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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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und Aufmerksamkeit für die Geschichte. Er hatte,
durch den fragmentarischen Einblick in diese Dis¬
ciplinen aufgefordert, damit geschlossen, sich einen
allgemeinen Begriff von der Rechtsgeschichte zu
verschaffen, und indem er, durch das Lesen deut¬
scher Rechtsalterthümer veranlaßt, Vergangenheit
und Ursprung der deutschen Sprache in den von
trefflichen Männern dargebotenen Werken betrach¬
tete, erstaunte er, in dieser Sprachgeschichte, die
zugleich die schönste Völkergeschichte war, ein
wahrhaftes, großes, singendes und klingendes
Epos zu finden, in zahllosen Völkerstämmen her¬
überziehend und rauschend aus den grünen Wald¬
schatten der Vorzeit, an Strömen und Meerbor¬
den hin- und herwandelnd, Völkerschlachten schla¬
gend, Städte bauend und eine Geschichte lebend
in frommem Ernst und derbem Schwank, in Fest¬
glanz und Todesschauern. Die uralte heilige
Ehrbarkeit, mit welcher in der Menschensprache
überall das Abgetheilte, Zahl, Maß und Ge¬
wicht, Trockenes und Flüssiges, Bodeneintheilung
und Geschlechtsverwandtschaft erschienen, wies von
selbst wieder hin auf die Rechtsgeschichte und be¬

und Aufmerkſamkeit fuͤr die Geſchichte. Er hatte,
durch den fragmentariſchen Einblick in dieſe Dis¬
ciplinen aufgefordert, damit geſchloſſen, ſich einen
allgemeinen Begriff von der Rechtsgeſchichte zu
verſchaffen, und indem er, durch das Leſen deut¬
ſcher Rechtsalterthuͤmer veranlaßt, Vergangenheit
und Urſprung der deutſchen Sprache in den von
trefflichen Maͤnnern dargebotenen Werken betrach¬
tete, erſtaunte er, in dieſer Sprachgeſchichte, die
zugleich die ſchoͤnſte Voͤlkergeſchichte war, ein
wahrhaftes, großes, ſingendes und klingendes
Epos zu finden, in zahlloſen Voͤlkerſtaͤmmen her¬
uͤberziehend und rauſchend aus den gruͤnen Wald¬
ſchatten der Vorzeit, an Stroͤmen und Meerbor¬
den hin- und herwandelnd, Voͤlkerſchlachten ſchla¬
gend, Staͤdte bauend und eine Geſchichte lebend
in frommem Ernſt und derbem Schwank, in Feſt¬
glanz und Todesſchauern. Die uralte heilige
Ehrbarkeit, mit welcher in der Menſchenſprache
uͤberall das Abgetheilte, Zahl, Maß und Ge¬
wicht, Trockenes und Fluͤſſiges, Bodeneintheilung
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[87/0097] und Aufmerkſamkeit fuͤr die Geſchichte. Er hatte, durch den fragmentariſchen Einblick in dieſe Dis¬ ciplinen aufgefordert, damit geſchloſſen, ſich einen allgemeinen Begriff von der Rechtsgeſchichte zu verſchaffen, und indem er, durch das Leſen deut¬ ſcher Rechtsalterthuͤmer veranlaßt, Vergangenheit und Urſprung der deutſchen Sprache in den von trefflichen Maͤnnern dargebotenen Werken betrach¬ tete, erſtaunte er, in dieſer Sprachgeſchichte, die zugleich die ſchoͤnſte Voͤlkergeſchichte war, ein wahrhaftes, großes, ſingendes und klingendes Epos zu finden, in zahlloſen Voͤlkerſtaͤmmen her¬ uͤberziehend und rauſchend aus den gruͤnen Wald¬ ſchatten der Vorzeit, an Stroͤmen und Meerbor¬ den hin- und herwandelnd, Voͤlkerſchlachten ſchla¬ gend, Staͤdte bauend und eine Geſchichte lebend in frommem Ernſt und derbem Schwank, in Feſt¬ glanz und Todesſchauern. Die uralte heilige Ehrbarkeit, mit welcher in der Menſchenſprache uͤberall das Abgetheilte, Zahl, Maß und Ge¬ wicht, Trockenes und Fluͤſſiges, Bodeneintheilung und Geſchlechtsverwandtſchaft erſchienen, wies von ſelbſt wieder hin auf die Rechtsgeſchichte und be¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/97>, abgerufen am 27.11.2024.