Keller, Gottfried: Sieben Legenden. Stuttgart, 1872.von Philosophen und Gelehrten aller Art wimmelte. Mittlerweile ward sie das schönste Mädchen, das Und es gab nie zwei wohlgezogenere Genossen Alle Bücherwürmer von Alexandrien machten von Philoſophen und Gelehrten aller Art wimmelte. Mittlerweile ward ſie das ſchönſte Mädchen, das Und es gab nie zwei wohlgezogenere Genoſſen Alle Bücherwürmer von Alexandrien machten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0018" n="4"/> von Philoſophen und Gelehrten aller Art wimmelte.<lb/> Demgemäß wurde Eugenia ſehr ſorgfältig erzogen<lb/> und unterrichtet, und dies ſchlug ihr ſo wohl an, daß<lb/> ſie, ſobald ſie nur ein wenig in die Höhe ſchoß, alle<lb/> Schulen der Philoſophen, Scholiaſten und Rhetoren<lb/> beſuchte, wie ein Student, wobei ſie ſtets eine Leibwache<lb/> von zwei niedlichen Knaben ihres Alters bei ſich hatte.<lb/> Dies waren die Söhne von zwei Freigelaſſenen ihres<lb/> Vaters, welche zur Geſellſchaft mit ihr erzogen waren<lb/> und an all ihren Studien theilnehmen mußten.</p><lb/> <p>Mittlerweile ward ſie das ſchönſte Mädchen, das<lb/> zu finden war, und ihre Jugendgenoſſen, welche ſelt¬<lb/> ſamer Weiſe beide Hyazinthus hießen, wuchſen des¬<lb/> gleichen zu zwei zierlichen Jünglingsblumen, und wo<lb/> die liebliche Roſe Eugenia zu ſehen war, da ſah man<lb/> allezeit ihr zur Linken und zur Rechten auch die bei¬<lb/> den Hyazinthen ſäuſeln oder anmuthig hinter ihr her¬<lb/> gehen, indeſſen die Herrin rückwärts mit ihnen dis¬<lb/> putirte.</p><lb/> <p>Und es gab nie zwei wohlgezogenere Genoſſen<lb/> eines Blauſtrümpfchens; denn nie waren ſie anderer<lb/> Meinung als Eugenia, und ſtets blieben ſie in ihrem<lb/> Wiſſen um einen Zoll hinter ihr zurück, ſo daß ſie<lb/> ſtets Recht behielt und nie befürchten mußte, etwas<lb/> Ungeſchickteres zu ſagen, als ihre Geſpielen.</p><lb/> <p>Alle Bücherwürmer von Alexandrien machten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [4/0018]
von Philoſophen und Gelehrten aller Art wimmelte.
Demgemäß wurde Eugenia ſehr ſorgfältig erzogen
und unterrichtet, und dies ſchlug ihr ſo wohl an, daß
ſie, ſobald ſie nur ein wenig in die Höhe ſchoß, alle
Schulen der Philoſophen, Scholiaſten und Rhetoren
beſuchte, wie ein Student, wobei ſie ſtets eine Leibwache
von zwei niedlichen Knaben ihres Alters bei ſich hatte.
Dies waren die Söhne von zwei Freigelaſſenen ihres
Vaters, welche zur Geſellſchaft mit ihr erzogen waren
und an all ihren Studien theilnehmen mußten.
Mittlerweile ward ſie das ſchönſte Mädchen, das
zu finden war, und ihre Jugendgenoſſen, welche ſelt¬
ſamer Weiſe beide Hyazinthus hießen, wuchſen des¬
gleichen zu zwei zierlichen Jünglingsblumen, und wo
die liebliche Roſe Eugenia zu ſehen war, da ſah man
allezeit ihr zur Linken und zur Rechten auch die bei¬
den Hyazinthen ſäuſeln oder anmuthig hinter ihr her¬
gehen, indeſſen die Herrin rückwärts mit ihnen dis¬
putirte.
Und es gab nie zwei wohlgezogenere Genoſſen
eines Blauſtrümpfchens; denn nie waren ſie anderer
Meinung als Eugenia, und ſtets blieben ſie in ihrem
Wiſſen um einen Zoll hinter ihr zurück, ſo daß ſie
ſtets Recht behielt und nie befürchten mußte, etwas
Ungeſchickteres zu ſagen, als ihre Geſpielen.
Alle Bücherwürmer von Alexandrien machten
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