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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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dann die Krone aufgesetzt, auch ein breites gol¬
denes Halsband umgethan, auf meinen Rath ei¬
nige Ringe über die weißen Handschuhe gesteckt,
und als sie zum ersten Mal diesen ganzen Anzug
probirte, sah sie nicht nur aus wie ein Ritter¬
fräulein, sondern wie eine Feenkönigin, und das
ganze Haus war in ihren lieblichem Anblick ver¬
loren. Aber jetzt weigerte sie sich auf's Neue,
an dem Spiele Theil zu nehmen, weil sie sich
selber so fremd vorkam, und wenn nicht die
ganze Bevölkerung in ihren ehrbarsten Familien
bei der Sache gewesen wäre, so hätte man sie
nicht dazu gebracht. Unterdessen hatte ich nicht
geruht, und mit meinen Herren Vettern ein we¬
nig in's Sattlerhandwerk gepfuscht, indem wir
die nicht sehr sauberen Zügelriemen des Oheims
mit rothem Seidenzeuge umnähten, welches wir
von einem Juden billig gekauft; denn Anna's
Hände sollten das alte Lederwerk nicht unmittel¬
bar berühren.

Meinen eigenen Anzug hatte ich längst in
Ordnung gebracht und denselben grün und jäger¬
mäßig gewählt, da dadurch eine größere Einfach¬

dann die Krone aufgeſetzt, auch ein breites gol¬
denes Halsband umgethan, auf meinen Rath ei¬
nige Ringe uͤber die weißen Handſchuhe geſteckt,
und als ſie zum erſten Mal dieſen ganzen Anzug
probirte, ſah ſie nicht nur aus wie ein Ritter¬
fraͤulein, ſondern wie eine Feenkoͤnigin, und das
ganze Haus war in ihren lieblichem Anblick ver¬
loren. Aber jetzt weigerte ſie ſich auf's Neue,
an dem Spiele Theil zu nehmen, weil ſie ſich
ſelber ſo fremd vorkam, und wenn nicht die
ganze Bevoͤlkerung in ihren ehrbarſten Familien
bei der Sache geweſen waͤre, ſo haͤtte man ſie
nicht dazu gebracht. Unterdeſſen hatte ich nicht
geruht, und mit meinen Herren Vettern ein we¬
nig in's Sattlerhandwerk gepfuſcht, indem wir
die nicht ſehr ſauberen Zuͤgelriemen des Oheims
mit rothem Seidenzeuge umnaͤhten, welches wir
von einem Juden billig gekauft; denn Anna's
Haͤnde ſollten das alte Lederwerk nicht unmittel¬
bar beruͤhren.

Meinen eigenen Anzug hatte ich laͤngſt in
Ordnung gebracht und denſelben gruͤn und jaͤger¬
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[349/0359] dann die Krone aufgeſetzt, auch ein breites gol¬ denes Halsband umgethan, auf meinen Rath ei¬ nige Ringe uͤber die weißen Handſchuhe geſteckt, und als ſie zum erſten Mal dieſen ganzen Anzug probirte, ſah ſie nicht nur aus wie ein Ritter¬ fraͤulein, ſondern wie eine Feenkoͤnigin, und das ganze Haus war in ihren lieblichem Anblick ver¬ loren. Aber jetzt weigerte ſie ſich auf's Neue, an dem Spiele Theil zu nehmen, weil ſie ſich ſelber ſo fremd vorkam, und wenn nicht die ganze Bevoͤlkerung in ihren ehrbarſten Familien bei der Sache geweſen waͤre, ſo haͤtte man ſie nicht dazu gebracht. Unterdeſſen hatte ich nicht geruht, und mit meinen Herren Vettern ein we¬ nig in's Sattlerhandwerk gepfuſcht, indem wir die nicht ſehr ſauberen Zuͤgelriemen des Oheims mit rothem Seidenzeuge umnaͤhten, welches wir von einem Juden billig gekauft; denn Anna's Haͤnde ſollten das alte Lederwerk nicht unmittel¬ bar beruͤhren. Meinen eigenen Anzug hatte ich laͤngſt in Ordnung gebracht und denſelben gruͤn und jaͤger¬ maͤßig gewaͤhlt, da dadurch eine groͤßere Einfach¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/359>, abgerufen am 23.11.2024.