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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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erzwang er von ihm eine gute Miene zum
bösen Spiel, sondern, wenn diese endlich erfolgte
und Heinrich sich plaudernd und lachend ein
Stündchen bei ihm aufhielt, dann aber weggehen
wollte, forderte er ihn auf, nicht in's Wirthshaus
zu laufen und sein Geldchen zu verthun, sondern
mit ihm etwas Geschmortes oder Gebratenes zu
essen. Der allein lebende katholische alte Gesell
hatte nämlich bei aller Knauserei stets ein gutes
Gericht in dem Ofen seines dunklen Gewölbes
stehen und war ein vortrefflicher Koch. Bald
war es eine Gans, bald ein Hase, welche er sich
auf den Feiertag zubereitete, bald kochte er mei¬
sterhaft ein gutes Gemüse, welches er durch die
Verbindung mit kräftigem Rind- oder Schweins¬
fleisch, je nach seinem Charakter, zum trefflichsten
Gerichte zu machen wußte. Besonders verstand
er sich auf die Fastenspeisen, welche er mehr aus
Schleckerei als aus Frömmigkeit nie umging, und
jeden Freitag gab es bei ihm entweder köstliche
Fische, d. h. ziemlich bescheidene und wohlfeile
Wasserthiere, die er aber durch seine vielseitige
Kunst zum höchsten Rang erhob, oder es duftete

erzwang er von ihm eine gute Miene zum
boͤſen Spiel, ſondern, wenn dieſe endlich erfolgte
und Heinrich ſich plaudernd und lachend ein
Stuͤndchen bei ihm aufhielt, dann aber weggehen
wollte, forderte er ihn auf, nicht in's Wirthshaus
zu laufen und ſein Geldchen zu verthun, ſondern
mit ihm etwas Geſchmortes oder Gebratenes zu
eſſen. Der allein lebende katholiſche alte Geſell
hatte naͤmlich bei aller Knauſerei ſtets ein gutes
Gericht in dem Ofen ſeines dunklen Gewoͤlbes
ſtehen und war ein vortrefflicher Koch. Bald
war es eine Gans, bald ein Haſe, welche er ſich
auf den Feiertag zubereitete, bald kochte er mei¬
ſterhaft ein gutes Gemuͤſe, welches er durch die
Verbindung mit kraͤftigem Rind- oder Schweins¬
fleiſch, je nach ſeinem Charakter, zum trefflichſten
Gerichte zu machen wußte. Beſonders verſtand
er ſich auf die Faſtenſpeiſen, welche er mehr aus
Schleckerei als aus Froͤmmigkeit nie umging, und
jeden Freitag gab es bei ihm entweder koͤſtliche
Fiſche, d. h. ziemlich beſcheidene und wohlfeile
Waſſerthiere, die er aber durch ſeine vielſeitige
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[173/0183] erzwang er von ihm eine gute Miene zum boͤſen Spiel, ſondern, wenn dieſe endlich erfolgte und Heinrich ſich plaudernd und lachend ein Stuͤndchen bei ihm aufhielt, dann aber weggehen wollte, forderte er ihn auf, nicht in's Wirthshaus zu laufen und ſein Geldchen zu verthun, ſondern mit ihm etwas Geſchmortes oder Gebratenes zu eſſen. Der allein lebende katholiſche alte Geſell hatte naͤmlich bei aller Knauſerei ſtets ein gutes Gericht in dem Ofen ſeines dunklen Gewoͤlbes ſtehen und war ein vortrefflicher Koch. Bald war es eine Gans, bald ein Haſe, welche er ſich auf den Feiertag zubereitete, bald kochte er mei¬ ſterhaft ein gutes Gemuͤſe, welches er durch die Verbindung mit kraͤftigem Rind- oder Schweins¬ fleiſch, je nach ſeinem Charakter, zum trefflichſten Gerichte zu machen wußte. Beſonders verſtand er ſich auf die Faſtenſpeiſen, welche er mehr aus Schleckerei als aus Froͤmmigkeit nie umging, und jeden Freitag gab es bei ihm entweder koͤſtliche Fiſche, d. h. ziemlich beſcheidene und wohlfeile Waſſerthiere, die er aber durch ſeine vielſeitige Kunſt zum hoͤchſten Rang erhob, oder es duftete

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/183>, abgerufen am 28.11.2024.