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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.

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Geschmack vorschreiben ließe, und den Rococostyl,
welchen sie einmal zu ihrem Zeichen erhoben, auf¬
recht zu halten wissen werde. Diese Palastrevo¬
lution gelang denn auch insofern, als die Pairs
des Landes nicht des Königs rein geformte Blu¬
mengeschirre kauften, sondern sich anderwärts mit
solchen versahen, welche einem aufrechtstehenden
gefrorenen Waschlappen gleichen, und die Wächter
des Geschmackes bewachten trauernd des Königs
Ladenhüter.

Neben Hans Schäufelein, dem fleißigen Schü¬
ler Albrecht Dürers, ging unter den Holzschnei¬
dern ein kleines Männchen in einem Mäntelchen
von Katzenpelz und einer eben solchen Zipfelkappe.
Dies war Hieronimus Rösch, ein großer Katzen¬
freund, in dessen stiller Arbeitsstube überall spin¬
nende Katzen saßen, am Fenster, auf Bänken und
auf dem Tische.

Auf das dunkle Katzenmännchen folgte eine
lichte Erscheinung, die Silberschmiede in himmel¬
blauem und rosenrothem Gewand mit weißem
Ueberwurf, die Klarheit und das kunstweckende
Wesen ihres Metalles verkündend, während die

Geſchmack vorſchreiben ließe, und den Rococoſtyl,
welchen ſie einmal zu ihrem Zeichen erhoben, auf¬
recht zu halten wiſſen werde. Dieſe Palaſtrevo¬
lution gelang denn auch inſofern, als die Pairs
des Landes nicht des Koͤnigs rein geformte Blu¬
mengeſchirre kauften, ſondern ſich anderwaͤrts mit
ſolchen verſahen, welche einem aufrechtſtehenden
gefrorenen Waſchlappen gleichen, und die Waͤchter
des Geſchmackes bewachten trauernd des Koͤnigs
Ladenhuͤter.

Neben Hans Schaͤufelein, dem fleißigen Schuͤ¬
ler Albrecht Duͤrers, ging unter den Holzſchnei¬
dern ein kleines Maͤnnchen in einem Maͤntelchen
von Katzenpelz und einer eben ſolchen Zipfelkappe.
Dies war Hieronimus Roͤſch, ein großer Katzen¬
freund, in deſſen ſtiller Arbeitsſtube uͤberall ſpin¬
nende Katzen ſaßen, am Fenſter, auf Baͤnken und
auf dem Tiſche.

Auf das dunkle Katzenmaͤnnchen folgte eine
lichte Erſcheinung, die Silberſchmiede in himmel¬
blauem und roſenrothem Gewand mit weißem
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[247/0257] Geſchmack vorſchreiben ließe, und den Rococoſtyl, welchen ſie einmal zu ihrem Zeichen erhoben, auf¬ recht zu halten wiſſen werde. Dieſe Palaſtrevo¬ lution gelang denn auch inſofern, als die Pairs des Landes nicht des Koͤnigs rein geformte Blu¬ mengeſchirre kauften, ſondern ſich anderwaͤrts mit ſolchen verſahen, welche einem aufrechtſtehenden gefrorenen Waſchlappen gleichen, und die Waͤchter des Geſchmackes bewachten trauernd des Koͤnigs Ladenhuͤter. Neben Hans Schaͤufelein, dem fleißigen Schuͤ¬ ler Albrecht Duͤrers, ging unter den Holzſchnei¬ dern ein kleines Maͤnnchen in einem Maͤntelchen von Katzenpelz und einer eben ſolchen Zipfelkappe. Dies war Hieronimus Roͤſch, ein großer Katzen¬ freund, in deſſen ſtiller Arbeitsſtube uͤberall ſpin¬ nende Katzen ſaßen, am Fenſter, auf Baͤnken und auf dem Tiſche. Auf das dunkle Katzenmaͤnnchen folgte eine lichte Erſcheinung, die Silberſchmiede in himmel¬ blauem und roſenrothem Gewand mit weißem Ueberwurf, die Klarheit und das kunſtweckende Weſen ihres Metalles verkuͤndend, waͤhrend die

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 247. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/257>, abgerufen am 25.11.2024.