nenstrahlen fielen schimmernd auf die feuchten Zweige und beglänzten die Tropfen, welche von denselben fielen; schon sah man den blauen Schat¬ ten eines Mannes vorübergehen und endlich drang die Klarheit überall durch, umgab uns und warf, wie wir waren, unser Beider Schlagschatten auf den matt besonnten Grasboden.
Ich eilte davon und hörte in dem Hause mei¬ nes Oheims die Bestätigung dessen, was mir Judith mitgetheilt; wohl aufgehoben in dem le¬ bendigen Hause und beruhigt durch das vertrau¬ liche Gespräch, lächelte ich wieder ungläubig und war froh, in meinen jungen Vettern Genossen zu finden, welche sich auch nicht viel aus derglei¬ chen machten. Doch blieb immer eine gemischte Empfindung in mir zurück, da schon die Neigung zu solchen Erscheinungen, der Anspruch auf die¬ selben mir beinahe eine Anmaßung zu sein schien, die ich der guten Anna zwar keineswegs, aber doch einem mir fremden und nicht willkommenen Wesen zurechnen konnte, in welchem ich sie jetzt befangen sah. So trat ich ihr, als ich Abends zurückkehrte, mit einer gewissen Scheu entgegen,
III. 5
nenſtrahlen fielen ſchimmernd auf die feuchten Zweige und beglaͤnzten die Tropfen, welche von denſelben fielen; ſchon ſah man den blauen Schat¬ ten eines Mannes voruͤbergehen und endlich drang die Klarheit uͤberall durch, umgab uns und warf, wie wir waren, unſer Beider Schlagſchatten auf den matt beſonnten Grasboden.
Ich eilte davon und hoͤrte in dem Hauſe mei¬ nes Oheims die Beſtaͤtigung deſſen, was mir Judith mitgetheilt; wohl aufgehoben in dem le¬ bendigen Hauſe und beruhigt durch das vertrau¬ liche Geſpraͤch, laͤchelte ich wieder unglaͤubig und war froh, in meinen jungen Vettern Genoſſen zu finden, welche ſich auch nicht viel aus derglei¬ chen machten. Doch blieb immer eine gemiſchte Empfindung in mir zuruͤck, da ſchon die Neigung zu ſolchen Erſcheinungen, der Anſpruch auf die¬ ſelben mir beinahe eine Anmaßung zu ſein ſchien, die ich der guten Anna zwar keineswegs, aber doch einem mir fremden und nicht willkommenen Weſen zurechnen konnte, in welchem ich ſie jetzt befangen ſah. So trat ich ihr, als ich Abends zuruͤckkehrte, mit einer gewiſſen Scheu entgegen,
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nenſtrahlen fielen ſchimmernd auf die feuchten
Zweige und beglaͤnzten die Tropfen, welche von
denſelben fielen; ſchon ſah man den blauen Schat¬
ten eines Mannes voruͤbergehen und endlich drang
die Klarheit uͤberall durch, umgab uns und warf,
wie wir waren, unſer Beider Schlagſchatten auf
den matt beſonnten Grasboden.
Ich eilte davon und hoͤrte in dem Hauſe mei¬
nes Oheims die Beſtaͤtigung deſſen, was mir
Judith mitgetheilt; wohl aufgehoben in dem le¬
bendigen Hauſe und beruhigt durch das vertrau¬
liche Geſpraͤch, laͤchelte ich wieder unglaͤubig und
war froh, in meinen jungen Vettern Genoſſen
zu finden, welche ſich auch nicht viel aus derglei¬
chen machten. Doch blieb immer eine gemiſchte
Empfindung in mir zuruͤck, da ſchon die Neigung
zu ſolchen Erſcheinungen, der Anſpruch auf die¬
ſelben mir beinahe eine Anmaßung zu ſein ſchien,
die ich der guten Anna zwar keineswegs, aber
doch einem mir fremden und nicht willkommenen
Weſen zurechnen konnte, in welchem ich ſie jetzt
befangen ſah. So trat ich ihr, als ich Abends
zuruͤckkehrte, mit einer gewiſſen Scheu entgegen,
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/75>, abgerufen am 27.11.2024.
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