Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

Bild:
<< vorherige Seite

dem Staube gemacht und bin seither immer in
Italien und Frankreich gewesen. Ich bin Land¬
schafter, heiße Römer, und gedenke mich eine Zeit
lang in meiner Heimath aufzuhalten. Es soll
mich freuen, wenn ich Ihnen etwas nachhelfen
kann, ich habe viele Sachen bei mir, besuchen Sie
mich einmal oder kommen Sie gleich mit mir nach
Hause, wenn's Ihnen recht ist!"

Ich packte eilig zusammen und begleitete
in feierlicher Stimmung den Herrn Römer,
und mit nicht geringem Stolze. Ich hatte oft
von ihm sprechen gehört; denn er war eine der
großen Sagen des Refektoriums und Meister
Habersaat that sich nicht wenig darauf zu gut,
wenn es hieß, sein ehemaliger Schüler Römer sei
ein berühmter Aquarellist in Rom und verkaufe
seine Arbeiten nur an Fürsten und Engländer.
Auf dem Wege, so lange wir noch im Freien
waren, zeigte mir Römer allerlei gute Dinge in
der Natur, sei es in Licht und Tönen, sei es in
Form und Charakter. Aufmerksam begeistert sah
ich hin, wo er mit der Hand fein wegstreichend
hindeutete: ich war erstaunt, zu entdecken, daß

dem Staube gemacht und bin ſeither immer in
Italien und Frankreich geweſen. Ich bin Land¬
ſchafter, heiße Roͤmer, und gedenke mich eine Zeit
lang in meiner Heimath aufzuhalten. Es ſoll
mich freuen, wenn ich Ihnen etwas nachhelfen
kann, ich habe viele Sachen bei mir, beſuchen Sie
mich einmal oder kommen Sie gleich mit mir nach
Hauſe, wenn's Ihnen recht iſt!«

Ich packte eilig zuſammen und begleitete
in feierlicher Stimmung den Herrn Roͤmer,
und mit nicht geringem Stolze. Ich hatte oft
von ihm ſprechen gehoͤrt; denn er war eine der
großen Sagen des Refektoriums und Meiſter
Haberſaat that ſich nicht wenig darauf zu gut,
wenn es hieß, ſein ehemaliger Schuͤler Roͤmer ſei
ein beruͤhmter Aquarelliſt in Rom und verkaufe
ſeine Arbeiten nur an Fuͤrſten und Englaͤnder.
Auf dem Wege, ſo lange wir noch im Freien
waren, zeigte mir Roͤmer allerlei gute Dinge in
der Natur, ſei es in Licht und Toͤnen, ſei es in
Form und Charakter. Aufmerkſam begeiſtert ſah
ich hin, wo er mit der Hand fein wegſtreichend
hindeutete: ich war erſtaunt, zu entdecken, daß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0026" n="16"/>
dem Staube gemacht und bin &#x017F;either immer in<lb/>
Italien und Frankreich gewe&#x017F;en. Ich bin Land¬<lb/>
&#x017F;chafter, heiße Ro&#x0364;mer, und gedenke mich eine Zeit<lb/>
lang in meiner Heimath aufzuhalten. Es &#x017F;oll<lb/>
mich freuen, wenn ich Ihnen etwas nachhelfen<lb/>
kann, ich habe viele Sachen bei mir, be&#x017F;uchen Sie<lb/>
mich einmal oder kommen Sie gleich mit mir nach<lb/>
Hau&#x017F;e, wenn's Ihnen recht i&#x017F;t!«</p><lb/>
        <p>Ich packte eilig zu&#x017F;ammen und begleitete<lb/>
in feierlicher Stimmung den Herrn Ro&#x0364;mer,<lb/>
und mit nicht geringem Stolze. Ich hatte oft<lb/>
von ihm &#x017F;prechen geho&#x0364;rt; denn er war eine der<lb/>
großen Sagen des Refektoriums und Mei&#x017F;ter<lb/>
Haber&#x017F;aat that &#x017F;ich nicht wenig darauf zu gut,<lb/>
wenn es hieß, &#x017F;ein ehemaliger Schu&#x0364;ler Ro&#x0364;mer &#x017F;ei<lb/>
ein beru&#x0364;hmter Aquarelli&#x017F;t in Rom und verkaufe<lb/>
&#x017F;eine Arbeiten nur an Fu&#x0364;r&#x017F;ten und Engla&#x0364;nder.<lb/>
Auf dem Wege, &#x017F;o lange wir noch im Freien<lb/>
waren, zeigte mir Ro&#x0364;mer allerlei gute Dinge in<lb/>
der Natur, &#x017F;ei es in Licht und To&#x0364;nen, &#x017F;ei es in<lb/>
Form und Charakter. Aufmerk&#x017F;am begei&#x017F;tert &#x017F;ah<lb/>
ich hin, wo er mit der Hand fein weg&#x017F;treichend<lb/>
hindeutete: ich war er&#x017F;taunt, zu entdecken, daß<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0026] dem Staube gemacht und bin ſeither immer in Italien und Frankreich geweſen. Ich bin Land¬ ſchafter, heiße Roͤmer, und gedenke mich eine Zeit lang in meiner Heimath aufzuhalten. Es ſoll mich freuen, wenn ich Ihnen etwas nachhelfen kann, ich habe viele Sachen bei mir, beſuchen Sie mich einmal oder kommen Sie gleich mit mir nach Hauſe, wenn's Ihnen recht iſt!« Ich packte eilig zuſammen und begleitete in feierlicher Stimmung den Herrn Roͤmer, und mit nicht geringem Stolze. Ich hatte oft von ihm ſprechen gehoͤrt; denn er war eine der großen Sagen des Refektoriums und Meiſter Haberſaat that ſich nicht wenig darauf zu gut, wenn es hieß, ſein ehemaliger Schuͤler Roͤmer ſei ein beruͤhmter Aquarelliſt in Rom und verkaufe ſeine Arbeiten nur an Fuͤrſten und Englaͤnder. Auf dem Wege, ſo lange wir noch im Freien waren, zeigte mir Roͤmer allerlei gute Dinge in der Natur, ſei es in Licht und Toͤnen, ſei es in Form und Charakter. Aufmerkſam begeiſtert ſah ich hin, wo er mit der Hand fein wegſtreichend hindeutete: ich war erſtaunt, zu entdecken, daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/26
Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/26>, abgerufen am 24.11.2024.