See -- aber ich versicherte ernsthaft, daß meine Verhältnisse geböten, diese Gelegenheit zu be¬ nutzen, frühstückte eilig, nahm einige meiner Sa¬ chen zusammen und von den verblüfften und fast unwilligen Verwandten Abschied und setzte mich mit dem Müller auf das Wägelchen, welches ohne Aufenthalt zum Dorfe hinaus und bald auf der staubigen Landstraße dahinrollte. Dies Alles that ich halb unbewußt in der Verwirrung, zum Theil, weil ich wähnte, man würde mir auf der Stelle ansehen, daß ich wegen Anna bliebe und daß ich sie wirklich liebe, und endlich auch aus unerklärlicher Laune.
Sobald ich hundert Schritte vom Dorfe ent¬ fernt war, reute mich meine Abreise, ich wäre gern vom Wagen gesprungen, und drehte den Kopf immerwährend zurück nach den Höhen, welche um den See lagen, und schaute sie an, ohne zu gewahren, wie sie unter meinen Augen blau und klein wurden und hinter meinem Rücken das Hochgebirge aus größern und tiefern Seeen emporstieg.
Ich konnte mich in den ersten Tagen meiner
See — aber ich verſicherte ernſthaft, daß meine Verhaͤltniſſe geboͤten, dieſe Gelegenheit zu be¬ nutzen, fruͤhſtuͤckte eilig, nahm einige meiner Sa¬ chen zuſammen und von den verbluͤfften und faſt unwilligen Verwandten Abſchied und ſetzte mich mit dem Muͤller auf das Waͤgelchen, welches ohne Aufenthalt zum Dorfe hinaus und bald auf der ſtaubigen Landſtraße dahinrollte. Dies Alles that ich halb unbewußt in der Verwirrung, zum Theil, weil ich waͤhnte, man wuͤrde mir auf der Stelle anſehen, daß ich wegen Anna bliebe und daß ich ſie wirklich liebe, und endlich auch aus unerklaͤrlicher Laune.
Sobald ich hundert Schritte vom Dorfe ent¬ fernt war, reute mich meine Abreiſe, ich waͤre gern vom Wagen geſprungen, und drehte den Kopf immerwaͤhrend zuruͤck nach den Hoͤhen, welche um den See lagen, und ſchaute ſie an, ohne zu gewahren, wie ſie unter meinen Augen blau und klein wurden und hinter meinem Ruͤcken das Hochgebirge aus groͤßern und tiefern Seeen emporſtieg.
Ich konnte mich in den erſten Tagen meiner
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See — aber ich verſicherte ernſthaft, daß meine
Verhaͤltniſſe geboͤten, dieſe Gelegenheit zu be¬
nutzen, fruͤhſtuͤckte eilig, nahm einige meiner Sa¬
chen zuſammen und von den verbluͤfften und faſt
unwilligen Verwandten Abſchied und ſetzte mich
mit dem Muͤller auf das Waͤgelchen, welches
ohne Aufenthalt zum Dorfe hinaus und bald auf
der ſtaubigen Landſtraße dahinrollte. Dies Alles
that ich halb unbewußt in der Verwirrung, zum
Theil, weil ich waͤhnte, man wuͤrde mir auf der
Stelle anſehen, daß ich wegen Anna bliebe und
daß ich ſie wirklich liebe, und endlich auch aus
unerklaͤrlicher Laune.
Sobald ich hundert Schritte vom Dorfe ent¬
fernt war, reute mich meine Abreiſe, ich waͤre
gern vom Wagen geſprungen, und drehte den
Kopf immerwaͤhrend zuruͤck nach den Hoͤhen,
welche um den See lagen, und ſchaute ſie an,
ohne zu gewahren, wie ſie unter meinen Augen
blau und klein wurden und hinter meinem Ruͤcken
das Hochgebirge aus groͤßern und tiefern Seeen
emporſtieg.
Ich konnte mich in den erſten Tagen meiner
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/158>, abgerufen am 27.11.2024.
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