Wirth aus den Dörfern, welcher hinter mir stand, um die Sachen wegzuführen, triumphirte und respectirte mich freundlich. Allein die Gegner hielten mich nun für einen gefährlichen Burschen, der das Beste vorwegnähme, und gingen mir auf Schritt und Tritt nach in dem alten Zeughause, gerade das ausersehend, was ich in's Auge faßte, so daß ich nur mit der äußersten Beharrlichkeit noch einen Wagen voll Eisenhüte und Hellebarden für meine reisigen Tyrannenknechte zur Seite brachte. So kam ich mir sehr wichtig vor, als ich mit den Aufsehern das Verzeichniß der verab¬ folgten Sachen feststellte, obgleich der Wirth der eigentliche Gewährsmann war und dasselbe unter¬ schrieb.
Dann hatte ich wieder auf dem Lande voll¬ auf zu thun und begab mich mit einigen Packeten Farbstoff und mächtigen Pinseln hinaus, um ein schönes neues Bauernhaus an der Straße noch völlig in Stauffacher's Wohnung umzuwandeln mittelst bunter Zierrathen und Sprüche; denn nicht nur sollte da die Unterredung zwischen Stauffacher und seinem Weibe stattfinden, sondern
Wirth aus den Doͤrfern, welcher hinter mir ſtand, um die Sachen wegzufuͤhren, triumphirte und reſpectirte mich freundlich. Allein die Gegner hielten mich nun fuͤr einen gefaͤhrlichen Burſchen, der das Beſte vorwegnaͤhme, und gingen mir auf Schritt und Tritt nach in dem alten Zeughauſe, gerade das auserſehend, was ich in's Auge faßte, ſo daß ich nur mit der aͤußerſten Beharrlichkeit noch einen Wagen voll Eiſenhuͤte und Hellebarden fuͤr meine reiſigen Tyrannenknechte zur Seite brachte. So kam ich mir ſehr wichtig vor, als ich mit den Aufſehern das Verzeichniß der verab¬ folgten Sachen feſtſtellte, obgleich der Wirth der eigentliche Gewaͤhrsmann war und daſſelbe unter¬ ſchrieb.
Dann hatte ich wieder auf dem Lande voll¬ auf zu thun und begab mich mit einigen Packeten Farbſtoff und maͤchtigen Pinſeln hinaus, um ein ſchoͤnes neues Bauernhaus an der Straße noch voͤllig in Stauffacher's Wohnung umzuwandeln mittelſt bunter Zierrathen und Spruͤche; denn nicht nur ſollte da die Unterredung zwiſchen Stauffacher und ſeinem Weibe ſtattfinden, ſondern
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Wirth aus den Doͤrfern, welcher hinter mir ſtand,
um die Sachen wegzufuͤhren, triumphirte und
reſpectirte mich freundlich. Allein die Gegner
hielten mich nun fuͤr einen gefaͤhrlichen Burſchen,
der das Beſte vorwegnaͤhme, und gingen mir auf
Schritt und Tritt nach in dem alten Zeughauſe,
gerade das auserſehend, was ich in's Auge faßte,
ſo daß ich nur mit der aͤußerſten Beharrlichkeit
noch einen Wagen voll Eiſenhuͤte und Hellebarden
fuͤr meine reiſigen Tyrannenknechte zur Seite
brachte. So kam ich mir ſehr wichtig vor, als
ich mit den Aufſehern das Verzeichniß der verab¬
folgten Sachen feſtſtellte, obgleich der Wirth der
eigentliche Gewaͤhrsmann war und daſſelbe unter¬
ſchrieb.
Dann hatte ich wieder auf dem Lande voll¬
auf zu thun und begab mich mit einigen Packeten
Farbſtoff und maͤchtigen Pinſeln hinaus, um ein
ſchoͤnes neues Bauernhaus an der Straße noch
voͤllig in Stauffacher's Wohnung umzuwandeln
mittelſt bunter Zierrathen und Spruͤche; denn
nicht nur ſollte da die Unterredung zwiſchen
Stauffacher und ſeinem Weibe ſtattfinden, ſondern
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/355>, abgerufen am 23.11.2024.
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