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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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daß er seine Neigung einer feineren Thätigkeit
zuwendet, zu welcher Talente und ein höherer
Schwung erforderlich sind: allein diese Neigung
muß auf eine solide und vernünftige Bahn ge¬
lenkt werden. Nun ist Euch, wertheste Frau und
Freundin, die Art meines unbedeutenden Geschäf¬
tes bekannt; ich fabrizire bunte Stoffe, und wenn
ich einen leidlichen Verdienst erzwecke, so geschieht
es hauptsächlich dadurch, daß ich mit Aufmerk¬
samkeit und Raschheit allezeit die neuesten und
gangbarsten Dessins zu bringen und selbst den
herrschenden Geschmack durch ganz Neues und
Originelles zu überbieten suche. Hierzu sind
eigene Zeichner vorhanden, deren Aufgabe es ist,
lediglich neue Dessins zu erfinden und, in der be¬
haglichen Stube sitzend, nach Herzenslust Blu¬
men, Sterne und Linien durcheinander zu werfen.
In meiner bescheidenen Anstalt habe ich drei sol¬
cher Leute, die gerade keine großen Kirchenlichter
sind, denen ich aber ein lästerliches Geld bezahlen
und sie obenhinein noch sehr glimpflich behandeln
muß. Sie sind, obgleich sie ganz geschickt den
Gang des Geschäftes begreifen und verfolgen,

daß er ſeine Neigung einer feineren Thaͤtigkeit
zuwendet, zu welcher Talente und ein hoͤherer
Schwung erforderlich ſind: allein dieſe Neigung
muß auf eine ſolide und vernuͤnftige Bahn ge¬
lenkt werden. Nun iſt Euch, wertheſte Frau und
Freundin, die Art meines unbedeutenden Geſchaͤf¬
tes bekannt; ich fabrizire bunte Stoffe, und wenn
ich einen leidlichen Verdienſt erzwecke, ſo geſchieht
es hauptſaͤchlich dadurch, daß ich mit Aufmerk¬
ſamkeit und Raſchheit allezeit die neueſten und
gangbarſten Deſſins zu bringen und ſelbſt den
herrſchenden Geſchmack durch ganz Neues und
Originelles zu uͤberbieten ſuche. Hierzu ſind
eigene Zeichner vorhanden, deren Aufgabe es iſt,
lediglich neue Deſſins zu erfinden und, in der be¬
haglichen Stube ſitzend, nach Herzensluſt Blu¬
men, Sterne und Linien durcheinander zu werfen.
In meiner beſcheidenen Anſtalt habe ich drei ſol¬
cher Leute, die gerade keine großen Kirchenlichter
ſind, denen ich aber ein laͤſterliches Geld bezahlen
und ſie obenhinein noch ſehr glimpflich behandeln
muß. Sie ſind, obgleich ſie ganz geſchickt den
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[84/0094] daß er ſeine Neigung einer feineren Thaͤtigkeit zuwendet, zu welcher Talente und ein hoͤherer Schwung erforderlich ſind: allein dieſe Neigung muß auf eine ſolide und vernuͤnftige Bahn ge¬ lenkt werden. Nun iſt Euch, wertheſte Frau und Freundin, die Art meines unbedeutenden Geſchaͤf¬ tes bekannt; ich fabrizire bunte Stoffe, und wenn ich einen leidlichen Verdienſt erzwecke, ſo geſchieht es hauptſaͤchlich dadurch, daß ich mit Aufmerk¬ ſamkeit und Raſchheit allezeit die neueſten und gangbarſten Deſſins zu bringen und ſelbſt den herrſchenden Geſchmack durch ganz Neues und Originelles zu uͤberbieten ſuche. Hierzu ſind eigene Zeichner vorhanden, deren Aufgabe es iſt, lediglich neue Deſſins zu erfinden und, in der be¬ haglichen Stube ſitzend, nach Herzensluſt Blu¬ men, Sterne und Linien durcheinander zu werfen. In meiner beſcheidenen Anſtalt habe ich drei ſol¬ cher Leute, die gerade keine großen Kirchenlichter ſind, denen ich aber ein laͤſterliches Geld bezahlen und ſie obenhinein noch ſehr glimpflich behandeln muß. Sie ſind, obgleich ſie ganz geſchickt den Gang des Geſchaͤftes begreifen und verfolgen,

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/94>, abgerufen am 24.11.2024.