aß, daß es zuletzt immer steinhart wurde, und dasselbe vergnüglich und zufrieden bewältigend, schwelgte sie ordentlich in ihrer freiwilligen Ascese.
Zugleich wurde sie karg und herb gegen Je¬ dermann, in ihrem gesellschaftlichen Leben vorsich¬ tig und zurückhaltend, um alle Ausgaben zu ver¬ meiden, und bewirthete Niemanden, oder doch so knapp und ängstlich, daß sie bald für geizig und ungefällig gegolten hätte, wenn sie nicht durch eine verdoppelte Bereitwilligkeit mit dem, was sie durch die Mühe ihrer Hände, ohne andere Kosten, bewirken konnte, jene herbe Sparsamkeit aufgewogen hätte. Ueberall wo sie mit Rath und That beistehen konnte, im ganzen Umkreise ihrer Nachbarschaft, war sie immer wach und rü¬ stig bei der Hand, keine Mühe und Ausdauer vermeidend, insofern sie nur nichts kostete, und da sie für sich bald fertig war und sonst nichts zu thun hatte, so verwandte sie fast ihre ganze Zeit zu solchen Dienstleistungen, still und fleißig denselben obliegend, bald in diesem Hause, bald in jenem, wo Krankheit oder Tod die Menschen bedrängten.
aß, daß es zuletzt immer ſteinhart wurde, und daſſelbe vergnuͤglich und zufrieden bewaͤltigend, ſchwelgte ſie ordentlich in ihrer freiwilligen Asceſe.
Zugleich wurde ſie karg und herb gegen Je¬ dermann, in ihrem geſellſchaftlichen Leben vorſich¬ tig und zuruͤckhaltend, um alle Ausgaben zu ver¬ meiden, und bewirthete Niemanden, oder doch ſo knapp und aͤngſtlich, daß ſie bald fuͤr geizig und ungefaͤllig gegolten haͤtte, wenn ſie nicht durch eine verdoppelte Bereitwilligkeit mit dem, was ſie durch die Muͤhe ihrer Haͤnde, ohne andere Koſten, bewirken konnte, jene herbe Sparſamkeit aufgewogen haͤtte. Ueberall wo ſie mit Rath und That beiſtehen konnte, im ganzen Umkreiſe ihrer Nachbarſchaft, war ſie immer wach und ruͤ¬ ſtig bei der Hand, keine Muͤhe und Ausdauer vermeidend, inſofern ſie nur nichts koſtete, und da ſie fuͤr ſich bald fertig war und ſonſt nichts zu thun hatte, ſo verwandte ſie faſt ihre ganze Zeit zu ſolchen Dienſtleiſtungen, ſtill und fleißig denſelben obliegend, bald in dieſem Hauſe, bald in jenem, wo Krankheit oder Tod die Menſchen bedraͤngten.
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aß, daß es zuletzt immer ſteinhart wurde, und
daſſelbe vergnuͤglich und zufrieden bewaͤltigend,
ſchwelgte ſie ordentlich in ihrer freiwilligen Asceſe.
Zugleich wurde ſie karg und herb gegen Je¬
dermann, in ihrem geſellſchaftlichen Leben vorſich¬
tig und zuruͤckhaltend, um alle Ausgaben zu ver¬
meiden, und bewirthete Niemanden, oder doch ſo
knapp und aͤngſtlich, daß ſie bald fuͤr geizig und
ungefaͤllig gegolten haͤtte, wenn ſie nicht durch
eine verdoppelte Bereitwilligkeit mit dem, was
ſie durch die Muͤhe ihrer Haͤnde, ohne andere
Koſten, bewirken konnte, jene herbe Sparſamkeit
aufgewogen haͤtte. Ueberall wo ſie mit Rath
und That beiſtehen konnte, im ganzen Umkreiſe
ihrer Nachbarſchaft, war ſie immer wach und ruͤ¬
ſtig bei der Hand, keine Muͤhe und Ausdauer
vermeidend, inſofern ſie nur nichts koſtete, und
da ſie fuͤr ſich bald fertig war und ſonſt nichts
zu thun hatte, ſo verwandte ſie faſt ihre ganze
Zeit zu ſolchen Dienſtleiſtungen, ſtill und fleißig
denſelben obliegend, bald in dieſem Hauſe, bald
in jenem, wo Krankheit oder Tod die Menſchen
bedraͤngten.
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 4. Braunschweig, 1855, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich04_1855/118>, abgerufen am 29.11.2024.
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