lich körperlicher Befähigung. Hier waren vor¬ zugsweise die in männlicher Reife, Kunst und bürgerlicher Stellung vorgerückten Mitglieder ver¬ treten, deren durch rüstiges und gelungenes Schaf¬ fen erreichter Wohlstand die kostbaren Gewänder möglich machte. Sie trugen mit kriegerischem Anstand die reichgeschmiedeten Rüstungen aus dem Zeughause, und die kecken, mannigfach geschnitte¬ nen Bärte schienen weniger die Zeichen malerischen Behabens, als die Zierden wirklich thatenreicher Kämpen zu sein. Da nun aber jeder einzelne Mann nicht etwa ein schöngewachsenes Schema, ein bloßer Statist, sondern eine bedeutende Per¬ sönlichkeit, ein rechter Schmied seines Glückes war, der aus diesem, der aus jenem Winkel deut¬ schen Volksthumes hervorgekommen, so mußte man beim Anblick so Vieler unwillkürlich die Hoff¬ nung fassen, daß ein solches Volk doch noch zu was Anderem fähig sei, als zur Darstellung der Vergangenheit, und daß diese körperliche Wohlge¬ stalt, welche so ähnliche Bilder todter Helden und Kaiser zeigte, unausbleiblich einst die wahren Kai¬ ser, die rechten Schmiede und Herrscher des eige¬
lich koͤrperlicher Befaͤhigung. Hier waren vor¬ zugsweiſe die in maͤnnlicher Reife, Kunſt und buͤrgerlicher Stellung vorgeruͤckten Mitglieder ver¬ treten, deren durch ruͤſtiges und gelungenes Schaf¬ fen erreichter Wohlſtand die koſtbaren Gewaͤnder moͤglich machte. Sie trugen mit kriegeriſchem Anſtand die reichgeſchmiedeten Ruͤſtungen aus dem Zeughauſe, und die kecken, mannigfach geſchnitte¬ nen Baͤrte ſchienen weniger die Zeichen maleriſchen Behabens, als die Zierden wirklich thatenreicher Kaͤmpen zu ſein. Da nun aber jeder einzelne Mann nicht etwa ein ſchoͤngewachſenes Schema, ein bloßer Statiſt, ſondern eine bedeutende Per¬ ſoͤnlichkeit, ein rechter Schmied ſeines Gluͤckes war, der aus dieſem, der aus jenem Winkel deut¬ ſchen Volksthumes hervorgekommen, ſo mußte man beim Anblick ſo Vieler unwillkuͤrlich die Hoff¬ nung faſſen, daß ein ſolches Volk doch noch zu was Anderem faͤhig ſei, als zur Darſtellung der Vergangenheit, und daß dieſe koͤrperliche Wohlge¬ ſtalt, welche ſo aͤhnliche Bilder todter Helden und Kaiſer zeigte, unausbleiblich einſt die wahren Kai¬ ſer, die rechten Schmiede und Herrſcher des eige¬
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lich koͤrperlicher Befaͤhigung. Hier waren vor¬
zugsweiſe die in maͤnnlicher Reife, Kunſt und
buͤrgerlicher Stellung vorgeruͤckten Mitglieder ver¬
treten, deren durch ruͤſtiges und gelungenes Schaf¬
fen erreichter Wohlſtand die koſtbaren Gewaͤnder
moͤglich machte. Sie trugen mit kriegeriſchem
Anſtand die reichgeſchmiedeten Ruͤſtungen aus dem
Zeughauſe, und die kecken, mannigfach geſchnitte¬
nen Baͤrte ſchienen weniger die Zeichen maleriſchen
Behabens, als die Zierden wirklich thatenreicher
Kaͤmpen zu ſein. Da nun aber jeder einzelne
Mann nicht etwa ein ſchoͤngewachſenes Schema,
ein bloßer Statiſt, ſondern eine bedeutende Per¬
ſoͤnlichkeit, ein rechter Schmied ſeines Gluͤckes
war, der aus dieſem, der aus jenem Winkel deut¬
ſchen Volksthumes hervorgekommen, ſo mußte
man beim Anblick ſo Vieler unwillkuͤrlich die Hoff¬
nung faſſen, daß ein ſolches Volk doch noch zu
was Anderem faͤhig ſei, als zur Darſtellung der
Vergangenheit, und daß dieſe koͤrperliche Wohlge¬
ſtalt, welche ſo aͤhnliche Bilder todter Helden und
Kaiſer zeigte, unausbleiblich einſt die wahren Kai¬
ſer, die rechten Schmiede und Herrſcher des eige¬
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/281>, abgerufen am 22.11.2024.
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