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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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Greise, alle waren in ihrem Wesen kenntlich und
verschieden und doch sich alle gleich und traten
in den dargestellten Handlungen ungezwungen
zusammen in den bestimmtesten und klarsten Far¬
ben. Die Malerei war einfach, hatte durchaus
den Charakter der alten soliden Freskomalerei,
aber alle Abwesenheit von gebrochenen Farben
und den Künsten des Helldunkels ließ die Bilder
nur um so klarer und bestimmter erscheinen und
gab ihnen einen unbefangenen und munteren An¬
strich Auch verstand sie alles Volk, das auf der
Brücke hin und her wogte, und während sie so
durch einen guten und männlichen Styl für den
Gebildeten erfreulich blieben, wurden sie durch
jene Künste nicht ungenießbar für den weniger
Geschulten; denn die Bedeutung der alten Fresko¬
malerei liegt in ihrer tüchtigen Verständlichkeit
und Gemeingenießbarkeit, während die Vorzüge
der neueren Malerei ein geübtes Auge erfordern
und das Volk sich den Teufel um gebrochene
Töne kümmert.

Das lebendige Volk, welches sich auf der
Brücke bewegte, war aber ganz das gleiche, wie

Greiſe, alle waren in ihrem Weſen kenntlich und
verſchieden und doch ſich alle gleich und traten
in den dargeſtellten Handlungen ungezwungen
zuſammen in den beſtimmteſten und klarſten Far¬
ben. Die Malerei war einfach, hatte durchaus
den Charakter der alten ſoliden Freskomalerei,
aber alle Abweſenheit von gebrochenen Farben
und den Kuͤnſten des Helldunkels ließ die Bilder
nur um ſo klarer und beſtimmter erſcheinen und
gab ihnen einen unbefangenen und munteren An¬
ſtrich Auch verſtand ſie alles Volk, das auf der
Bruͤcke hin und her wogte, und waͤhrend ſie ſo
durch einen guten und maͤnnlichen Styl fuͤr den
Gebildeten erfreulich blieben, wurden ſie durch
jene Kuͤnſte nicht ungenießbar fuͤr den weniger
Geſchulten; denn die Bedeutung der alten Fresko¬
malerei liegt in ihrer tuͤchtigen Verſtaͤndlichkeit
und Gemeingenießbarkeit, waͤhrend die Vorzuͤge
der neueren Malerei ein geuͤbtes Auge erfordern
und das Volk ſich den Teufel um gebrochene
Toͤne kuͤmmert.

Das lebendige Volk, welches ſich auf der
Bruͤcke bewegte, war aber ganz das gleiche, wie

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[240/0250] Greiſe, alle waren in ihrem Weſen kenntlich und verſchieden und doch ſich alle gleich und traten in den dargeſtellten Handlungen ungezwungen zuſammen in den beſtimmteſten und klarſten Far¬ ben. Die Malerei war einfach, hatte durchaus den Charakter der alten ſoliden Freskomalerei, aber alle Abweſenheit von gebrochenen Farben und den Kuͤnſten des Helldunkels ließ die Bilder nur um ſo klarer und beſtimmter erſcheinen und gab ihnen einen unbefangenen und munteren An¬ ſtrich Auch verſtand ſie alles Volk, das auf der Bruͤcke hin und her wogte, und waͤhrend ſie ſo durch einen guten und maͤnnlichen Styl fuͤr den Gebildeten erfreulich blieben, wurden ſie durch jene Kuͤnſte nicht ungenießbar fuͤr den weniger Geſchulten; denn die Bedeutung der alten Fresko¬ malerei liegt in ihrer tuͤchtigen Verſtaͤndlichkeit und Gemeingenießbarkeit, waͤhrend die Vorzuͤge der neueren Malerei ein geuͤbtes Auge erfordern und das Volk ſich den Teufel um gebrochene Toͤne kuͤmmert. Das lebendige Volk, welches ſich auf der Bruͤcke bewegte, war aber ganz das gleiche, wie

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 240. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/250>, abgerufen am 28.11.2024.