sich noch ein artiger Schatz von kleinen und frag¬ mentarischen Bleistift- und Federskizzen, die alle wohl zu brauchen waren, und mein erstes, auf eigene Arbeit und wahre Einsicht gegründetes Besitzthum vervollständigten.
Weil ich die mir durch den Aufenthalt Römer's zugemessene Zeit wohl benutzen mußte, so konnte ich nicht daran denken, das Dorf zu besuchen, obschon ich verschiedene Grüße und Zeichen von daher erhalten hatte. Um so fleißiger dachte ich an Anna, wenn ich arbeitete und die grünen Bäume leise um mich rauschten. Ich freute mich für sie meines Lernens und daß ich in diesem Jahre so reich an Erfahrung geworden gegen das frühere Jahr; ich hoffte einigen wirk¬ lichen Werth dadurch erhalten zu haben, der in ihren Augen für mich spräche und in ihrem Hause die Hoffnung begründe, die ich selbst für mich zu hegen mir erlaubte.
Wenn ich aber nach gethaner Arbeit in meines Lehrers Wohnung ausruhte, seinen Erzählungen vom südlichen Leben zuhörte und dabei seine Sachen beschaute, worunter manches Studienbild
ſich noch ein artiger Schatz von kleinen und frag¬ mentariſchen Bleiſtift- und Federſkizzen, die alle wohl zu brauchen waren, und mein erſtes, auf eigene Arbeit und wahre Einſicht gegruͤndetes Beſitzthum vervollſtaͤndigten.
Weil ich die mir durch den Aufenthalt Roͤmer's zugemeſſene Zeit wohl benutzen mußte, ſo konnte ich nicht daran denken, das Dorf zu beſuchen, obſchon ich verſchiedene Gruͤße und Zeichen von daher erhalten hatte. Um ſo fleißiger dachte ich an Anna, wenn ich arbeitete und die gruͤnen Baͤume leiſe um mich rauſchten. Ich freute mich fuͤr ſie meines Lernens und daß ich in dieſem Jahre ſo reich an Erfahrung geworden gegen das fruͤhere Jahr; ich hoffte einigen wirk¬ lichen Werth dadurch erhalten zu haben, der in ihren Augen fuͤr mich ſpraͤche und in ihrem Hauſe die Hoffnung begruͤnde, die ich ſelbſt fuͤr mich zu hegen mir erlaubte.
Wenn ich aber nach gethaner Arbeit in meines Lehrers Wohnung ausruhte, ſeinen Erzaͤhlungen vom ſuͤdlichen Leben zuhoͤrte und dabei ſeine Sachen beſchaute, worunter manches Studienbild
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ſich noch ein artiger Schatz von kleinen und frag¬
mentariſchen Bleiſtift- und Federſkizzen, die alle
wohl zu brauchen waren, und mein erſtes, auf
eigene Arbeit und wahre Einſicht gegruͤndetes
Beſitzthum vervollſtaͤndigten.
Weil ich die mir durch den Aufenthalt
Roͤmer's zugemeſſene Zeit wohl benutzen mußte,
ſo konnte ich nicht daran denken, das Dorf zu
beſuchen, obſchon ich verſchiedene Gruͤße und
Zeichen von daher erhalten hatte. Um ſo fleißiger
dachte ich an Anna, wenn ich arbeitete und die
gruͤnen Baͤume leiſe um mich rauſchten. Ich
freute mich fuͤr ſie meines Lernens und daß ich
in dieſem Jahre ſo reich an Erfahrung geworden
gegen das fruͤhere Jahr; ich hoffte einigen wirk¬
lichen Werth dadurch erhalten zu haben, der in
ihren Augen fuͤr mich ſpraͤche und in ihrem Hauſe
die Hoffnung begruͤnde, die ich ſelbſt fuͤr mich zu
hegen mir erlaubte.
Wenn ich aber nach gethaner Arbeit in meines
Lehrers Wohnung ausruhte, ſeinen Erzaͤhlungen
vom ſuͤdlichen Leben zuhoͤrte und dabei ſeine
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/52>, abgerufen am 23.11.2024.
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