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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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er begann daher wieder mit entschiedener Stimme:
"Nach Deiner vorhinnigen Aeußerung zu urtheilen,
bist Du also nicht sehr Willens, dem Mädchen
die Hoffnungen, die Du ihr leichsinniger Weise
angeregt, zu erfüllen?"

"Ich habe keine Hoffnungen angeregt," sagte
Lys, "ich bin frei und meines Willens Herr, ge¬
gen ein Weib sowohl wie gegen alle Welt! Uebri¬
gens werde ich für das gute Kind thun, was ich
kann, und ihr ein wahrer und uneigennütziger
Freund sein, ohne Ziererei und ohne Phrasen!
Und zum letzten Mal gesagt: Kümmere Dich nicht
um meine Liebschaften, ich weise es durchaus ab!"

"Ich werde mich aber darum kümmern," rief
Heinrich, "entweder sollst Du einmal Treue und Ehre
halten, oder ich will es Dir in die Seele hinein
beweisen, daß Du Unrecht thust! Das kommt
aber nur von dem trivialen trostlosen Atheismus!
Wo kein Gott ist, da ist kein Salz und kein
Schmalz, nichts als haltloses Zeug!"

Ferdinand lachte laut auf und rief: "Nun
Dein Gott sei gelobt! Dacht' ich doch, daß Du
endlich noch in diesen glückseligen Hafen einlaufen

er begann daher wieder mit entſchiedener Stimme:
»Nach Deiner vorhinnigen Aeußerung zu urtheilen,
biſt Du alſo nicht ſehr Willens, dem Maͤdchen
die Hoffnungen, die Du ihr leichſinniger Weiſe
angeregt, zu erfuͤllen?«

»Ich habe keine Hoffnungen angeregt,« ſagte
Lys, »ich bin frei und meines Willens Herr, ge¬
gen ein Weib ſowohl wie gegen alle Welt! Uebri¬
gens werde ich fuͤr das gute Kind thun, was ich
kann, und ihr ein wahrer und uneigennuͤtziger
Freund ſein, ohne Ziererei und ohne Phraſen!
Und zum letzten Mal geſagt: Kuͤmmere Dich nicht
um meine Liebſchaften, ich weiſe es durchaus ab!«

»Ich werde mich aber darum kuͤmmern,« rief
Heinrich, »entweder ſollſt Du einmal Treue und Ehre
halten, oder ich will es Dir in die Seele hinein
beweiſen, daß Du Unrecht thuſt! Das kommt
aber nur von dem trivialen troſtloſen Atheismus!
Wo kein Gott iſt, da iſt kein Salz und kein
Schmalz, nichts als haltloſes Zeug!«

Ferdinand lachte laut auf und rief: »Nun
Dein Gott ſei gelobt! Dacht' ich doch, daß Du
endlich noch in dieſen gluͤckſeligen Hafen einlaufen

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[351/0361] er begann daher wieder mit entſchiedener Stimme: »Nach Deiner vorhinnigen Aeußerung zu urtheilen, biſt Du alſo nicht ſehr Willens, dem Maͤdchen die Hoffnungen, die Du ihr leichſinniger Weiſe angeregt, zu erfuͤllen?« »Ich habe keine Hoffnungen angeregt,« ſagte Lys, »ich bin frei und meines Willens Herr, ge¬ gen ein Weib ſowohl wie gegen alle Welt! Uebri¬ gens werde ich fuͤr das gute Kind thun, was ich kann, und ihr ein wahrer und uneigennuͤtziger Freund ſein, ohne Ziererei und ohne Phraſen! Und zum letzten Mal geſagt: Kuͤmmere Dich nicht um meine Liebſchaften, ich weiſe es durchaus ab!« »Ich werde mich aber darum kuͤmmern,« rief Heinrich, »entweder ſollſt Du einmal Treue und Ehre halten, oder ich will es Dir in die Seele hinein beweiſen, daß Du Unrecht thuſt! Das kommt aber nur von dem trivialen troſtloſen Atheismus! Wo kein Gott iſt, da iſt kein Salz und kein Schmalz, nichts als haltloſes Zeug!« Ferdinand lachte laut auf und rief: »Nun Dein Gott ſei gelobt! Dacht' ich doch, daß Du endlich noch in dieſen gluͤckſeligen Hafen einlaufen

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/361>, abgerufen am 24.11.2024.