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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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welche Sancho und der Ritter bekommen, an
den Einseifungen, Prellereien und derben Sachen
aller Art. Die göttlichen feineren Dinge sah und
verstand er gar nicht oder wollte sie nicht sehen,
besonders wenn sie wie auf ihn gemünzt waren,
was dann zu den Versicherungen seines eigenen
Humors den ergötzlichsten Gegensatz bildete.
So sah er in dem Abenteuer in der Höhle des
Montesinos nur eine äußere komische Schnurre;
den feinen Humor, der in dem langen Seile liegt,
welches ganz nutzlos abgerollt wird, indessen der
Ritter schon im Anfange die Augen schließt, und
insbesondere die Art, wie er sich nachher vielfäl¬
tig in Hinsicht des in der Höhle Gesehenen be¬
nimmt, dies alles sah er gar nicht oder rümpfte
unmerklich die Nase dazu.

Sein Idealismus, und er nannte sich bald
rühmend, bald entschuldigend einen Idealisten,
bestand darin, daß er gegenüber seinen Zuhörern,
welche alles Wirkliche, Geschehende und Beste¬
hende, sofern es sein eigenes Wesen ausreichend
und gelungen ausdrückt, ideal nannten, eben
dieses Wirkliche materiellen und groben Mist

welche Sancho und der Ritter bekommen, an
den Einſeifungen, Prellereien und derben Sachen
aller Art. Die goͤttlichen feineren Dinge ſah und
verſtand er gar nicht oder wollte ſie nicht ſehen,
beſonders wenn ſie wie auf ihn gemuͤnzt waren,
was dann zu den Verſicherungen ſeines eigenen
Humors den ergoͤtzlichſten Gegenſatz bildete.
So ſah er in dem Abenteuer in der Hoͤhle des
Monteſinos nur eine aͤußere komiſche Schnurre;
den feinen Humor, der in dem langen Seile liegt,
welches ganz nutzlos abgerollt wird, indeſſen der
Ritter ſchon im Anfange die Augen ſchließt, und
insbeſondere die Art, wie er ſich nachher vielfaͤl¬
tig in Hinſicht des in der Hoͤhle Geſehenen be¬
nimmt, dies alles ſah er gar nicht oder ruͤmpfte
unmerklich die Naſe dazu.

Sein Idealismus, und er nannte ſich bald
ruͤhmend, bald entſchuldigend einen Idealiſten,
beſtand darin, daß er gegenuͤber ſeinen Zuhoͤrern,
welche alles Wirkliche, Geſchehende und Beſte¬
hende, ſofern es ſein eigenes Weſen ausreichend
und gelungen ausdruͤckt, ideal nannten, eben
dieſes Wirkliche materiellen und groben Miſt

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[377/0387] welche Sancho und der Ritter bekommen, an den Einſeifungen, Prellereien und derben Sachen aller Art. Die goͤttlichen feineren Dinge ſah und verſtand er gar nicht oder wollte ſie nicht ſehen, beſonders wenn ſie wie auf ihn gemuͤnzt waren, was dann zu den Verſicherungen ſeines eigenen Humors den ergoͤtzlichſten Gegenſatz bildete. So ſah er in dem Abenteuer in der Hoͤhle des Monteſinos nur eine aͤußere komiſche Schnurre; den feinen Humor, der in dem langen Seile liegt, welches ganz nutzlos abgerollt wird, indeſſen der Ritter ſchon im Anfange die Augen ſchließt, und insbeſondere die Art, wie er ſich nachher vielfaͤl¬ tig in Hinſicht des in der Hoͤhle Geſehenen be¬ nimmt, dies alles ſah er gar nicht oder ruͤmpfte unmerklich die Naſe dazu. Sein Idealismus, und er nannte ſich bald ruͤhmend, bald entſchuldigend einen Idealiſten, beſtand darin, daß er gegenuͤber ſeinen Zuhoͤrern, welche alles Wirkliche, Geſchehende und Beſte¬ hende, ſofern es ſein eigenes Weſen ausreichend und gelungen ausdruͤckt, ideal nannten, eben dieſes Wirkliche materiellen und groben Miſt

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/387>, abgerufen am 28.11.2024.