einſilbig und trübſelig
als je und kannte nur zwei Arten, mich zu ver¬
gnügen: die Erfüllung meiner Pflicht als Soldat
und die Löwenjagd. Letztere betrieb ich ganz
allein, indem ich mit nichts als mit einer guten
Büchſe bewaffnet zu Fuß ausging und das Thier
aufſuchte, worauf es dann darauf ankam, daſ¬
ſelbe ſicher zu treffen, ſonſt war ich verloren.
Die ſtete Wiederholung dieſer einen großen Ge¬
fahr und das mögliche Eintreffen eines endlichen
Fehlſchuſſes ſagte meinem Weſen zu und nie
war ich behaglicher, als wenn ich ſo ſeelenallein
auf den heißen Höhen herumſtreifte und einem
ſtarken wilden Burſchen auf der Spur war, der
mich gar wohl bemerkte und ein ähnliches ſchmol¬
lendes Spiel trieb mit mir, wie ich mit ihm.
So war vor jetzt ungefähr vier Monaten ein

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[103/0115] ler aus Indien nach Afrika ging zu den Fran¬ zoſen, um dort den Burnußträgern die lächerlichen thurmartigen Strohhüte herunter zu ſchlagen und ihnen die Köpfe zu zerbläuen, was ich auch mit ſo grimmigem Eifer that, daß ich auch bei den Franzoſen avancirte und Oberſt ward, was ich geblieben bin bis jetzt.« »Ich war wieder ſo einſilbig und trübſelig als je und kannte nur zwei Arten, mich zu ver¬ gnügen: die Erfüllung meiner Pflicht als Soldat und die Löwenjagd. Letztere betrieb ich ganz allein, indem ich mit nichts als mit einer guten Büchſe bewaffnet zu Fuß ausging und das Thier aufſuchte, worauf es dann darauf ankam, daſ¬ ſelbe ſicher zu treffen, ſonſt war ich verloren. Die ſtete Wiederholung dieſer einen großen Ge¬ fahr und das mögliche Eintreffen eines endlichen Fehlſchuſſes ſagte meinem Weſen zu und nie war ich behaglicher, als wenn ich ſo ſeelenallein auf den heißen Höhen herumſtreifte und einem ſtarken wilden Burſchen auf der Spur war, der mich gar wohl bemerkte und ein ähnliches ſchmol¬ lendes Spiel trieb mit mir, wie ich mit ihm. So war vor jetzt ungefähr vier Monaten ein

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Die Leute von Seldwyla. Braunschweig, 1856, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_seldwyla_1856/115>, abgerufen am 12.12.2024.