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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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aus keine Kenntniß von den Künsten, wie sie
jetzo in der Welt hanthiert werden, kann mir
aber desto weniger vorstellen, wie sich ein ernst¬
haftiges und geistiges Leben dabei führen läßt!
Habt Ihr denn so große Lust und Geschick, aller¬
lei unnützes Bildwerk zu verfertigen oder wohl
gar Menschengesichter für Bezahlung abzubilden?"

"Zuvörderst will ich ein Landschaftsmaler wer¬
den," erwiederte ich, "und habe dazu allerdings
große Lust und hoffe, der liebe Gott werde mir
auch das Geschick geben!"

"Ein Landschaftsmaler? das heißt, merkwür¬
dige Städte, Gebirge und Weltgegenden abbil¬
den? Hm! Dieses scheint mir nicht so übel zu
sein, da lernt man wenigstens die Welt kennen
und kommt weit umher; Länder, Meere und
allenfalls auch die Menschen dazu; aber dazu
gehört besonderer Muth und eigenes Glück, wie
mich dünkt, und vor Allem soll, meines Erachtens,
ein junger Mensch darauf denken, wie er im
Lande bleiben und sich redlich nähren, auch seinen
Mitbürgern sich nützlich und seinen Eltern dienst¬
bar erweisen kann!"

aus keine Kenntniß von den Kuͤnſten, wie ſie
jetzo in der Welt hanthiert werden, kann mir
aber deſto weniger vorſtellen, wie ſich ein ernſt¬
haftiges und geiſtiges Leben dabei fuͤhren laͤßt!
Habt Ihr denn ſo große Luſt und Geſchick, aller¬
lei unnuͤtzes Bildwerk zu verfertigen oder wohl
gar Menſchengeſichter fuͤr Bezahlung abzubilden?«

»Zuvoͤrderſt will ich ein Landſchaftsmaler wer¬
den,« erwiederte ich, »und habe dazu allerdings
große Luſt und hoffe, der liebe Gott werde mir
auch das Geſchick geben!«

»Ein Landſchaftsmaler? das heißt, merkwuͤr¬
dige Staͤdte, Gebirge und Weltgegenden abbil¬
den? Hm! Dieſes ſcheint mir nicht ſo uͤbel zu
ſein, da lernt man wenigſtens die Welt kennen
und kommt weit umher; Laͤnder, Meere und
allenfalls auch die Menſchen dazu; aber dazu
gehoͤrt beſonderer Muth und eigenes Gluͤck, wie
mich duͤnkt, und vor Allem ſoll, meines Erachtens,
ein junger Menſch darauf denken, wie er im
Lande bleiben und ſich redlich naͤhren, auch ſeinen
Mitbuͤrgern ſich nuͤtzlich und ſeinen Eltern dienſt¬
bar erweiſen kann!«

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[68/0078] aus keine Kenntniß von den Kuͤnſten, wie ſie jetzo in der Welt hanthiert werden, kann mir aber deſto weniger vorſtellen, wie ſich ein ernſt¬ haftiges und geiſtiges Leben dabei fuͤhren laͤßt! Habt Ihr denn ſo große Luſt und Geſchick, aller¬ lei unnuͤtzes Bildwerk zu verfertigen oder wohl gar Menſchengeſichter fuͤr Bezahlung abzubilden?« »Zuvoͤrderſt will ich ein Landſchaftsmaler wer¬ den,« erwiederte ich, »und habe dazu allerdings große Luſt und hoffe, der liebe Gott werde mir auch das Geſchick geben!« »Ein Landſchaftsmaler? das heißt, merkwuͤr¬ dige Staͤdte, Gebirge und Weltgegenden abbil¬ den? Hm! Dieſes ſcheint mir nicht ſo uͤbel zu ſein, da lernt man wenigſtens die Welt kennen und kommt weit umher; Laͤnder, Meere und allenfalls auch die Menſchen dazu; aber dazu gehoͤrt beſonderer Muth und eigenes Gluͤck, wie mich duͤnkt, und vor Allem ſoll, meines Erachtens, ein junger Menſch darauf denken, wie er im Lande bleiben und ſich redlich naͤhren, auch ſeinen Mitbuͤrgern ſich nuͤtzlich und ſeinen Eltern dienſt¬ bar erweiſen kann!«

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/78>, abgerufen am 25.11.2024.