klatschhaft war und ein lächerlicher Topfgucker, welche Eigenschaften sich alle hinter der schweig¬ samen Blödigkeit des Freiers versteckt hatten. Sie sagte unbefangen, sein Tod sei ein großes Glück gewesen. Nachher bewarben sich nur solche Männer um sie, welche ihr kleines Vermögen im Auge hatten und sich schnell anderswohin richte¬ ten, wenn sie ein paar hundert Gulden mehr ver¬ spürten. Sie sah, wie blühende, kluge und hand¬ liche Männer ganz windschiefe und blasse Weib¬ chen heiratheten mit spitzigen Nasen und vielem Gelde, weswegen sie sich über alle lustig machte und sie schnöde behandelte. "Aber ich muß selbst Buße thun," fügte sie hinzu, "warum hab' ich einen schönen Esel genommen!".
Nach acht Tagen kehrte ich zur Stadt zurück und nahm meine Arbeit bei Römer wieder auf. Da es mit dem Zeichnen im Freien vorbei und auch nichts weiter zu copiren war, leitete mich Römer an, zu versuchen, ob ich aus dem Gewon¬ nenen ein Ganzes und Selbständiges herstellen könne. Ich mußte unter meinen Studien ein Motiv suchen und selbiges zu einem kleinen Bilde
klatſchhaft war und ein laͤcherlicher Topfgucker, welche Eigenſchaften ſich alle hinter der ſchweig¬ ſamen Bloͤdigkeit des Freiers verſteckt hatten. Sie ſagte unbefangen, ſein Tod ſei ein großes Gluͤck geweſen. Nachher bewarben ſich nur ſolche Maͤnner um ſie, welche ihr kleines Vermoͤgen im Auge hatten und ſich ſchnell anderswohin richte¬ ten, wenn ſie ein paar hundert Gulden mehr ver¬ ſpuͤrten. Sie ſah, wie bluͤhende, kluge und hand¬ liche Maͤnner ganz windſchiefe und blaſſe Weib¬ chen heiratheten mit ſpitzigen Naſen und vielem Gelde, weswegen ſie ſich uͤber alle luſtig machte und ſie ſchnoͤde behandelte. »Aber ich muß ſelbſt Buße thun,« fuͤgte ſie hinzu, »warum hab' ich einen ſchoͤnen Eſel genommen!«.
Nach acht Tagen kehrte ich zur Stadt zuruͤck und nahm meine Arbeit bei Roͤmer wieder auf. Da es mit dem Zeichnen im Freien vorbei und auch nichts weiter zu copiren war, leitete mich Roͤmer an, zu verſuchen, ob ich aus dem Gewon¬ nenen ein Ganzes und Selbſtaͤndiges herſtellen koͤnne. Ich mußte unter meinen Studien ein Motiv ſuchen und ſelbiges zu einem kleinen Bilde
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klatſchhaft war und ein laͤcherlicher Topfgucker,
welche Eigenſchaften ſich alle hinter der ſchweig¬
ſamen Bloͤdigkeit des Freiers verſteckt hatten.
Sie ſagte unbefangen, ſein Tod ſei ein großes
Gluͤck geweſen. Nachher bewarben ſich nur ſolche
Maͤnner um ſie, welche ihr kleines Vermoͤgen im
Auge hatten und ſich ſchnell anderswohin richte¬
ten, wenn ſie ein paar hundert Gulden mehr ver¬
ſpuͤrten. Sie ſah, wie bluͤhende, kluge und hand¬
liche Maͤnner ganz windſchiefe und blaſſe Weib¬
chen heiratheten mit ſpitzigen Naſen und vielem
Gelde, weswegen ſie ſich uͤber alle luſtig machte
und ſie ſchnoͤde behandelte. »Aber ich muß ſelbſt
Buße thun,« fuͤgte ſie hinzu, »warum hab' ich einen
ſchoͤnen Eſel genommen!«.
Nach acht Tagen kehrte ich zur Stadt zuruͤck
und nahm meine Arbeit bei Roͤmer wieder auf.
Da es mit dem Zeichnen im Freien vorbei und
auch nichts weiter zu copiren war, leitete mich
Roͤmer an, zu verſuchen, ob ich aus dem Gewon¬
nenen ein Ganzes und Selbſtaͤndiges herſtellen
koͤnne. Ich mußte unter meinen Studien ein
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/81>, abgerufen am 27.11.2024.
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