zu fliehen! Wer Pech angreift, besudelt sich!" Unter solchen Sarkasmen, welche sie nachher wie¬ derholte, so oft sie auf diese Unterredung zu sprechen kam, zog sie die Klingel an einem hohen und schönen Hause, welches der Vater einst für einen vornehmen Herrn gebaut hatte. Es war ein feiner und ernster Mann, der in den Staats¬ geschäften stand, nicht viele Worte machte, jedoch für uns einige Geneigtheit bezeigte und schon mehrmals mit entscheidendem Rath an die Hand gegangen war. Als er vernommen, warum es sich handelte, erwiederte er mit höflich ablehnen¬ den Worten:
"Es thut mir leid, gerade in dieser Ange¬ legenheit nicht dienen zu können! Ich verstehe so viel wie Nichts von der Kunst! Nur weiß ich, daß auch für das ausgezeichnetste Talent lange Studienjahre und bedeutende Mittel erforderlich sind. Wir haben wohl große Genies, welche sich durch besondere Widerwärtigkeiten endlich empor¬ geschwungen; allein um zu beurtheilen, ob Ihr Sohn hierzu nur die geringsten Hoffnungen biete, dazu besitzen wir in unserer Stadt gar keine be¬
zu fliehen! Wer Pech angreift, beſudelt ſich!« Unter ſolchen Sarkasmen, welche ſie nachher wie¬ derholte, ſo oft ſie auf dieſe Unterredung zu ſprechen kam, zog ſie die Klingel an einem hohen und ſchoͤnen Hauſe, welches der Vater einſt fuͤr einen vornehmen Herrn gebaut hatte. Es war ein feiner und ernſter Mann, der in den Staats¬ geſchaͤften ſtand, nicht viele Worte machte, jedoch fuͤr uns einige Geneigtheit bezeigte und ſchon mehrmals mit entſcheidendem Rath an die Hand gegangen war. Als er vernommen, warum es ſich handelte, erwiederte er mit hoͤflich ablehnen¬ den Worten:
»Es thut mir leid, gerade in dieſer Ange¬ legenheit nicht dienen zu koͤnnen! Ich verſtehe ſo viel wie Nichts von der Kunſt! Nur weiß ich, daß auch fuͤr das ausgezeichnetſte Talent lange Studienjahre und bedeutende Mittel erforderlich ſind. Wir haben wohl große Genies, welche ſich durch beſondere Widerwaͤrtigkeiten endlich empor¬ geſchwungen; allein um zu beurtheilen, ob Ihr Sohn hierzu nur die geringſten Hoffnungen biete, dazu beſitzen wir in unſerer Stadt gar keine be¬
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zu fliehen! Wer Pech angreift, beſudelt ſich!«
Unter ſolchen Sarkasmen, welche ſie nachher wie¬
derholte, ſo oft ſie auf dieſe Unterredung zu
ſprechen kam, zog ſie die Klingel an einem hohen
und ſchoͤnen Hauſe, welches der Vater einſt fuͤr
einen vornehmen Herrn gebaut hatte. Es war
ein feiner und ernſter Mann, der in den Staats¬
geſchaͤften ſtand, nicht viele Worte machte, jedoch
fuͤr uns einige Geneigtheit bezeigte und ſchon
mehrmals mit entſcheidendem Rath an die Hand
gegangen war. Als er vernommen, warum es
ſich handelte, erwiederte er mit hoͤflich ablehnen¬
den Worten:
»Es thut mir leid, gerade in dieſer Ange¬
legenheit nicht dienen zu koͤnnen! Ich verſtehe ſo
viel wie Nichts von der Kunſt! Nur weiß ich,
daß auch fuͤr das ausgezeichnetſte Talent lange
Studienjahre und bedeutende Mittel erforderlich
ſind. Wir haben wohl große Genies, welche ſich
durch beſondere Widerwaͤrtigkeiten endlich empor¬
geſchwungen; allein um zu beurtheilen, ob Ihr
Sohn hierzu nur die geringſten Hoffnungen biete,
dazu beſitzen wir in unſerer Stadt gar keine be¬
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/99>, abgerufen am 22.11.2024.
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