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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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recht zum Vergnügen gereichen werde, einmal
eine ordentliche Schule an einem Schüler durch¬
zuführen, und sprach seine Erwartungen hinsicht¬
lich meines Fleißes und meiner Ausdauer feier¬
lich aus.

Einer der Koloristen mußte nun seinen Platz
am Fenster räumen und sich neben einen andern
setzen, indessen ich dort eingerichtet wurde, und
hierauf, als ich erwartungsvoll der Dinge, die
da kommen sollten, vor dem leeren Tische stand,
brachte Herr Habersaat eine landschaftliche Vor¬
lage aus seinen Mappen hervor, den Umriß eines
einfachen Motives aus einem lithographirten
Werke, wie ich es schon in den Schulen vielfach
gesehen hatte. Dies Blatt sollte ich vorerst auf¬
merksam und streng kopiren. Doch bevor ich
mich hinsetzte, schickte mich der Meister wieder
fort, Papier und Bleistift zu holen, an welche
ich nicht gedacht, da ich überhaupt keinen Be¬
griff von dem ersten Beginnen gehabt hatte. Er
beschrieb mir das Nöthige, und da ich kein Geld
bei mir trug, mußte ich erst den weiten Weg
nach Hause machen und dann in einen Laden

recht zum Vergnuͤgen gereichen werde, einmal
eine ordentliche Schule an einem Schuͤler durch¬
zufuͤhren, und ſprach ſeine Erwartungen hinſicht¬
lich meines Fleißes und meiner Ausdauer feier¬
lich aus.

Einer der Koloriſten mußte nun ſeinen Platz
am Fenſter raͤumen und ſich neben einen andern
ſetzen, indeſſen ich dort eingerichtet wurde, und
hierauf, als ich erwartungsvoll der Dinge, die
da kommen ſollten, vor dem leeren Tiſche ſtand,
brachte Herr Haberſaat eine landſchaftliche Vor¬
lage aus ſeinen Mappen hervor, den Umriß eines
einfachen Motives aus einem lithographirten
Werke, wie ich es ſchon in den Schulen vielfach
geſehen hatte. Dies Blatt ſollte ich vorerſt auf¬
merkſam und ſtreng kopiren. Doch bevor ich
mich hinſetzte, ſchickte mich der Meiſter wieder
fort, Papier und Bleiſtift zu holen, an welche
ich nicht gedacht, da ich uͤberhaupt keinen Be¬
griff von dem erſten Beginnen gehabt hatte. Er
beſchrieb mir das Noͤthige, und da ich kein Geld
bei mir trug, mußte ich erſt den weiten Weg
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[162/0172] recht zum Vergnuͤgen gereichen werde, einmal eine ordentliche Schule an einem Schuͤler durch¬ zufuͤhren, und ſprach ſeine Erwartungen hinſicht¬ lich meines Fleißes und meiner Ausdauer feier¬ lich aus. Einer der Koloriſten mußte nun ſeinen Platz am Fenſter raͤumen und ſich neben einen andern ſetzen, indeſſen ich dort eingerichtet wurde, und hierauf, als ich erwartungsvoll der Dinge, die da kommen ſollten, vor dem leeren Tiſche ſtand, brachte Herr Haberſaat eine landſchaftliche Vor¬ lage aus ſeinen Mappen hervor, den Umriß eines einfachen Motives aus einem lithographirten Werke, wie ich es ſchon in den Schulen vielfach geſehen hatte. Dies Blatt ſollte ich vorerſt auf¬ merkſam und ſtreng kopiren. Doch bevor ich mich hinſetzte, ſchickte mich der Meiſter wieder fort, Papier und Bleiſtift zu holen, an welche ich nicht gedacht, da ich uͤberhaupt keinen Be¬ griff von dem erſten Beginnen gehabt hatte. Er beſchrieb mir das Noͤthige, und da ich kein Geld bei mir trug, mußte ich erſt den weiten Weg nach Hauſe machen und dann in einen Laden

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/172>, abgerufen am 25.11.2024.