trächtlichem Abstand vom Tische, und stachen die Fleischbissen mit feierlich ausgestrecktem Arme an, die Gabel am äußersten Ende haltend. So führ¬ ten sie ihre Beute auf dem weitesten Wege zum Munde und tranken den Wein in kleinen, züch¬ tigen, aber häufigen Zügen. Die Aufwärterinnen trugen die breiten Zinnschüsseln in erhobenen Hän¬ den in der Höhe ihres Gesichtes heran, mit ge¬ messenem Paradeschritt, die Hüften gewaltig hin und her wiegend. Wo sie die Tracht auf den Tisch setzten, mußten die beiden Zunächstsitzenden einen Wettstreit beginnen, indem sie ihnen ihre Gläser zum Trinken boten und Jeder wenigstens zwei gute Witze auf den Nebenbuhler losließ; dieser kleine Kampf wurde dann dadurch ge¬ schlichtet, daß die Aufwärterin aus jedem Glase nippte und mehr oder weniger zufrieden mit der Ausführung dieser Etiquette sich zurückzog.
Nach Verfluß zweier langen Stunden wurden die Gerichte feiner und leckerer, die Roheren unter den Gästen näherten sich immer mehr dem Tische, legten die Arme darauf, und begannen nun erst, auf dem möglichst kürzesten Wege, ein ungeheures
traͤchtlichem Abſtand vom Tiſche, und ſtachen die Fleiſchbiſſen mit feierlich ausgeſtrecktem Arme an, die Gabel am aͤußerſten Ende haltend. So fuͤhr¬ ten ſie ihre Beute auf dem weiteſten Wege zum Munde und tranken den Wein in kleinen, zuͤch¬ tigen, aber haͤufigen Zuͤgen. Die Aufwaͤrterinnen trugen die breiten Zinnſchuͤſſeln in erhobenen Haͤn¬ den in der Hoͤhe ihres Geſichtes heran, mit ge¬ meſſenem Paradeſchritt, die Huͤften gewaltig hin und her wiegend. Wo ſie die Tracht auf den Tiſch ſetzten, mußten die beiden Zunaͤchſtſitzenden einen Wettſtreit beginnen, indem ſie ihnen ihre Glaͤſer zum Trinken boten und Jeder wenigſtens zwei gute Witze auf den Nebenbuhler losließ; dieſer kleine Kampf wurde dann dadurch ge¬ ſchlichtet, daß die Aufwaͤrterin aus jedem Glaſe nippte und mehr oder weniger zufrieden mit der Ausfuͤhrung dieſer Etiquette ſich zuruͤckzog.
Nach Verfluß zweier langen Stunden wurden die Gerichte feiner und leckerer, die Roheren unter den Gaͤſten naͤherten ſich immer mehr dem Tiſche, legten die Arme darauf, und begannen nun erſt, auf dem moͤglichſt kuͤrzeſten Wege, ein ungeheures
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traͤchtlichem Abſtand vom Tiſche, und ſtachen die
Fleiſchbiſſen mit feierlich ausgeſtrecktem Arme an,
die Gabel am aͤußerſten Ende haltend. So fuͤhr¬
ten ſie ihre Beute auf dem weiteſten Wege zum
Munde und tranken den Wein in kleinen, zuͤch¬
tigen, aber haͤufigen Zuͤgen. Die Aufwaͤrterinnen
trugen die breiten Zinnſchuͤſſeln in erhobenen Haͤn¬
den in der Hoͤhe ihres Geſichtes heran, mit ge¬
meſſenem Paradeſchritt, die Huͤften gewaltig hin
und her wiegend. Wo ſie die Tracht auf den
Tiſch ſetzten, mußten die beiden Zunaͤchſtſitzenden
einen Wettſtreit beginnen, indem ſie ihnen ihre
Glaͤſer zum Trinken boten und Jeder wenigſtens
zwei gute Witze auf den Nebenbuhler losließ;
dieſer kleine Kampf wurde dann dadurch ge¬
ſchlichtet, daß die Aufwaͤrterin aus jedem Glaſe
nippte und mehr oder weniger zufrieden mit der
Ausfuͤhrung dieſer Etiquette ſich zuruͤckzog.
Nach Verfluß zweier langen Stunden wurden
die Gerichte feiner und leckerer, die Roheren unter
den Gaͤſten naͤherten ſich immer mehr dem Tiſche,
legten die Arme darauf, und begannen nun erſt,
auf dem moͤglichſt kuͤrzeſten Wege, ein ungeheures
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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/147>, abgerufen am 27.11.2024.
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