Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854.Hause klagten über den Ton der Säge. Der Hauſe klagten uͤber den Ton der Saͤge. Der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0158" n="148"/> Hauſe klagten uͤber den Ton der Saͤge. Der<lb/> Schreiner und ich trugen daher die Bretter und<lb/> das Werkzeug in den leichten Nachen und fuhren<lb/> an eine entlegene Stelle des Ufers, wo das Fluͤ߬<lb/> chen aus dem Gehoͤlze hervortritt und in den See<lb/> muͤndet. Junge Buchen bilden dort am Waſſer<lb/> eine lichte Vorhalle, und indem der Schreiner<lb/> einige der Bretter mittelſt Schraubzwingen an den<lb/> Staͤmmchen befeſtigte, ſtellte er eine zweckmaͤßige<lb/> Hobelbank her, uͤber welcher die goldenen Laub¬<lb/> kronen der Buchen ſich woͤlbten. Zuerſt mußte<lb/> der Boden des Sarges zuſammen gefuͤgt und ge¬<lb/> leimt werden. Ich machte aus den erſten Hobel¬<lb/> ſpaͤnen und aus Reiſig ein Feuer und ſetzte die<lb/> Leimpfanne darauf, in welche ich mit der Hand<lb/> aus dem Bache Waſſer traͤufelte, indeſſen der<lb/> Schreiner ruͤſtig darauf los ſaͤgte und hobelte.<lb/> Waͤhrend die gerollten Spaͤne ſich mit dem fal¬<lb/> lenden Laube vermiſchten und die Bretter weiß<lb/> wurden, machte ich die naͤhere Bekanntſchaft des<lb/> jungen Geſellen. Es war ein Norddeutſcher von<lb/> der fernſten Oſtſee, groß und ſchlank gewachſen,<lb/> mit kuͤhnen und ſchoͤn geſchnittenen Geſichtszuͤgen,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [148/0158]
Hauſe klagten uͤber den Ton der Saͤge. Der
Schreiner und ich trugen daher die Bretter und
das Werkzeug in den leichten Nachen und fuhren
an eine entlegene Stelle des Ufers, wo das Fluͤ߬
chen aus dem Gehoͤlze hervortritt und in den See
muͤndet. Junge Buchen bilden dort am Waſſer
eine lichte Vorhalle, und indem der Schreiner
einige der Bretter mittelſt Schraubzwingen an den
Staͤmmchen befeſtigte, ſtellte er eine zweckmaͤßige
Hobelbank her, uͤber welcher die goldenen Laub¬
kronen der Buchen ſich woͤlbten. Zuerſt mußte
der Boden des Sarges zuſammen gefuͤgt und ge¬
leimt werden. Ich machte aus den erſten Hobel¬
ſpaͤnen und aus Reiſig ein Feuer und ſetzte die
Leimpfanne darauf, in welche ich mit der Hand
aus dem Bache Waſſer traͤufelte, indeſſen der
Schreiner ruͤſtig darauf los ſaͤgte und hobelte.
Waͤhrend die gerollten Spaͤne ſich mit dem fal¬
lenden Laube vermiſchten und die Bretter weiß
wurden, machte ich die naͤhere Bekanntſchaft des
jungen Geſellen. Es war ein Norddeutſcher von
der fernſten Oſtſee, groß und ſchlank gewachſen,
mit kuͤhnen und ſchoͤn geſchnittenen Geſichtszuͤgen,
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Zitationshilfe: | Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 3. Braunschweig, 1854, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich03_1854/158>, abgerufen am 16.02.2025. |