Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.hellblauen aber feurigen Augen und mit starkem hellblauen aber feurigen Augen und mit ſtarkem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0159" n="149"/> hellblauen aber feurigen Augen und mit ſtarkem<lb/> goldenem Haar, welches man immer uͤber die<lb/> freie Stirn zuruͤckgeſtrichen und hinten in einen<lb/> Schopf gebunden zu ſehen glaubte, ſo urgerma¬<lb/> niſch ſah er aus. Seine Bewegungen bei der<lb/> Arbeit waren elegant und dabei hatte ſein Weſen<lb/> doch etwas Kindliches. Wir wurden bald ver¬<lb/> traut und er erzaͤhlte mir von ſeiner Heimath,<lb/> von den alten Staͤdten im Norden, vom Meere<lb/> und von der maͤchtigen Hanſa. Wohl unterrich¬<lb/> tet, erzaͤhlte er mir von der Vergangenheit, den<lb/> Sitten und Gebraͤuchen jener Seekuͤſten; ich ſah<lb/> den langen und hartnaͤckigen Kampf der Staͤdte<lb/> mit den Seeraͤubern, den Vitalienbruͤdern, und<lb/> wie Klaus Stuͤrzenbecher mit vielen Geſellen von<lb/> den Hamburgern gekoͤpft wurde; dann ſah ich<lb/> wieder, wie am erſten Mai aus den Thoren von<lb/> Stralſund der juͤngſte Rathsherr mit einem glaͤn¬<lb/> zenden Jugendgefolge im Waffenſchmuck zog und<lb/> in den praͤchtigen Buchenwaͤldern zum Maigrafen<lb/> gekroͤnt wurde mit einer gruͤnen Laubkrone, und<lb/> wie er Abends mit einer ſchoͤnen Maigraͤfin tanzte.<lb/> Auch beſchrieb er die Wohnungen und Trachten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [149/0159]
hellblauen aber feurigen Augen und mit ſtarkem
goldenem Haar, welches man immer uͤber die
freie Stirn zuruͤckgeſtrichen und hinten in einen
Schopf gebunden zu ſehen glaubte, ſo urgerma¬
niſch ſah er aus. Seine Bewegungen bei der
Arbeit waren elegant und dabei hatte ſein Weſen
doch etwas Kindliches. Wir wurden bald ver¬
traut und er erzaͤhlte mir von ſeiner Heimath,
von den alten Staͤdten im Norden, vom Meere
und von der maͤchtigen Hanſa. Wohl unterrich¬
tet, erzaͤhlte er mir von der Vergangenheit, den
Sitten und Gebraͤuchen jener Seekuͤſten; ich ſah
den langen und hartnaͤckigen Kampf der Staͤdte
mit den Seeraͤubern, den Vitalienbruͤdern, und
wie Klaus Stuͤrzenbecher mit vielen Geſellen von
den Hamburgern gekoͤpft wurde; dann ſah ich
wieder, wie am erſten Mai aus den Thoren von
Stralſund der juͤngſte Rathsherr mit einem glaͤn¬
zenden Jugendgefolge im Waffenſchmuck zog und
in den praͤchtigen Buchenwaͤldern zum Maigrafen
gekroͤnt wurde mit einer gruͤnen Laubkrone, und
wie er Abends mit einer ſchoͤnen Maigraͤfin tanzte.
Auch beſchrieb er die Wohnungen und Trachten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/159 |
Zitationshilfe: | Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/159>, abgerufen am 16.02.2025. |