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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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er machte in seiner Nacktheit die wunderlichsten
Beine, als er so dahin schritt und sich dann und
wann ängstlich umsah, ob ihm noch nicht Beifall
und Achtung der Gesellschaft nachfolge. Als diese
aber in ein maßloses Gelächter ausbrach, gerieth
er in großen Zorn und begann, um sich Achtung
zu erzwingen, ungeheuerliche Sprünge und Kunst¬
stücke zu machen, um die Stärke seines Körpers
zu zeigen. Das Gelächter wurde immer größer
und die Lachenden mußten sich auf die Erde se¬
tzen. An jener Stelle war vor Zeiten ein Fichten¬
wald in den See gestürzt und wurde in der
Tiefe durch die nachgerollten Felsblöcke festgehal¬
ten. Wie nun der nackt umher Tanzende sah,
daß die lachenden Menschen sich bereits auf der
Erde wälzten mit nassen Augen, sprang er plötz¬
lich in einem Anfall von unsäglicher Wuth und
irgend etwas Wunderbares erzwingen wol¬
lend, mit einem mächtigen Satz über den Rand
hinaus in den See, hoch hinunter, wo der ver¬
sunkene Wald lag. Erst eine geraume Weile
nachher, als die lachende Gesellschaft sich einiger¬
maßen gesammelt hatte, bemerkten sie sein Ver¬

er machte in ſeiner Nacktheit die wunderlichſten
Beine, als er ſo dahin ſchritt und ſich dann und
wann aͤngſtlich umſah, ob ihm noch nicht Beifall
und Achtung der Geſellſchaft nachfolge. Als dieſe
aber in ein maßloſes Gelaͤchter ausbrach, gerieth
er in großen Zorn und begann, um ſich Achtung
zu erzwingen, ungeheuerliche Spruͤnge und Kunſt¬
ſtuͤcke zu machen, um die Staͤrke ſeines Koͤrpers
zu zeigen. Das Gelaͤchter wurde immer groͤßer
und die Lachenden mußten ſich auf die Erde ſe¬
tzen. An jener Stelle war vor Zeiten ein Fichten¬
wald in den See geſtuͤrzt und wurde in der
Tiefe durch die nachgerollten Felsbloͤcke feſtgehal¬
ten. Wie nun der nackt umher Tanzende ſah,
daß die lachenden Menſchen ſich bereits auf der
Erde waͤlzten mit naſſen Augen, ſprang er ploͤtz¬
lich in einem Anfall von unſaͤglicher Wuth und
irgend etwas Wunderbares erzwingen wol¬
lend, mit einem maͤchtigen Satz uͤber den Rand
hinaus in den See, hoch hinunter, wo der ver¬
ſunkene Wald lag. Erſt eine geraume Weile
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[315/0325] er machte in ſeiner Nacktheit die wunderlichſten Beine, als er ſo dahin ſchritt und ſich dann und wann aͤngſtlich umſah, ob ihm noch nicht Beifall und Achtung der Geſellſchaft nachfolge. Als dieſe aber in ein maßloſes Gelaͤchter ausbrach, gerieth er in großen Zorn und begann, um ſich Achtung zu erzwingen, ungeheuerliche Spruͤnge und Kunſt¬ ſtuͤcke zu machen, um die Staͤrke ſeines Koͤrpers zu zeigen. Das Gelaͤchter wurde immer groͤßer und die Lachenden mußten ſich auf die Erde ſe¬ tzen. An jener Stelle war vor Zeiten ein Fichten¬ wald in den See geſtuͤrzt und wurde in der Tiefe durch die nachgerollten Felsbloͤcke feſtgehal¬ ten. Wie nun der nackt umher Tanzende ſah, daß die lachenden Menſchen ſich bereits auf der Erde waͤlzten mit naſſen Augen, ſprang er ploͤtz¬ lich in einem Anfall von unſaͤglicher Wuth und irgend etwas Wunderbares erzwingen wol¬ lend, mit einem maͤchtigen Satz uͤber den Rand hinaus in den See, hoch hinunter, wo der ver¬ ſunkene Wald lag. Erſt eine geraume Weile nachher, als die lachende Geſellſchaft ſich einiger¬ maßen geſammelt hatte, bemerkten ſie ſein Ver¬

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/325>, abgerufen am 26.11.2024.