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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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ren, die durchsichtig grünen Wellen sich rauschend
am Schiff brachen und unter uns wegzogen, wäh¬
rend wir doch auf Pferden saßen und uns in ei¬
nem schönen Halbbogen über die Strömung weg
bewegten. Und wieder glaubten wir uns in einen
andern Traum versetzt, als wir, am andern Ufer
angekommen, langsam einen dunklen Hohlweg
emporklommen, in welchem schmelzender Schnee
lag. Hier war es kalt, feucht und schauerlich;
von den dunklen Büschen tropfte es und fielen
zahlreiche Schneeklumpen, wir befanden uns ganz
in einer kräftig braunen Dunkelheit, in deren
Schatten der alte Schnee traurig schimmerte,
nur hoch über uns glänzte der goldene Himmel.
Auch hatten wir den Weg nun verloren und
wußten nicht recht, wo wir waren, als es mit
einem Male grün und trocken um uns wurde.
Wir kamen auf die Höhe und befanden uns in
einem hohen Tannenwald, dessen Stämme drei
bis vier Schritte auseinander standen, dessen Bo¬
den dicht mit trockenem Moose bezogen war und
dessen Aeste hoch oben ein dunkelgrünes Dach
bildeten, so daß wir vom Himmel fast Nichts

ren, die durchſichtig gruͤnen Wellen ſich rauſchend
am Schiff brachen und unter uns wegzogen, waͤh¬
rend wir doch auf Pferden ſaßen und uns in ei¬
nem ſchoͤnen Halbbogen uͤber die Stroͤmung weg
bewegten. Und wieder glaubten wir uns in einen
andern Traum verſetzt, als wir, am andern Ufer
angekommen, langſam einen dunklen Hohlweg
emporklommen, in welchem ſchmelzender Schnee
lag. Hier war es kalt, feucht und ſchauerlich;
von den dunklen Buͤſchen tropfte es und fielen
zahlreiche Schneeklumpen, wir befanden uns ganz
in einer kraͤftig braunen Dunkelheit, in deren
Schatten der alte Schnee traurig ſchimmerte,
nur hoch uͤber uns glaͤnzte der goldene Himmel.
Auch hatten wir den Weg nun verloren und
wußten nicht recht, wo wir waren, als es mit
einem Male gruͤn und trocken um uns wurde.
Wir kamen auf die Hoͤhe und befanden uns in
einem hohen Tannenwald, deſſen Staͤmme drei
bis vier Schritte auseinander ſtanden, deſſen Bo¬
den dicht mit trockenem Mooſe bezogen war und
deſſen Aeſte hoch oben ein dunkelgruͤnes Dach
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[408/0418] ren, die durchſichtig gruͤnen Wellen ſich rauſchend am Schiff brachen und unter uns wegzogen, waͤh¬ rend wir doch auf Pferden ſaßen und uns in ei¬ nem ſchoͤnen Halbbogen uͤber die Stroͤmung weg bewegten. Und wieder glaubten wir uns in einen andern Traum verſetzt, als wir, am andern Ufer angekommen, langſam einen dunklen Hohlweg emporklommen, in welchem ſchmelzender Schnee lag. Hier war es kalt, feucht und ſchauerlich; von den dunklen Buͤſchen tropfte es und fielen zahlreiche Schneeklumpen, wir befanden uns ganz in einer kraͤftig braunen Dunkelheit, in deren Schatten der alte Schnee traurig ſchimmerte, nur hoch uͤber uns glaͤnzte der goldene Himmel. Auch hatten wir den Weg nun verloren und wußten nicht recht, wo wir waren, als es mit einem Male gruͤn und trocken um uns wurde. Wir kamen auf die Hoͤhe und befanden uns in einem hohen Tannenwald, deſſen Staͤmme drei bis vier Schritte auseinander ſtanden, deſſen Bo¬ den dicht mit trockenem Mooſe bezogen war und deſſen Aeſte hoch oben ein dunkelgruͤnes Dach bildeten, ſo daß wir vom Himmel faſt Nichts

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/418>, abgerufen am 23.11.2024.