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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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Anna's Vater, eine kleine Freude zu seinem
Namenstage machen wollen und gedachte dies
am besten durch ein Portrait seiner Jungfer
Tochter zu erreichen; habe ich damit Unrecht ge¬
than, so thut es mir leid, ich werde es nicht
wieder thun! Ich kann vielleicht durch eine Ab¬
bildung seines Hauses und Gartens am See
dem Herrn Vetter den gleichen Dienst leisten,
mir verschlägt es nichts!

Durch diese Ausflucht beraubte ich mich zwar
selbst des Bildes, das mir auch der Mühe und
Arbeit wegen lieb geworden war, zugleich aber
schnitt ich der unbequemen Verhandlung den Faden
ab, indem die Mädchen hiegegen nichts mehr
einzuwenden wußten und meine aufmerksame Ge¬
sinnung für den Schulmeister noch zu loben ver¬
anlaßt wurden. Doch beschlossen sie, das Per¬
gament aufzubewahren bis zum bestimmten Tage,
wo wir es sämmtlich dem Schulmeister feierlich
überbringen würden. So kam ich um meinen
Schatz, verhehlte aber meinen Verdruß, indessen
die kleine Caton, noch nicht zufrieden, wieder
anfing: "Ihm verschlägt es nichts!" ob er das

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Anna's Vater, eine kleine Freude zu ſeinem
Namenstage machen wollen und gedachte dies
am beſten durch ein Portrait ſeiner Jungfer
Tochter zu erreichen; habe ich damit Unrecht ge¬
than, ſo thut es mir leid, ich werde es nicht
wieder thun! Ich kann vielleicht durch eine Ab¬
bildung ſeines Hauſes und Gartens am See
dem Herrn Vetter den gleichen Dienſt leiſten,
mir verſchlaͤgt es nichts!

Durch dieſe Ausflucht beraubte ich mich zwar
ſelbſt des Bildes, das mir auch der Muͤhe und
Arbeit wegen lieb geworden war, zugleich aber
ſchnitt ich der unbequemen Verhandlung den Faden
ab, indem die Maͤdchen hiegegen nichts mehr
einzuwenden wußten und meine aufmerkſame Ge¬
ſinnung fuͤr den Schulmeiſter noch zu loben ver¬
anlaßt wurden. Doch beſchloſſen ſie, das Per¬
gament aufzubewahren bis zum beſtimmten Tage,
wo wir es ſaͤmmtlich dem Schulmeiſter feierlich
uͤberbringen wuͤrden. So kam ich um meinen
Schatz, verhehlte aber meinen Verdruß, indeſſen
die kleine Caton, noch nicht zufrieden, wieder
anfing: »Ihm verſchlaͤgt es nichts!« ob er das

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[275/0285] Anna's Vater, eine kleine Freude zu ſeinem Namenstage machen wollen und gedachte dies am beſten durch ein Portrait ſeiner Jungfer Tochter zu erreichen; habe ich damit Unrecht ge¬ than, ſo thut es mir leid, ich werde es nicht wieder thun! Ich kann vielleicht durch eine Ab¬ bildung ſeines Hauſes und Gartens am See dem Herrn Vetter den gleichen Dienſt leiſten, mir verſchlaͤgt es nichts! Durch dieſe Ausflucht beraubte ich mich zwar ſelbſt des Bildes, das mir auch der Muͤhe und Arbeit wegen lieb geworden war, zugleich aber ſchnitt ich der unbequemen Verhandlung den Faden ab, indem die Maͤdchen hiegegen nichts mehr einzuwenden wußten und meine aufmerkſame Ge¬ ſinnung fuͤr den Schulmeiſter noch zu loben ver¬ anlaßt wurden. Doch beſchloſſen ſie, das Per¬ gament aufzubewahren bis zum beſtimmten Tage, wo wir es ſaͤmmtlich dem Schulmeiſter feierlich uͤberbringen wuͤrden. So kam ich um meinen Schatz, verhehlte aber meinen Verdruß, indeſſen die kleine Caton, noch nicht zufrieden, wieder anfing: »Ihm verſchlaͤgt es nichts!« ob er das 18*

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 275. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/285>, abgerufen am 23.11.2024.