bugsire, leicht und behende; erst ein Volk, das dies begriffen, immer bewaffnet und marschfertig, ohne unnützes Gepäck, aber mit gefüllter Kriegs¬ kasse versehen sei, dessen Tempel, Palast, Festung und Wohnhaus in Einem Stück das leichte, luf¬ tige und doch unzerstörbare Wanderzelt seiner geistigen Erfahrung und Grundsätze sei, überall mitzuführen und aufzuschlagen, könne sich Hoff¬ nung auf wahre Dauer machen, und selbst seinen geographischen Wohnsitz vermöge ein solches län¬ ger zu behaupten. Besonders von den Schwei¬ zern wäre es ein Unsinn, wenn sie ihre Berge mit schönen Gebäuden bekleben wollten; höchstens am Eingange wären allenfalls ein paar ansehn¬ liche Städte zu dulden, sonst aber müßten wir es ganz der Natur überlassen, die Honneurs zu machen; dies sei nicht nur das Billigste, sondern auch das Klügste. Von den Künsten ließ er ein¬ zig Beredsamkeit und Gesang gelten, weil sie seinem "Wanderzelte" entsprachen, Nichts kosten und keinen Platz einnehmen. Sein eigenes Be¬ sitzthum sah ganz nach seinen Grundsätzen aus; Brenn- und Bauholz, Kohlen, Eisen und Steine
bugſire, leicht und behende; erſt ein Volk, das dies begriffen, immer bewaffnet und marſchfertig, ohne unnuͤtzes Gepaͤck, aber mit gefuͤllter Kriegs¬ kaſſe verſehen ſei, deſſen Tempel, Palaſt, Feſtung und Wohnhaus in Einem Stuͤck das leichte, luf¬ tige und doch unzerſtoͤrbare Wanderzelt ſeiner geiſtigen Erfahrung und Grundſaͤtze ſei, uͤberall mitzufuͤhren und aufzuſchlagen, koͤnne ſich Hoff¬ nung auf wahre Dauer machen, und ſelbſt ſeinen geographiſchen Wohnſitz vermoͤge ein ſolches laͤn¬ ger zu behaupten. Beſonders von den Schwei¬ zern waͤre es ein Unſinn, wenn ſie ihre Berge mit ſchoͤnen Gebaͤuden bekleben wollten; hoͤchſtens am Eingange waͤren allenfalls ein paar anſehn¬ liche Staͤdte zu dulden, ſonſt aber muͤßten wir es ganz der Natur uͤberlaſſen, die Honneurs zu machen; dies ſei nicht nur das Billigſte, ſondern auch das Kluͤgſte. Von den Kuͤnſten ließ er ein¬ zig Beredſamkeit und Geſang gelten, weil ſie ſeinem »Wanderzelte« entſprachen, Nichts koſten und keinen Platz einnehmen. Sein eigenes Be¬ ſitzthum ſah ganz nach ſeinen Grundſaͤtzen aus; Brenn- und Bauholz, Kohlen, Eiſen und Steine
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kaſſe verſehen ſei, deſſen Tempel, Palaſt, Feſtung
und Wohnhaus in Einem Stuͤck das leichte, luf¬
tige und doch unzerſtoͤrbare Wanderzelt ſeiner
geiſtigen Erfahrung und Grundſaͤtze ſei, uͤberall
mitzufuͤhren und aufzuſchlagen, koͤnne ſich Hoff¬
nung auf wahre Dauer machen, und ſelbſt ſeinen
geographiſchen Wohnſitz vermoͤge ein ſolches laͤn¬
ger zu behaupten. Beſonders von den Schwei¬
zern waͤre es ein Unſinn, wenn ſie ihre Berge
mit ſchoͤnen Gebaͤuden bekleben wollten; hoͤchſtens
am Eingange waͤren allenfalls ein paar anſehn¬
liche Staͤdte zu dulden, ſonſt aber muͤßten wir
es ganz der Natur uͤberlaſſen, die Honneurs zu
machen; dies ſei nicht nur das Billigſte, ſondern
auch das Kluͤgſte. Von den Kuͤnſten ließ er ein¬
zig Beredſamkeit und Geſang gelten, weil ſie
ſeinem »Wanderzelte« entſprachen, Nichts koſten
und keinen Platz einnehmen. Sein eigenes Be¬
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/392>, abgerufen am 23.11.2024.
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