nen, noch ein großer Künstler zu werden. In dieser Gruppe erbte sich durch alle Generationen, welche schon im Dienste des Meisters durch das Refektorium geschwunden, die große Künstlertra¬ dition von Sammtrock und Bart fort; aber nur selten erreichte Einer dies Ziel, indem immer der Flug vorher ermüdete und die Mehrzahl der Ge¬ täuschten nach ihrem Austritte noch ein gutes Handwerk erlernte. Es waren immer Söhne blutarmer Leute, welche, in der Wahl eines Un¬ terkommens verlegen, von dem rührigen Manne in sein Refektorium gelockt wurden unter der Aussicht, eine Art Maler und Herren zu werden, die ihr Auskommen finden und immer noch etwas über den Schneider und Schuster stehen würden. Da sie gewöhnlich keine Gelder beibringen konn¬ ten, so mußten sie sich verbindlich machen, den Unterricht in der "Malerkunst" abzuverdienen und vier Jahre für den Meister zu arbeiten. Er rich¬ tete sie dann vom ersten Tage an zum Färben seiner Landschaften ab und brachte sie, ungeachtet ihrer gänzlichen Unberufenheit, durch Strenge so weit, daß sie ihre Arbeit bald reinlich und klar
nen, noch ein großer Kuͤnſtler zu werden. In dieſer Gruppe erbte ſich durch alle Generationen, welche ſchon im Dienſte des Meiſters durch das Refektorium geſchwunden, die große Kuͤnſtlertra¬ dition von Sammtrock und Bart fort; aber nur ſelten erreichte Einer dies Ziel, indem immer der Flug vorher ermuͤdete und die Mehrzahl der Ge¬ taͤuſchten nach ihrem Austritte noch ein gutes Handwerk erlernte. Es waren immer Soͤhne blutarmer Leute, welche, in der Wahl eines Un¬ terkommens verlegen, von dem ruͤhrigen Manne in ſein Refektorium gelockt wurden unter der Ausſicht, eine Art Maler und Herren zu werden, die ihr Auskommen finden und immer noch etwas uͤber den Schneider und Schuſter ſtehen wuͤrden. Da ſie gewoͤhnlich keine Gelder beibringen konn¬ ten, ſo mußten ſie ſich verbindlich machen, den Unterricht in der »Malerkunſt« abzuverdienen und vier Jahre fuͤr den Meiſter zu arbeiten. Er rich¬ tete ſie dann vom erſten Tage an zum Faͤrben ſeiner Landſchaften ab und brachte ſie, ungeachtet ihrer gaͤnzlichen Unberufenheit, durch Strenge ſo weit, daß ſie ihre Arbeit bald reinlich und klar
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nen, noch ein großer Kuͤnſtler zu werden. In
dieſer Gruppe erbte ſich durch alle Generationen,
welche ſchon im Dienſte des Meiſters durch das
Refektorium geſchwunden, die große Kuͤnſtlertra¬
dition von Sammtrock und Bart fort; aber nur
ſelten erreichte Einer dies Ziel, indem immer der
Flug vorher ermuͤdete und die Mehrzahl der Ge¬
taͤuſchten nach ihrem Austritte noch ein gutes
Handwerk erlernte. Es waren immer Soͤhne
blutarmer Leute, welche, in der Wahl eines Un¬
terkommens verlegen, von dem ruͤhrigen Manne
in ſein Refektorium gelockt wurden unter der
Ausſicht, eine Art Maler und Herren zu werden,
die ihr Auskommen finden und immer noch etwas
uͤber den Schneider und Schuſter ſtehen wuͤrden.
Da ſie gewoͤhnlich keine Gelder beibringen konn¬
ten, ſo mußten ſie ſich verbindlich machen, den
Unterricht in der »Malerkunſt« abzuverdienen und
vier Jahre fuͤr den Meiſter zu arbeiten. Er rich¬
tete ſie dann vom erſten Tage an zum Faͤrben
ſeiner Landſchaften ab und brachte ſie, ungeachtet
ihrer gaͤnzlichen Unberufenheit, durch Strenge ſo
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/167>, abgerufen am 25.11.2024.
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