gerichtet hatte, richtete sich jetzt auf, unterbrach die Alte und erwiederte mit einem freien und vollen Blicke auf den Rheinländer, indem sie ihm die Hand ließ:
"Ja, ich will Dein sein, mein lieber Freund! Du hast mir Ehre erwiesen und Trost gebracht und Deine schöne Musik hat ein helles Licht ich meinem verwirrten Gemüthe verbreitet! Und in¬ dem ich überlege, wie ich es Dir am besten und wahrsten danken kann, fühle ich wohl und fühle es gern, daß es am besten mit meinem verlassenen Selbst geschieht, das nun nicht mehr verlassen ist! Ohne zu forschen, ob Deine Nei¬ gung fest und dauernd sei, will ich mich mit all' der Sehnsucht meiner verschmähten Liebe unter den Schutz Deines fröhlichen Herzens flüchten und so zugleich das Unheil einer neuen Ver¬ schmähung verhüten. Ich will nicht rückwärts schauen und nur fühlen, daß ich mit meiner Einen Kraft liebe und wieder geliebt werde. Sollte es mir geschehen, daß ich einmal den Namen des Verschwundenen statt des Deinigen ausspreche, so sei mir nicht böse, ich will Dich dafür zwei¬
gerichtet hatte, richtete ſich jetzt auf, unterbrach die Alte und erwiederte mit einem freien und vollen Blicke auf den Rheinlaͤnder, indem ſie ihm die Hand ließ:
»Ja, ich will Dein ſein, mein lieber Freund! Du haſt mir Ehre erwieſen und Troſt gebracht und Deine ſchoͤne Muſik hat ein helles Licht ich meinem verwirrten Gemuͤthe verbreitet! Und in¬ dem ich uͤberlege, wie ich es Dir am beſten und wahrſten danken kann, fuͤhle ich wohl und fuͤhle es gern, daß es am beſten mit meinem verlaſſenen Selbſt geſchieht, das nun nicht mehr verlaſſen iſt! Ohne zu forſchen, ob Deine Nei¬ gung feſt und dauernd ſei, will ich mich mit all' der Sehnſucht meiner verſchmaͤhten Liebe unter den Schutz Deines froͤhlichen Herzens fluͤchten und ſo zugleich das Unheil einer neuen Ver¬ ſchmaͤhung verhuͤten. Ich will nicht ruͤckwaͤrts ſchauen und nur fuͤhlen, daß ich mit meiner Einen Kraft liebe und wieder geliebt werde. Sollte es mir geſchehen, daß ich einmal den Namen des Verſchwundenen ſtatt des Deinigen ausſpreche, ſo ſei mir nicht boͤſe, ich will Dich dafuͤr zwei¬
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gerichtet hatte, richtete ſich jetzt auf, unterbrach
die Alte und erwiederte mit einem freien und
vollen Blicke auf den Rheinlaͤnder, indem ſie ihm
die Hand ließ:
»Ja, ich will Dein ſein, mein lieber Freund!
Du haſt mir Ehre erwieſen und Troſt gebracht
und Deine ſchoͤne Muſik hat ein helles Licht ich
meinem verwirrten Gemuͤthe verbreitet! Und in¬
dem ich uͤberlege, wie ich es Dir am beſten
und wahrſten danken kann, fuͤhle ich wohl und
fuͤhle es gern, daß es am beſten mit meinem
verlaſſenen Selbſt geſchieht, das nun nicht mehr
verlaſſen iſt! Ohne zu forſchen, ob Deine Nei¬
gung feſt und dauernd ſei, will ich mich mit all'
der Sehnſucht meiner verſchmaͤhten Liebe unter
den Schutz Deines froͤhlichen Herzens fluͤchten
und ſo zugleich das Unheil einer neuen Ver¬
ſchmaͤhung verhuͤten. Ich will nicht ruͤckwaͤrts
ſchauen und nur fuͤhlen, daß ich mit meiner Einen
Kraft liebe und wieder geliebt werde. Sollte es
mir geſchehen, daß ich einmal den Namen des
Verſchwundenen ſtatt des Deinigen ausſpreche,
ſo ſei mir nicht boͤſe, ich will Dich dafuͤr zwei¬
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/22>, abgerufen am 25.11.2024.
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