gen mich vor, so daß ich zuletzt immer geschlagen wurde; besonders sagte er zuletzt immer, ich ver¬ stehe eben die Sache noch nicht und wüßte nicht richtig zu denken, was mich dann gewaltig er¬ boste, und wir geriethen manchmal in grimmi¬ gen Zank. Doch vereinigten wir uns immer wieder, wenn wir mit den Mädchen zusammen¬ trafen, wo wir einen gemeinsamen Kampf zu bestehen hatten, von allen Seiten angegriffen. Wir schlugen unsere Feinde eine Zeit lang mit unseren Sarkasmen siegreich zurück, wenn sie aber nicht mehr weiter konnten und zu sehr ge¬ reizt waren, so ging der Krieg in Thätlichkeiten über; eine einzelne begann damit, Einem von uns unversehens ein Glas Wasser über den Kopf zu gießen und alsobald war ein hitziges Jagen und Verfolgen durch Haus und Gärten im Gange. Andere Bursche machten sich schnell herbei, denn fünf bis sechs zornige Mädchen waren eine zu rei¬ zende Gelegenheit für sie. Man warf sich mit Früchten, schlug sich mit ausgerissenen Nessel¬ stauden, suchte sich gegenseitig in's Wasser zu drängen, wobei man in's allerengste Handge¬
gen mich vor, ſo daß ich zuletzt immer geſchlagen wurde; beſonders ſagte er zuletzt immer, ich ver¬ ſtehe eben die Sache noch nicht und wuͤßte nicht richtig zu denken, was mich dann gewaltig er¬ boſte, und wir geriethen manchmal in grimmi¬ gen Zank. Doch vereinigten wir uns immer wieder, wenn wir mit den Maͤdchen zuſammen¬ trafen, wo wir einen gemeinſamen Kampf zu beſtehen hatten, von allen Seiten angegriffen. Wir ſchlugen unſere Feinde eine Zeit lang mit unſeren Sarkasmen ſiegreich zuruͤck, wenn ſie aber nicht mehr weiter konnten und zu ſehr ge¬ reizt waren, ſo ging der Krieg in Thaͤtlichkeiten uͤber; eine einzelne begann damit, Einem von uns unverſehens ein Glas Waſſer uͤber den Kopf zu gießen und alſobald war ein hitziges Jagen und Verfolgen durch Haus und Gaͤrten im Gange. Andere Burſche machten ſich ſchnell herbei, denn fuͤnf bis ſechs zornige Maͤdchen waren eine zu rei¬ zende Gelegenheit fuͤr ſie. Man warf ſich mit Fruͤchten, ſchlug ſich mit ausgeriſſenen Neſſel¬ ſtauden, ſuchte ſich gegenſeitig in's Waſſer zu draͤngen, wobei man in's allerengſte Handge¬
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gen mich vor, ſo daß ich zuletzt immer geſchlagen
wurde; beſonders ſagte er zuletzt immer, ich ver¬
ſtehe eben die Sache noch nicht und wuͤßte nicht
richtig zu denken, was mich dann gewaltig er¬
boſte, und wir geriethen manchmal in grimmi¬
gen Zank. Doch vereinigten wir uns immer
wieder, wenn wir mit den Maͤdchen zuſammen¬
trafen, wo wir einen gemeinſamen Kampf zu
beſtehen hatten, von allen Seiten angegriffen.
Wir ſchlugen unſere Feinde eine Zeit lang mit
unſeren Sarkasmen ſiegreich zuruͤck, wenn ſie
aber nicht mehr weiter konnten und zu ſehr ge¬
reizt waren, ſo ging der Krieg in Thaͤtlichkeiten
uͤber; eine einzelne begann damit, Einem von
uns unverſehens ein Glas Waſſer uͤber den
Kopf zu gießen und alſobald war ein hitziges Jagen
und Verfolgen durch Haus und Gaͤrten im Gange.
Andere Burſche machten ſich ſchnell herbei, denn
fuͤnf bis ſechs zornige Maͤdchen waren eine zu rei¬
zende Gelegenheit fuͤr ſie. Man warf ſich mit
Fruͤchten, ſchlug ſich mit ausgeriſſenen Neſſel¬
ſtauden, ſuchte ſich gegenſeitig in's Waſſer zu
draͤngen, wobei man in's allerengſte Handge¬
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/272>, abgerufen am 23.11.2024.
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