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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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guter Zeit noch etwas Einträglicheres zu ergreifen,
und auch Solche, die wirklich aus einem inneren
Antriebe gekommen waren und außergewöhnliches
Geschick bezeigten, fielen ohne Weiteres ab, da
sie in ihrer ganzen Erfahrung zufällig nie ge¬
hört, daß man nur durch Entbehren, Dulden
und Ausharren an's Ziel gelange, und dagegen
einzig wußten, daß man so bald als möglich
Geld verdienen müsse. Die Jugendjahre von
wohl Dreißigen solcher Knaben und Jünglinge
hatte Habersaat schon in blauen Sonntagshim¬
meln und grasgrünen Bäumen auf sein Papier
gehaucht, und der hüstelnde Kupferstecher war sein
infernalischer Helfershelfer, indem er mit seinem
Scheidewasser die schwarze Unterlage dazu ätzte,
wobei die melancholischen Drucker, an das knar¬
rende Rad gefesselt, füglich eine Art gedrückter
Unterteufel vorstellten, nimmermüde Dämonen,
die unter der Walze ihrer Pressen die zu bemalen¬
den Blätter unerschöpflich, endlos hervorzogen.
So begriff er vollständig das Wesen heutiger
Industrie, deren Erzeugnisse um so werthvoller
und begehrenswerther zu sein scheinen für die

guter Zeit noch etwas Eintraͤglicheres zu ergreifen,
und auch Solche, die wirklich aus einem inneren
Antriebe gekommen waren und außergewoͤhnliches
Geſchick bezeigten, fielen ohne Weiteres ab, da
ſie in ihrer ganzen Erfahrung zufaͤllig nie ge¬
hoͤrt, daß man nur durch Entbehren, Dulden
und Ausharren an's Ziel gelange, und dagegen
einzig wußten, daß man ſo bald als moͤglich
Geld verdienen muͤſſe. Die Jugendjahre von
wohl Dreißigen ſolcher Knaben und Juͤnglinge
hatte Haberſaat ſchon in blauen Sonntagshim¬
meln und grasgruͤnen Baͤumen auf ſein Papier
gehaucht, und der huͤſtelnde Kupferſtecher war ſein
infernaliſcher Helfershelfer, indem er mit ſeinem
Scheidewaſſer die ſchwarze Unterlage dazu aͤtzte,
wobei die melancholiſchen Drucker, an das knar¬
rende Rad gefeſſelt, fuͤglich eine Art gedruͤckter
Unterteufel vorſtellten, nimmermuͤde Daͤmonen,
die unter der Walze ihrer Preſſen die zu bemalen¬
den Blaͤtter unerſchoͤpflich, endlos hervorzogen.
So begriff er vollſtaͤndig das Weſen heutiger
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[159/0169] guter Zeit noch etwas Eintraͤglicheres zu ergreifen, und auch Solche, die wirklich aus einem inneren Antriebe gekommen waren und außergewoͤhnliches Geſchick bezeigten, fielen ohne Weiteres ab, da ſie in ihrer ganzen Erfahrung zufaͤllig nie ge¬ hoͤrt, daß man nur durch Entbehren, Dulden und Ausharren an's Ziel gelange, und dagegen einzig wußten, daß man ſo bald als moͤglich Geld verdienen muͤſſe. Die Jugendjahre von wohl Dreißigen ſolcher Knaben und Juͤnglinge hatte Haberſaat ſchon in blauen Sonntagshim¬ meln und grasgruͤnen Baͤumen auf ſein Papier gehaucht, und der huͤſtelnde Kupferſtecher war ſein infernaliſcher Helfershelfer, indem er mit ſeinem Scheidewaſſer die ſchwarze Unterlage dazu aͤtzte, wobei die melancholiſchen Drucker, an das knar¬ rende Rad gefeſſelt, fuͤglich eine Art gedruͤckter Unterteufel vorſtellten, nimmermuͤde Daͤmonen, die unter der Walze ihrer Preſſen die zu bemalen¬ den Blaͤtter unerſchoͤpflich, endlos hervorzogen. So begriff er vollſtaͤndig das Weſen heutiger Induſtrie, deren Erzeugniſſe um ſo werthvoller und begehrenswerther zu ſein ſcheinen fuͤr die

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/169>, abgerufen am 25.11.2024.