stigsten Redensarten zum Besten, sangen und empfanden das reine und edle Vergnügen, wel¬ ches entsteht, wenn Ungleiches sich eint und zu Gefallen lebt. Doch schon im nächsten Tanz¬ hause, in welches wir traten, verlor ich einen um den anderen meiner neuen Freunde, indem sie hier fanden, was sie wahrscheinlich gesucht hatten, und ich setzte allein, aber rastlos, meinen Streif¬ zug fort. Hie und da schaute ich einen Augen¬ blick zu, trank bei Bekannten ein Glas, erwie¬ derte ungesäumt und etwas gesalzen die Späße, die man an mich richtete, bis ich in eine Stube kam, wo an einem großen runden Tische noch vier von den barmherzigen Brüdern saßen. Zwei waren schon abgefallen und verschwunden; die hier saßen, hatten bereits ihren dritten Rausch hinter sich und befanden sich nun in jenem lässi¬ gen Zustande, in welchem erfahrene Zechbrüder einen lustigen Tag austönen lassen, wohlgeschliffene Witze machen und ihren Wein so trinken, als ob sie nicht mehr viel darum gäben, sich aber wohl hüten, schließlich einen Tropfen stehen zu lassen. Etwas entfernt von ihnen saß am gleichen Tische
ſtigſten Redensarten zum Beſten, ſangen und empfanden das reine und edle Vergnuͤgen, wel¬ ches entſteht, wenn Ungleiches ſich eint und zu Gefallen lebt. Doch ſchon im naͤchſten Tanz¬ hauſe, in welches wir traten, verlor ich einen um den anderen meiner neuen Freunde, indem ſie hier fanden, was ſie wahrſcheinlich geſucht hatten, und ich ſetzte allein, aber raſtlos, meinen Streif¬ zug fort. Hie und da ſchaute ich einen Augen¬ blick zu, trank bei Bekannten ein Glas, erwie¬ derte ungeſaͤumt und etwas geſalzen die Spaͤße, die man an mich richtete, bis ich in eine Stube kam, wo an einem großen runden Tiſche noch vier von den barmherzigen Bruͤdern ſaßen. Zwei waren ſchon abgefallen und verſchwunden; die hier ſaßen, hatten bereits ihren dritten Rauſch hinter ſich und befanden ſich nun in jenem laͤſſi¬ gen Zuſtande, in welchem erfahrene Zechbruͤder einen luſtigen Tag austoͤnen laſſen, wohlgeſchliffene Witze machen und ihren Wein ſo trinken, als ob ſie nicht mehr viel darum gaͤben, ſich aber wohl huͤten, ſchließlich einen Tropfen ſtehen zu laſſen. Etwas entfernt von ihnen ſaß am gleichen Tiſche
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ſtigſten Redensarten zum Beſten, ſangen und
empfanden das reine und edle Vergnuͤgen, wel¬
ches entſteht, wenn Ungleiches ſich eint und zu
Gefallen lebt. Doch ſchon im naͤchſten Tanz¬
hauſe, in welches wir traten, verlor ich einen um
den anderen meiner neuen Freunde, indem ſie hier
fanden, was ſie wahrſcheinlich geſucht hatten,
und ich ſetzte allein, aber raſtlos, meinen Streif¬
zug fort. Hie und da ſchaute ich einen Augen¬
blick zu, trank bei Bekannten ein Glas, erwie¬
derte ungeſaͤumt und etwas geſalzen die Spaͤße,
die man an mich richtete, bis ich in eine Stube
kam, wo an einem großen runden Tiſche noch
vier von den barmherzigen Bruͤdern ſaßen. Zwei
waren ſchon abgefallen und verſchwunden; die
hier ſaßen, hatten bereits ihren dritten Rauſch
hinter ſich und befanden ſich nun in jenem laͤſſi¬
gen Zuſtande, in welchem erfahrene Zechbruͤder
einen luſtigen Tag austoͤnen laſſen, wohlgeſchliffene
Witze machen und ihren Wein ſo trinken, als ob
ſie nicht mehr viel darum gaͤben, ſich aber wohl
huͤten, ſchließlich einen Tropfen ſtehen zu laſſen.
Etwas entfernt von ihnen ſaß am gleichen Tiſche
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/438>, abgerufen am 23.11.2024.
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