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Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854.

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mes Reh erschien neugierig unter der Thür, eine
prachtvolle graue Katze folgte und schmiegte sich
durch das Getümmel, die spielenden und zu täp¬
pischen Hunde würdevoll abweisend, Tauben sa¬
ßen auf dem Fenster, Menschen und Thiere, die
ersteren kaum halb angezogen, jagten sich durch¬
einander; Alle aber hielt der kluge Marder zum
Besten und schien viel eher mit uns zu spielen,
als wir mit ihm. Nun erschien auch der Oheim
mit dem rauchenden Waldhörnchen, uns eher noch
zu Unfug anspornend, als abwehrend; seine frisch
blühenden Töchter folgten ihm, um nach der Ur¬
sache des Geräusches zu sehen und uns zu Früh¬
stück und Ordnung zu rufen, mußten sich aber
bald ihrer Haut wehren, da ein Krieg allgemei¬
ner Neckerei sich gegen sie entspann, an dem so¬
gar die Hunde Theil nahmen, welche sich die Pa¬
role der erlaubten Ausgelassenheit am frühen
Morgen nicht zweimal geben ließen, sondern sich
tapfer an die starken Kleidersäume der schelten¬
den Mädchen hingen. Ich saß an dem offenen
Fenster und athmete die balsamische Morgenluft;
die glitzernden Wellen des raschen Flüßchens

mes Reh erſchien neugierig unter der Thuͤr, eine
prachtvolle graue Katze folgte und ſchmiegte ſich
durch das Getuͤmmel, die ſpielenden und zu taͤp¬
piſchen Hunde wuͤrdevoll abweiſend, Tauben ſa¬
ßen auf dem Fenſter, Menſchen und Thiere, die
erſteren kaum halb angezogen, jagten ſich durch¬
einander; Alle aber hielt der kluge Marder zum
Beſten und ſchien viel eher mit uns zu ſpielen,
als wir mit ihm. Nun erſchien auch der Oheim
mit dem rauchenden Waldhoͤrnchen, uns eher noch
zu Unfug anſpornend, als abwehrend; ſeine friſch
bluͤhenden Toͤchter folgten ihm, um nach der Ur¬
ſache des Geraͤuſches zu ſehen und uns zu Fruͤh¬
ſtuͤck und Ordnung zu rufen, mußten ſich aber
bald ihrer Haut wehren, da ein Krieg allgemei¬
ner Neckerei ſich gegen ſie entſpann, an dem ſo¬
gar die Hunde Theil nahmen, welche ſich die Pa¬
role der erlaubten Ausgelaſſenheit am fruͤhen
Morgen nicht zweimal geben ließen, ſondern ſich
tapfer an die ſtarken Kleiderſaͤume der ſchelten¬
den Maͤdchen hingen. Ich ſaß an dem offenen
Fenſter und athmete die balſamiſche Morgenluft;
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[2/0012] mes Reh erſchien neugierig unter der Thuͤr, eine prachtvolle graue Katze folgte und ſchmiegte ſich durch das Getuͤmmel, die ſpielenden und zu taͤp¬ piſchen Hunde wuͤrdevoll abweiſend, Tauben ſa¬ ßen auf dem Fenſter, Menſchen und Thiere, die erſteren kaum halb angezogen, jagten ſich durch¬ einander; Alle aber hielt der kluge Marder zum Beſten und ſchien viel eher mit uns zu ſpielen, als wir mit ihm. Nun erſchien auch der Oheim mit dem rauchenden Waldhoͤrnchen, uns eher noch zu Unfug anſpornend, als abwehrend; ſeine friſch bluͤhenden Toͤchter folgten ihm, um nach der Ur¬ ſache des Geraͤuſches zu ſehen und uns zu Fruͤh¬ ſtuͤck und Ordnung zu rufen, mußten ſich aber bald ihrer Haut wehren, da ein Krieg allgemei¬ ner Neckerei ſich gegen ſie entſpann, an dem ſo¬ gar die Hunde Theil nahmen, welche ſich die Pa¬ role der erlaubten Ausgelaſſenheit am fruͤhen Morgen nicht zweimal geben ließen, ſondern ſich tapfer an die ſtarken Kleiderſaͤume der ſchelten¬ den Maͤdchen hingen. Ich ſaß an dem offenen Fenſter und athmete die balſamiſche Morgenluft; die glitzernden Wellen des raſchen Fluͤßchens

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Zitationshilfe: Keller, Gottfried: Der grüne Heinrich. Bd. 2. Braunschweig, 1854, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keller_heinrich02_1854/12>, abgerufen am 24.11.2024.