hänge hervorragten; kleine Seitenwege lockten in's Dunkel und überall enthüllten sich die lieblichsten Geheimnisse. Die rothen, blauen und weißen Gewänder der Mädchen leuchteten herrlich in dem dunklen Grün, die Vettern sprangen von Stein zu Stein, daß ihre Goldknöpfe aufblitzten und mit den Silberkringeln der Wellen wetteiferten. Allerhand Gethier machte sich sichtbar, hier sahen wir die Federn einer Taube, die unzweifelhaft von einem Raubvogel zerrissen worden, dort schoß eine Schlange durch die Uferwellen über die glatten Kiesel hin, und in einer abgetrennten Untiefe hatte sich eine schimmernde Forelle gefan¬ gen, welche mit ihrer Schnauze ängstlich an den abschließenden Steinen herumtastete, bei unserer Annäherung aber einen Salto mortale machte und im strömenden Elemente verschwand.
So waren wir unbemerkt um den Berg her¬ umgekommen, die holde Wildniß erweiterte sich und ließ mit einem Male den stillen dunkel¬ blauen, mit Silber besprengten See sehen, der mit seiner friedevollen Umgebung im lautlosen Glanze eines Sonntagnachmittages ruhte. Ein
haͤnge hervorragten; kleine Seitenwege lockten in's Dunkel und uͤberall enthuͤllten ſich die lieblichſten Geheimniſſe. Die rothen, blauen und weißen Gewaͤnder der Maͤdchen leuchteten herrlich in dem dunklen Gruͤn, die Vettern ſprangen von Stein zu Stein, daß ihre Goldknoͤpfe aufblitzten und mit den Silberkringeln der Wellen wetteiferten. Allerhand Gethier machte ſich ſichtbar, hier ſahen wir die Federn einer Taube, die unzweifelhaft von einem Raubvogel zerriſſen worden, dort ſchoß eine Schlange durch die Uferwellen uͤber die glatten Kieſel hin, und in einer abgetrennten Untiefe hatte ſich eine ſchimmernde Forelle gefan¬ gen, welche mit ihrer Schnauze aͤngſtlich an den abſchließenden Steinen herumtaſtete, bei unſerer Annaͤherung aber einen Salto mortale machte und im ſtroͤmenden Elemente verſchwand.
So waren wir unbemerkt um den Berg her¬ umgekommen, die holde Wildniß erweiterte ſich und ließ mit einem Male den ſtillen dunkel¬ blauen, mit Silber beſprengten See ſehen, der mit ſeiner friedevollen Umgebung im lautloſen Glanze eines Sonntagnachmittages ruhte. Ein
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haͤnge hervorragten; kleine Seitenwege lockten in's
Dunkel und uͤberall enthuͤllten ſich die lieblichſten
Geheimniſſe. Die rothen, blauen und weißen
Gewaͤnder der Maͤdchen leuchteten herrlich in dem
dunklen Gruͤn, die Vettern ſprangen von Stein
zu Stein, daß ihre Goldknoͤpfe aufblitzten und
mit den Silberkringeln der Wellen wetteiferten.
Allerhand Gethier machte ſich ſichtbar, hier ſahen
wir die Federn einer Taube, die unzweifelhaft
von einem Raubvogel zerriſſen worden, dort
ſchoß eine Schlange durch die Uferwellen uͤber
die glatten Kieſel hin, und in einer abgetrennten
Untiefe hatte ſich eine ſchimmernde Forelle gefan¬
gen, welche mit ihrer Schnauze aͤngſtlich an den
abſchließenden Steinen herumtaſtete, bei unſerer
Annaͤherung aber einen Salto mortale machte
und im ſtroͤmenden Elemente verſchwand.
So waren wir unbemerkt um den Berg her¬
umgekommen, die holde Wildniß erweiterte ſich
und ließ mit einem Male den ſtillen dunkel¬
blauen, mit Silber beſprengten See ſehen, der
mit ſeiner friedevollen Umgebung im lautloſen
Glanze eines Sonntagnachmittages ruhte. Ein
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/69>, abgerufen am 22.11.2024.
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