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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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zender Hochgnädigkeit ansah. Auch trug sie ein
Kleid von schwerem schwarzen Atlas, das sehr
aristokratisch geschnitten war, um den Hals eine
feine Spitzenkrause, in welcher sich ein glänzendes
Perlenhalsband verlor, nicht ohne sich zuerst um
ein Stückchen des weißen fräuleinhaften Halses
zu schmiegen.

Der Graf sah seine Tochter etwas überrascht
an, auch schaute er sich um und sagte verwundert:
"Ich dächte, wir wollten essen? und wo hast Du
denn decken lassen?" "Ich habe heute im Ritter¬
saal decken lassen," sagte sie, "wir haben so lange
nicht da gegessen und der Herr grüne Heinrich
kann sich da am besten orientiren, bei wem er
eigentlich ist, wir haben uns, die wir ihn nun
schon mehr kennen, ihm eigentlich noch gar nicht
vorgestellt und kaum weiß er, wie wir heißen!"

Der Graf, welcher nicht wußte, was sie im
Schilde führen mochte, ließ sie gewähren und so
begab man sich durch einige Gänge des weitläu¬
figen Hauses nach einem langen, etwas düstern
Saal. Dieser war von unten bis oben mit Ah¬
nenbildern angefüllt, fast durchgängig schöne Män¬

zender Hochgnaͤdigkeit anſah. Auch trug ſie ein
Kleid von ſchwerem ſchwarzen Atlas, das ſehr
ariſtokratiſch geſchnitten war, um den Hals eine
feine Spitzenkrauſe, in welcher ſich ein glaͤnzendes
Perlenhalsband verlor, nicht ohne ſich zuerſt um
ein Stuͤckchen des weißen fraͤuleinhaften Halſes
zu ſchmiegen.

Der Graf ſah ſeine Tochter etwas uͤberraſcht
an, auch ſchaute er ſich um und ſagte verwundert:
»Ich daͤchte, wir wollten eſſen? und wo haſt Du
denn decken laſſen?« »Ich habe heute im Ritter¬
ſaal decken laſſen,« ſagte ſie, »wir haben ſo lange
nicht da gegeſſen und der Herr gruͤne Heinrich
kann ſich da am beſten orientiren, bei wem er
eigentlich iſt, wir haben uns, die wir ihn nun
ſchon mehr kennen, ihm eigentlich noch gar nicht
vorgeſtellt und kaum weiß er, wie wir heißen!«

Der Graf, welcher nicht wußte, was ſie im
Schilde fuͤhren mochte, ließ ſie gewaͤhren und ſo
begab man ſich durch einige Gaͤnge des weitlaͤu¬
figen Hauſes nach einem langen, etwas duͤſtern
Saal. Dieſer war von unten bis oben mit Ah¬
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[340/0350] zender Hochgnaͤdigkeit anſah. Auch trug ſie ein Kleid von ſchwerem ſchwarzen Atlas, das ſehr ariſtokratiſch geſchnitten war, um den Hals eine feine Spitzenkrauſe, in welcher ſich ein glaͤnzendes Perlenhalsband verlor, nicht ohne ſich zuerſt um ein Stuͤckchen des weißen fraͤuleinhaften Halſes zu ſchmiegen. Der Graf ſah ſeine Tochter etwas uͤberraſcht an, auch ſchaute er ſich um und ſagte verwundert: »Ich daͤchte, wir wollten eſſen? und wo haſt Du denn decken laſſen?« »Ich habe heute im Ritter¬ ſaal decken laſſen,« ſagte ſie, »wir haben ſo lange nicht da gegeſſen und der Herr gruͤne Heinrich kann ſich da am beſten orientiren, bei wem er eigentlich iſt, wir haben uns, die wir ihn nun ſchon mehr kennen, ihm eigentlich noch gar nicht vorgeſtellt und kaum weiß er, wie wir heißen!« Der Graf, welcher nicht wußte, was ſie im Schilde fuͤhren mochte, ließ ſie gewaͤhren und ſo begab man ſich durch einige Gaͤnge des weitlaͤu¬ figen Hauſes nach einem langen, etwas duͤſtern Saal. Dieſer war von unten bis oben mit Ah¬ nenbildern angefuͤllt, faſt durchgaͤngig ſchoͤne Maͤn¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 340. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/350>, abgerufen am 22.11.2024.