die Materie die Macht hat in sich zu halten, hat seinerseits die Kraft, in seinen Organen die¬ selbe zu modificiren und zu veredeln, Alles mit "natürlichen Dingen", und jeder Lebende, der mit Vernunft lebt und insofern er sich fortpflanzt oder erhebliche Geistesthaten übt, hat im strengsten Sinne des Wortes seinen bestimmten Antheil z. B. an der Ausbildung und Vergeistigung des menschlichen Gehirnes, seinen ganz persönlichen, wenn auch unmeßbaren Antheil.
Nur diesen Kreislauf können wir sehen und erkennen, und wir thun es; was darüber hinaus liegen sollte, das geht uns zunächst nichts an, und darf uns nichts angehen; denn so erfordert es die große Oekonomie des Weltlebens und der Welterkenntniß. Sollte wider allen sinnlichen Anschein und alles sinnliche Gefühl ein überna¬ türliches geistiges Gottwesen der Urgrund der Natur und unser Aller sein, so würde erst recht dieses Wesen selbst solche Oekonomie in die Welt gelegt und angeordnet haben, auf daß Alles seinen Gang gehe und Nichts vorweggenommen werde. Diese Oekonomie verlangt, daß wir an das Na¬
die Materie die Macht hat in ſich zu halten, hat ſeinerſeits die Kraft, in ſeinen Organen die¬ ſelbe zu modificiren und zu veredeln, Alles mit »natuͤrlichen Dingen«, und jeder Lebende, der mit Vernunft lebt und inſofern er ſich fortpflanzt oder erhebliche Geiſtesthaten uͤbt, hat im ſtrengſten Sinne des Wortes ſeinen beſtimmten Antheil z. B. an der Ausbildung und Vergeiſtigung des menſchlichen Gehirnes, ſeinen ganz perſoͤnlichen, wenn auch unmeßbaren Antheil.
Nur dieſen Kreislauf koͤnnen wir ſehen und erkennen, und wir thun es; was daruͤber hinaus liegen ſollte, das geht uns zunaͤchſt nichts an, und darf uns nichts angehen; denn ſo erfordert es die große Oekonomie des Weltlebens und der Welterkenntniß. Sollte wider allen ſinnlichen Anſchein und alles ſinnliche Gefuͤhl ein uͤberna¬ tuͤrliches geiſtiges Gottweſen der Urgrund der Natur und unſer Aller ſein, ſo wuͤrde erſt recht dieſes Weſen ſelbſt ſolche Oekonomie in die Welt gelegt und angeordnet haben, auf daß Alles ſeinen Gang gehe und Nichts vorweggenommen werde. Dieſe Oekonomie verlangt, daß wir an das Na¬
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die Materie die Macht hat in ſich zu halten,
hat ſeinerſeits die Kraft, in ſeinen Organen die¬
ſelbe zu modificiren und zu veredeln, Alles mit
»natuͤrlichen Dingen«, und jeder Lebende, der mit
Vernunft lebt und inſofern er ſich fortpflanzt oder
erhebliche Geiſtesthaten uͤbt, hat im ſtrengſten
Sinne des Wortes ſeinen beſtimmten Antheil
z. B. an der Ausbildung und Vergeiſtigung des
menſchlichen Gehirnes, ſeinen ganz perſoͤnlichen,
wenn auch unmeßbaren Antheil.
Nur dieſen Kreislauf koͤnnen wir ſehen und
erkennen, und wir thun es; was daruͤber hinaus
liegen ſollte, das geht uns zunaͤchſt nichts an,
und darf uns nichts angehen; denn ſo erfordert
es die große Oekonomie des Weltlebens und der
Welterkenntniß. Sollte wider allen ſinnlichen
Anſchein und alles ſinnliche Gefuͤhl ein uͤberna¬
tuͤrliches geiſtiges Gottweſen der Urgrund der
Natur und unſer Aller ſein, ſo wuͤrde erſt recht
dieſes Weſen ſelbſt ſolche Oekonomie in die Welt
gelegt und angeordnet haben, auf daß Alles ſeinen
Gang gehe und Nichts vorweggenommen werde.
Dieſe Oekonomie verlangt, daß wir an das Na¬
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/65>, abgerufen am 24.11.2024.
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