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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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und von ihr liebend gehegt wird, vorangegangen,
trat gewissermaßen die Stadt selbst auf, wenn
der nun folgende Zug von jenem irgend noch zu
trennen ist; denn beide zusammen machten ja das
Ganze aus, und sein rühmliches Wohl kannte nur
Einen Boden für seine Wurzeln.

Von zwei bärtigen Helebardirern begleitet
wurde das große Stadtbanner getragen. Hoch
trug der kecke Träger im weiß und rothen, üppig
geschlitzten Kleide die wallende Fahne, die eine
Faust stattlich in die Seite gestemmt und anmu¬
thig den Fuß vorsetzend. Alsdann kam der Stadt¬
hauptmann, kriegerisch prachtvoll in roth und
schwarz gekleidet, mit einem Brustharnisch ange¬
than und den Kopf mit breitem, von Federn wo¬
genden Baretthute bedeckt.

Ihm folgten gleich die beiden Bürgermeister,
staatsmännischen und weisen Ansehens, dann der
Syndikus und die Rathsherren, unter denen
manch ein im weiten Reich angesehener und dem¬
selben ersprießlicher Mann war.

Von den beiden Stadtschreibern, welche neben
einander gingen, war der eine schmächtige Schwarz¬

und von ihr liebend gehegt wird, vorangegangen,
trat gewiſſermaßen die Stadt ſelbſt auf, wenn
der nun folgende Zug von jenem irgend noch zu
trennen iſt; denn beide zuſammen machten ja das
Ganze aus, und ſein ruͤhmliches Wohl kannte nur
Einen Boden fuͤr ſeine Wurzeln.

Von zwei baͤrtigen Helebardirern begleitet
wurde das große Stadtbanner getragen. Hoch
trug der kecke Traͤger im weiß und rothen, uͤppig
geſchlitzten Kleide die wallende Fahne, die eine
Fauſt ſtattlich in die Seite geſtemmt und anmu¬
thig den Fuß vorſetzend. Alsdann kam der Stadt¬
hauptmann, kriegeriſch prachtvoll in roth und
ſchwarz gekleidet, mit einem Bruſtharniſch ange¬
than und den Kopf mit breitem, von Federn wo¬
genden Baretthute bedeckt.

Ihm folgten gleich die beiden Buͤrgermeiſter,
ſtaatsmaͤnniſchen und weiſen Anſehens, dann der
Syndikus und die Rathsherren, unter denen
manch ein im weiten Reich angeſehener und dem¬
ſelben erſprießlicher Mann war.

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einander gingen, war der eine ſchmaͤchtige Schwarz¬

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[259/0269] und von ihr liebend gehegt wird, vorangegangen, trat gewiſſermaßen die Stadt ſelbſt auf, wenn der nun folgende Zug von jenem irgend noch zu trennen iſt; denn beide zuſammen machten ja das Ganze aus, und ſein ruͤhmliches Wohl kannte nur Einen Boden fuͤr ſeine Wurzeln. Von zwei baͤrtigen Helebardirern begleitet wurde das große Stadtbanner getragen. Hoch trug der kecke Traͤger im weiß und rothen, uͤppig geſchlitzten Kleide die wallende Fahne, die eine Fauſt ſtattlich in die Seite geſtemmt und anmu¬ thig den Fuß vorſetzend. Alsdann kam der Stadt¬ hauptmann, kriegeriſch prachtvoll in roth und ſchwarz gekleidet, mit einem Bruſtharniſch ange¬ than und den Kopf mit breitem, von Federn wo¬ genden Baretthute bedeckt. Ihm folgten gleich die beiden Buͤrgermeiſter, ſtaatsmaͤnniſchen und weiſen Anſehens, dann der Syndikus und die Rathsherren, unter denen manch ein im weiten Reich angeſehener und dem¬ ſelben erſprießlicher Mann war. Von den beiden Stadtſchreibern, welche neben einander gingen, war der eine ſchmaͤchtige Schwarz¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/269>, abgerufen am 25.11.2024.