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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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beit allmälig einen solchen Reiz, daß ihm die
langen Sommertage, in diesem Loch zugebracht,
gleich Stunden vorübergingen. Er hatte sich
bald eine große Geschicklichkeit erworben, welche
trotz ihrer Geringfügigkeit recht bedeutsam war;
denn nicht nur galt es, die ewige Linie ohne
Anstoß und Aufenthalt, ohne Abschweifung und
Ungleichheit fortzuführen, sondern sie auch so zu
beschleunigen, daß es überhaupt der Mühe lohnte
und den Anforderungen genügt wurde, ohne daß
durch die Eile die Arbeit schlechter wurde und
die Linie sich verwirrte.

Unablässig zog er dieselbe, gleichmäßig, rasch
und doch vorsichtig, ohne zuletzt einen Klecks zu
machen, einen Stab ausschießen zu müssen oder
einen Augenblick zu verlieren durch Unschlüssig¬
keit oder Träumereien, und während sich so die
umwundenen Stäbe unaufhörlich anhäuften und
weggingen, während ebenso unaufhörlich neue
ankamen, um welche alle sich dasselbe endlose
Band hinzog, wußte er doch jeden Augenblick,
was er geleistet, und jeder Stab hatte seinen be¬
stimmten Werth. Er brachte es in den ersten

beit allmaͤlig einen ſolchen Reiz, daß ihm die
langen Sommertage, in dieſem Loch zugebracht,
gleich Stunden voruͤbergingen. Er hatte ſich
bald eine große Geſchicklichkeit erworben, welche
trotz ihrer Geringfuͤgigkeit recht bedeutſam war;
denn nicht nur galt es, die ewige Linie ohne
Anſtoß und Aufenthalt, ohne Abſchweifung und
Ungleichheit fortzufuͤhren, ſondern ſie auch ſo zu
beſchleunigen, daß es uͤberhaupt der Muͤhe lohnte
und den Anforderungen genuͤgt wurde, ohne daß
durch die Eile die Arbeit ſchlechter wurde und
die Linie ſich verwirrte.

Unablaͤſſig zog er dieſelbe, gleichmaͤßig, raſch
und doch vorſichtig, ohne zuletzt einen Klecks zu
machen, einen Stab ausſchießen zu muͤſſen oder
einen Augenblick zu verlieren durch Unſchluͤſſig¬
keit oder Traͤumereien, und waͤhrend ſich ſo die
umwundenen Staͤbe unaufhoͤrlich anhaͤuften und
weggingen, waͤhrend ebenſo unaufhoͤrlich neue
ankamen, um welche alle ſich daſſelbe endloſe
Band hinzog, wußte er doch jeden Augenblick,
was er geleiſtet, und jeder Stab hatte ſeinen be¬
ſtimmten Werth. Er brachte es in den erſten

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[191/0201] beit allmaͤlig einen ſolchen Reiz, daß ihm die langen Sommertage, in dieſem Loch zugebracht, gleich Stunden voruͤbergingen. Er hatte ſich bald eine große Geſchicklichkeit erworben, welche trotz ihrer Geringfuͤgigkeit recht bedeutſam war; denn nicht nur galt es, die ewige Linie ohne Anſtoß und Aufenthalt, ohne Abſchweifung und Ungleichheit fortzufuͤhren, ſondern ſie auch ſo zu beſchleunigen, daß es uͤberhaupt der Muͤhe lohnte und den Anforderungen genuͤgt wurde, ohne daß durch die Eile die Arbeit ſchlechter wurde und die Linie ſich verwirrte. Unablaͤſſig zog er dieſelbe, gleichmaͤßig, raſch und doch vorſichtig, ohne zuletzt einen Klecks zu machen, einen Stab ausſchießen zu muͤſſen oder einen Augenblick zu verlieren durch Unſchluͤſſig¬ keit oder Traͤumereien, und waͤhrend ſich ſo die umwundenen Staͤbe unaufhoͤrlich anhaͤuften und weggingen, waͤhrend ebenſo unaufhoͤrlich neue ankamen, um welche alle ſich daſſelbe endloſe Band hinzog, wußte er doch jeden Augenblick, was er geleiſtet, und jeder Stab hatte ſeinen be¬ ſtimmten Werth. Er brachte es in den erſten

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/201>, abgerufen am 24.11.2024.