Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.über den Rhein gebracht hast. Mithin magst "Ha! Du widerspenstige Bestie!" schrie Hein¬ "Hat auch was Rechtes auf sich!" erwiederte "Wie, zwei Secunden?" rief Heinrich und "Gerade eine Secunde ist's," sagte der Gaul, uͤber den Rhein gebracht haſt. Mithin magſt »Ha! Du widerſpenſtige Beſtie!« ſchrie Hein¬ »Hat auch was Rechtes auf ſich!« erwiederte »Wie, zwei Secunden?« rief Heinrich und »Gerade eine Secunde iſt's,« ſagte der Gaul, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0255" n="245"/> uͤber den Rhein gebracht haſt. Mithin magſt<lb/> Du fernere Fragen Dir nur ſelbſt beantworten<lb/> aus der allererſten Hand!«</p><lb/> <p>»Ha! Du widerſpenſtige Beſtie!« ſchrie Hein¬<lb/> rich in anthropologiſchem Zorne und ſpornte das<lb/> Pferd heftig, »um ſo mehr, undankbarer Klepper,<lb/> biſt Du mir zu Red' und Antwort verpflichtet,<lb/> da ich Dich aus meinem ſo ſauer ergaͤnzten Blute<lb/> erzeugen und dieſen Traum lang ſpeiſen und unter¬<lb/> halten muß!«</p><lb/> <p>»Hat auch was Rechtes auf ſich!« erwiederte<lb/> das Pferd ganz gelaſſen. »Dieſes ganze Geſpraͤch,<lb/> uͤberhaupt unſere ganze werthe Bekanntſchaft iſt<lb/> das Werk und die Dauer von kaum zwei Secun¬<lb/> den und koſtet doch wohl kaum einen Hauch von<lb/> Deinem geehrten Koͤrperlichen«</p><lb/> <p>»Wie, zwei Secunden?« rief Heinrich und<lb/> hielt das ſchoͤne Goldthier an, »iſt es nicht wenig¬<lb/> ſtens eine Stunde, daß wir auf dieſer endloſen<lb/> Bruͤcke reiten und uns umſehen in dem Ge¬<lb/> tuͤmmel?«</p><lb/> <p>»Gerade eine Secunde iſt's,« ſagte der Gaul,<lb/> »daß ein berittener Nachtwaͤchter um die Straßen¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [245/0255]
uͤber den Rhein gebracht haſt. Mithin magſt
Du fernere Fragen Dir nur ſelbſt beantworten
aus der allererſten Hand!«
»Ha! Du widerſpenſtige Beſtie!« ſchrie Hein¬
rich in anthropologiſchem Zorne und ſpornte das
Pferd heftig, »um ſo mehr, undankbarer Klepper,
biſt Du mir zu Red' und Antwort verpflichtet,
da ich Dich aus meinem ſo ſauer ergaͤnzten Blute
erzeugen und dieſen Traum lang ſpeiſen und unter¬
halten muß!«
»Hat auch was Rechtes auf ſich!« erwiederte
das Pferd ganz gelaſſen. »Dieſes ganze Geſpraͤch,
uͤberhaupt unſere ganze werthe Bekanntſchaft iſt
das Werk und die Dauer von kaum zwei Secun¬
den und koſtet doch wohl kaum einen Hauch von
Deinem geehrten Koͤrperlichen«
»Wie, zwei Secunden?« rief Heinrich und
hielt das ſchoͤne Goldthier an, »iſt es nicht wenig¬
ſtens eine Stunde, daß wir auf dieſer endloſen
Bruͤcke reiten und uns umſehen in dem Ge¬
tuͤmmel?«
»Gerade eine Secunde iſt's,« ſagte der Gaul,
»daß ein berittener Nachtwaͤchter um die Straßen¬
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Zitationshilfe: | Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/255>, abgerufen am 16.02.2025. |