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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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öffnen kann. Beide Eigenschaften gehen aber
nur aus Einem und demselben letzten Grunde
hervor: aus unbedingter Ehrlichkeit, Reinheit und
Unbefangenheit des Bewußtseins.

Der Sommer war nun auf seine volle Höhe
geschritten, als ich, die Zeit allgemeiner Erholung
ersehend, meinem geheimen Verlangen nach der
andern Heimath, dem entlegenen Dorflande, nach¬
gab und mit meinen Siebensachen hinauszog.
Die Mutter blieb wieder zurück in entsagender
Unbeweglichkeit und Selbstbeschränkung, ungeach¬
tet aller freundlichen Aufforderungen, die Woh¬
nung doch ganz zu schließen und wieder einmal
an den Orten ihrer Jugend sich zu ergehen. Ich
aber führte die umfangreichen Früchte meiner
zwischenweiligen Thätigkeit mit mir, da ich mit¬
telst derselben ein günstiges Aufsehen zu erregen
gedachte.

Die zahlreichen, kräftig geschwärzten Blätter
verursachten im Hause meines Oheims allerdings
einige Verwunderung, und im Allgemeinen sah
man, mich nun wirklich für einen Maler haltend,
die Sache mit ziemlichem Respekt an; als jedoch

oͤffnen kann. Beide Eigenſchaften gehen aber
nur aus Einem und demſelben letzten Grunde
hervor: aus unbedingter Ehrlichkeit, Reinheit und
Unbefangenheit des Bewußtſeins.

Der Sommer war nun auf ſeine volle Hoͤhe
geſchritten, als ich, die Zeit allgemeiner Erholung
erſehend, meinem geheimen Verlangen nach der
andern Heimath, dem entlegenen Dorflande, nach¬
gab und mit meinen Siebenſachen hinauszog.
Die Mutter blieb wieder zuruͤck in entſagender
Unbeweglichkeit und Selbſtbeſchraͤnkung, ungeach¬
tet aller freundlichen Aufforderungen, die Woh¬
nung doch ganz zu ſchließen und wieder einmal
an den Orten ihrer Jugend ſich zu ergehen. Ich
aber fuͤhrte die umfangreichen Fruͤchte meiner
zwiſchenweiligen Thaͤtigkeit mit mir, da ich mit¬
telſt derſelben ein guͤnſtiges Aufſehen zu erregen
gedachte.

Die zahlreichen, kraͤftig geſchwaͤrzten Blaͤtter
verurſachten im Hauſe meines Oheims allerdings
einige Verwunderung, und im Allgemeinen ſah
man, mich nun wirklich fuͤr einen Maler haltend,
die Sache mit ziemlichem Reſpekt an; als jedoch

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[186/0196] oͤffnen kann. Beide Eigenſchaften gehen aber nur aus Einem und demſelben letzten Grunde hervor: aus unbedingter Ehrlichkeit, Reinheit und Unbefangenheit des Bewußtſeins. Der Sommer war nun auf ſeine volle Hoͤhe geſchritten, als ich, die Zeit allgemeiner Erholung erſehend, meinem geheimen Verlangen nach der andern Heimath, dem entlegenen Dorflande, nach¬ gab und mit meinen Siebenſachen hinauszog. Die Mutter blieb wieder zuruͤck in entſagender Unbeweglichkeit und Selbſtbeſchraͤnkung, ungeach¬ tet aller freundlichen Aufforderungen, die Woh¬ nung doch ganz zu ſchließen und wieder einmal an den Orten ihrer Jugend ſich zu ergehen. Ich aber fuͤhrte die umfangreichen Fruͤchte meiner zwiſchenweiligen Thaͤtigkeit mit mir, da ich mit¬ telſt derſelben ein guͤnſtiges Aufſehen zu erregen gedachte. Die zahlreichen, kraͤftig geſchwaͤrzten Blaͤtter verurſachten im Hauſe meines Oheims allerdings einige Verwunderung, und im Allgemeinen ſah man, mich nun wirklich fuͤr einen Maler haltend, die Sache mit ziemlichem Reſpekt an; als jedoch

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/196>, abgerufen am 24.11.2024.