Keller, Gottfried: Sieben Legenden. Stuttgart, 1872.fahrer, welcher nach langer Abwesenheit einsam heim¬ Trotz seiner Ehrerbietung wandte er aber kein Da lachte der Ritter, welcher nicht auf den Kopf Ohne Erwiederung, aber auch ohne Widerstand fahrer, welcher nach langer Abweſenheit einſam heim¬ Trotz ſeiner Ehrerbietung wandte er aber kein Da lachte der Ritter, welcher nicht auf den Kopf Ohne Erwiederung, aber auch ohne Widerſtand <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0085" n="71"/> fahrer, welcher nach langer Abweſenheit einſam heim¬<lb/> wärts zog, nachdem er alle ſeine Leute verloren.</p><lb/> <p>Trotz ſeiner Ehrerbietung wandte er aber kein<lb/> Auge von der Schönheit der Beatrix, welche ihrer¬<lb/> ſeits es ebenſo hielt und den Kriegsmann nach wie<lb/> vor anſtaunte; denn das war ein beträchtliches Stück<lb/> von der Welt, nach der ſie ſich ſchon lange im Stillen<lb/> geſehnt hatte. Doch jählings ſchlug ſie die Augen<lb/> nieder und ſchämte ſich. Endlich fragte ſie der Rit¬<lb/> ter, welchen Weges ſie zöge und ob er ihr in etwas<lb/> dienen könne? Der volle Klang ſeiner Worte ſchreckte<lb/> ſie auf; ſie ſah ihn abermals an, und bethört<lb/> von ſeinen Blicken geſtand ſie, daß ſie dem Kloſter<lb/> entflohen ſei, um die Welt zu ſehen, daß ſie ſich aber<lb/> ſchon fürchte und weder ein noch aus wiſſe.</p><lb/> <p>Da lachte der Ritter, welcher nicht auf den Kopf<lb/> gefallen war, aus vollem Herzen, und bot der Dame<lb/> an, ſie vorläufig auf einen guten Weg zu leiten,<lb/> wenn ſie ſich ihm anvertrauen wolle. Seine Burg,<lb/> fügte er hinzu, ſei nicht weiter als eine Tagreiſe von<lb/> hier entfernt; dort möge ſie, ſofern es ihr gefalle,<lb/> in Sicherheit ſich vorbereiten und nach weislicher Er¬<lb/> wägung in die weite ſchöne Welt auslaufen.</p><lb/> <p>Ohne Erwiederung, aber auch ohne Widerſtand<lb/> ließ ſie ſich, immerhin ein wenig zitternd, auf das<lb/> Pferd heben; der Ritter ſchwang ſich nach und, die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [71/0085]
fahrer, welcher nach langer Abweſenheit einſam heim¬
wärts zog, nachdem er alle ſeine Leute verloren.
Trotz ſeiner Ehrerbietung wandte er aber kein
Auge von der Schönheit der Beatrix, welche ihrer¬
ſeits es ebenſo hielt und den Kriegsmann nach wie
vor anſtaunte; denn das war ein beträchtliches Stück
von der Welt, nach der ſie ſich ſchon lange im Stillen
geſehnt hatte. Doch jählings ſchlug ſie die Augen
nieder und ſchämte ſich. Endlich fragte ſie der Rit¬
ter, welchen Weges ſie zöge und ob er ihr in etwas
dienen könne? Der volle Klang ſeiner Worte ſchreckte
ſie auf; ſie ſah ihn abermals an, und bethört
von ſeinen Blicken geſtand ſie, daß ſie dem Kloſter
entflohen ſei, um die Welt zu ſehen, daß ſie ſich aber
ſchon fürchte und weder ein noch aus wiſſe.
Da lachte der Ritter, welcher nicht auf den Kopf
gefallen war, aus vollem Herzen, und bot der Dame
an, ſie vorläufig auf einen guten Weg zu leiten,
wenn ſie ſich ihm anvertrauen wolle. Seine Burg,
fügte er hinzu, ſei nicht weiter als eine Tagreiſe von
hier entfernt; dort möge ſie, ſofern es ihr gefalle,
in Sicherheit ſich vorbereiten und nach weislicher Er¬
wägung in die weite ſchöne Welt auslaufen.
Ohne Erwiederung, aber auch ohne Widerſtand
ließ ſie ſich, immerhin ein wenig zitternd, auf das
Pferd heben; der Ritter ſchwang ſich nach und, die
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