mit nachzulassen, je nach der Wendung des Aben¬ teuers, da gab immer die Spritze eines Andern Wasser oder versiegte plötzlich, so daß ihr Vor¬ kämpfer vergeblich sein Rohr kühnlich emporhielt und klug zielend hin und her schwenkte, wäh¬ rend sein Nebenmann, der an nichts dachte, uner¬ wartet Wasser bekam und dem Bürgermeister da¬ mit die Perrücke abspritzte, der den Kopf aus einer Dachluke streckte. Immer größer ward die Verwirrung, und ein allgemeiner Kampf schien zu entstehen; denn den einfachen Grund, die Verwechslung der Wendröhre, entdeckte Niemand, da die verschlungenen Schläuche um die Ecke gingen und Keiner die Sachlage übersah.
Heinrich ging still an dem Städtlein vorüber voll Nachdenken über dies wunderbare Gesicht. Dann rief er mit allem Feuer, dessen sein aus¬ gehungertes und erfrorenes Leibwerk noch hab¬ haft war: "Dies ist das Geheimniß! O wer allezeit auf rechte Weise zu sehen verstände, un¬ befangen mitten in der Theilnahme, ruhig in edler Leidenschaft, selbstbewußt, doch anspruchlos, kunst¬ los und doch zweckmäßig! Ich will nun aber doch
mit nachzulaſſen, je nach der Wendung des Aben¬ teuers, da gab immer die Spritze eines Andern Waſſer oder verſiegte ploͤtzlich, ſo daß ihr Vor¬ kaͤmpfer vergeblich ſein Rohr kuͤhnlich emporhielt und klug zielend hin und her ſchwenkte, waͤh¬ rend ſein Nebenmann, der an nichts dachte, uner¬ wartet Waſſer bekam und dem Buͤrgermeiſter da¬ mit die Perruͤcke abſpritzte, der den Kopf aus einer Dachluke ſtreckte. Immer groͤßer ward die Verwirrung, und ein allgemeiner Kampf ſchien zu entſtehen; denn den einfachen Grund, die Verwechslung der Wendroͤhre, entdeckte Niemand, da die verſchlungenen Schlaͤuche um die Ecke gingen und Keiner die Sachlage uͤberſah.
Heinrich ging ſtill an dem Staͤdtlein voruͤber voll Nachdenken uͤber dies wunderbare Geſicht. Dann rief er mit allem Feuer, deſſen ſein aus¬ gehungertes und erfrorenes Leibwerk noch hab¬ haft war: »Dies iſt das Geheimniß! O wer allezeit auf rechte Weiſe zu ſehen verſtaͤnde, un¬ befangen mitten in der Theilnahme, ruhig in edler Leidenſchaft, ſelbſtbewußt, doch anſpruchlos, kunſt¬ los und doch zweckmaͤßig! Ich will nun aber doch
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mit nachzulaſſen, je nach der Wendung des Aben¬
teuers, da gab immer die Spritze eines Andern
Waſſer oder verſiegte ploͤtzlich, ſo daß ihr Vor¬
kaͤmpfer vergeblich ſein Rohr kuͤhnlich emporhielt
und klug zielend hin und her ſchwenkte, waͤh¬
rend ſein Nebenmann, der an nichts dachte, uner¬
wartet Waſſer bekam und dem Buͤrgermeiſter da¬
mit die Perruͤcke abſpritzte, der den Kopf aus
einer Dachluke ſtreckte. Immer groͤßer ward die
Verwirrung, und ein allgemeiner Kampf ſchien
zu entſtehen; denn den einfachen Grund, die
Verwechslung der Wendroͤhre, entdeckte Niemand,
da die verſchlungenen Schlaͤuche um die Ecke
gingen und Keiner die Sachlage uͤberſah.
Heinrich ging ſtill an dem Staͤdtlein voruͤber
voll Nachdenken uͤber dies wunderbare Geſicht.
Dann rief er mit allem Feuer, deſſen ſein aus¬
gehungertes und erfrorenes Leibwerk noch hab¬
haft war: »Dies iſt das Geheimniß! O wer
allezeit auf rechte Weiſe zu ſehen verſtaͤnde, un¬
befangen mitten in der Theilnahme, ruhig in edler
Leidenſchaft, ſelbſtbewußt, doch anſpruchlos, kunſt¬
los und doch zweckmaͤßig! Ich will nun aber doch
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/303>, abgerufen am 22.11.2024.
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