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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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eine Hütte ist, denn weiter kann ich nicht mehr,
so befehlen Sie, daß man mich dort ruhen läßt
und thut, als ob ich gar nicht da wäre, und am
Morgen werde ich dankbar wieder verschwun¬
den sein."

Das Mädchen besann sich eine kleine Weile,
den Fremden ansehend, und sagte dann mit un¬
veränderter Freundlichkeit: "Sie kommen mir
zwar ganz fremd vor: doch wollt' ich wetten, daß
Sie jener junge Schweizer sind, der vor sechs
Jahren mit uns in dem Gasthofe zusammentraf,
einige Stunden von hier, und der dann mit mei¬
nem Papa weiter fuhr nach der Residenz! Erin¬
nern Sie sich nicht mehr des kleinen Hündchens,
welchem Sie Kuchen gaben über den Tisch?"

Heinrich sah jetzt das hochgewachsene schöne
Frauenzimmer, das zwei bis drei und zwanzig
Jahre zählen mochte, erstaunt an. Das also
war jenes liebliche und freundliche Mädchenkind,
und welch' artiges Wunder, daß eben jetzt bei
seinem traurigen Abzug aus Deutschland das
gleiche Wesen in reifer Vollendung ihm entge¬
gentreten mußte, das ihm bei seinem pompösen

eine Huͤtte iſt, denn weiter kann ich nicht mehr,
ſo befehlen Sie, daß man mich dort ruhen laͤßt
und thut, als ob ich gar nicht da waͤre, und am
Morgen werde ich dankbar wieder verſchwun¬
den ſein.«

Das Maͤdchen beſann ſich eine kleine Weile,
den Fremden anſehend, und ſagte dann mit un¬
veraͤnderter Freundlichkeit: »Sie kommen mir
zwar ganz fremd vor: doch wollt' ich wetten, daß
Sie jener junge Schweizer ſind, der vor ſechs
Jahren mit uns in dem Gaſthofe zuſammentraf,
einige Stunden von hier, und der dann mit mei¬
nem Papa weiter fuhr nach der Reſidenz! Erin¬
nern Sie ſich nicht mehr des kleinen Huͤndchens,
welchem Sie Kuchen gaben uͤber den Tiſch?«

Heinrich ſah jetzt das hochgewachſene ſchoͤne
Frauenzimmer, das zwei bis drei und zwanzig
Jahre zaͤhlen mochte, erſtaunt an. Das alſo
war jenes liebliche und freundliche Maͤdchenkind,
und welch' artiges Wunder, daß eben jetzt bei
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[303/0313] eine Huͤtte iſt, denn weiter kann ich nicht mehr, ſo befehlen Sie, daß man mich dort ruhen laͤßt und thut, als ob ich gar nicht da waͤre, und am Morgen werde ich dankbar wieder verſchwun¬ den ſein.« Das Maͤdchen beſann ſich eine kleine Weile, den Fremden anſehend, und ſagte dann mit un¬ veraͤnderter Freundlichkeit: »Sie kommen mir zwar ganz fremd vor: doch wollt' ich wetten, daß Sie jener junge Schweizer ſind, der vor ſechs Jahren mit uns in dem Gaſthofe zuſammentraf, einige Stunden von hier, und der dann mit mei¬ nem Papa weiter fuhr nach der Reſidenz! Erin¬ nern Sie ſich nicht mehr des kleinen Huͤndchens, welchem Sie Kuchen gaben uͤber den Tiſch?« Heinrich ſah jetzt das hochgewachſene ſchoͤne Frauenzimmer, das zwei bis drei und zwanzig Jahre zaͤhlen mochte, erſtaunt an. Das alſo war jenes liebliche und freundliche Maͤdchenkind, und welch' artiges Wunder, daß eben jetzt bei ſeinem traurigen Abzug aus Deutſchland das gleiche Weſen in reifer Vollendung ihm entge¬ gentreten mußte, das ihm bei ſeinem pompoͤſen

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/313>, abgerufen am 25.11.2024.