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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855.

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Aber noch in Heinrich's Anwesenheit befestigte
der alte Kauz die unglücklichen Blätter an seinem
Fenster und Heinrich machte erröthend, daß er
fortkam. Auf der Straße warf er einen flüch¬
tigen Blick auf das Fenster und sah die liebsten
Erinnerungen an Heimath und Jugendarbeit de-
und wehmüthig an diesem Pranger der Armuth
und Verkommenheit hangen.

Aber nichts desto minder schlich er in zwei
Tagen abermals mit einem Blatte zu dem Mann,
welcher ihn ganz aufgeweckt und freundschaftlich
empfing; denn er hatte die ersten Sachen schon
verkauft, während er sonst gewohnt war, seine
Erwerbungen Jahre lang in seiner Obhut zu
hegen und an seinen Thürpfosten hängen zu sehen.
Sie wurden bald des Handels einig; Heinrich
machte eine vergebliche kurze Anstrengung, einen
barmherzigeren Preis zu erhalten; ungewohnt zu
feilschen und fürchtend, den Handel abgebrochen
zu sehen, da er nach der bestimmten Aeußerung,
mehr haben zu wollen, ja nicht mehr hätte nach¬
geben dürfen oder gar zum zweiten Male wieder
kommen, war er bald froh, daß der Alte nur noch

Aber noch in Heinrich's Anweſenheit befeſtigte
der alte Kauz die ungluͤcklichen Blaͤtter an ſeinem
Fenſter und Heinrich machte erroͤthend, daß er
fortkam. Auf der Straße warf er einen fluͤch¬
tigen Blick auf das Fenſter und ſah die liebſten
Erinnerungen an Heimath und Jugendarbeit de-
und wehmuͤthig an dieſem Pranger der Armuth
und Verkommenheit hangen.

Aber nichts deſto minder ſchlich er in zwei
Tagen abermals mit einem Blatte zu dem Mann,
welcher ihn ganz aufgeweckt und freundſchaftlich
empfing; denn er hatte die erſten Sachen ſchon
verkauft, waͤhrend er ſonſt gewohnt war, ſeine
Erwerbungen Jahre lang in ſeiner Obhut zu
hegen und an ſeinen Thuͤrpfoſten haͤngen zu ſehen.
Sie wurden bald des Handels einig; Heinrich
machte eine vergebliche kurze Anſtrengung, einen
barmherzigeren Preis zu erhalten; ungewohnt zu
feilſchen und fuͤrchtend, den Handel abgebrochen
zu ſehen, da er nach der beſtimmten Aeußerung,
mehr haben zu wollen, ja nicht mehr haͤtte nach¬
geben duͤrfen oder gar zum zweiten Male wieder
kommen, war er bald froh, daß der Alte nur noch

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[171/0181] Aber noch in Heinrich's Anweſenheit befeſtigte der alte Kauz die ungluͤcklichen Blaͤtter an ſeinem Fenſter und Heinrich machte erroͤthend, daß er fortkam. Auf der Straße warf er einen fluͤch¬ tigen Blick auf das Fenſter und ſah die liebſten Erinnerungen an Heimath und Jugendarbeit de- und wehmuͤthig an dieſem Pranger der Armuth und Verkommenheit hangen. Aber nichts deſto minder ſchlich er in zwei Tagen abermals mit einem Blatte zu dem Mann, welcher ihn ganz aufgeweckt und freundſchaftlich empfing; denn er hatte die erſten Sachen ſchon verkauft, waͤhrend er ſonſt gewohnt war, ſeine Erwerbungen Jahre lang in ſeiner Obhut zu hegen und an ſeinen Thuͤrpfoſten haͤngen zu ſehen. Sie wurden bald des Handels einig; Heinrich machte eine vergebliche kurze Anſtrengung, einen barmherzigeren Preis zu erhalten; ungewohnt zu feilſchen und fuͤrchtend, den Handel abgebrochen zu ſehen, da er nach der beſtimmten Aeußerung, mehr haben zu wollen, ja nicht mehr haͤtte nach¬ geben duͤrfen oder gar zum zweiten Male wieder kommen, war er bald froh, daß der Alte nur noch

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/181>, abgerufen am 28.11.2024.